Tech-Start-ups Frauen sind die wahren Unicorns

Niemand investiert so viel in Start-ups wie die Deutschen. Quelle: dpa

Weltweit gibt es fast 300 Start-ups, die mindestens eine Milliarde Dollar wert sind: sogenannte Unicorns. Doch etwas anderes ist tatsächlich selten, wie eine aktuelle Studie der Silicon Valley Bank dokumentiert.

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Aileen Lee von Cowboy Ventures, eine der wenigen weiblichen Wagnisfinanziererinnen, erfand im November 2013 den Begriff Unicorn. Um die damals noch rare Klasse von Start-ups zu beschreiben, denen von ihren Investoren ein Wert von mindestens einer Milliarde Dollar zugeschrieben wird. So selten also wie die mythischen Einhörner. Inzwischen nähert sich die Zahl der Unicorns weltweit der 300, mit dem Fahrdienst Uber an der Spitze. Eine ganze Herde also. Selten sieht anders aus.

Was schon immer rar war und auch geblieben ist, sind Frauen als Gründerinnen von Start-ups. Seit fünf Jahren untersucht die Silicon Valley Bank – die Hausbank der Gründer und Wagnisfinanzierer im Hightech-Tal –, wie die Gleichstellung bei Jungunternehmen im Tech-Sektor und der Gesundheitsbranche voranschreitet.

Fazit: Trotz Förderung kaum. Der neueste Bericht, der 1377 Start-up-Unternehmer aus den USA, Großbritannien, Kanada und China befragte, zeigt leichte Verbesserungen, zeichnet jedoch immer noch ein ernüchterndes Bild. In immerhin 56 Prozent der Jungunternehmen findet sich demnach eine Frau in der Führungsriege, meistens als Personalchefin oder fürs Marketing zuständig. Im vergangenen Jahr waren es 49 Prozent.

Erfahrung, Zeit und Geld – all dies braucht es ein Unternehmer. Nur: Wann hat man davon gerade genug, aber noch nicht zu viel? Zwei Gründer diskutieren, welches das beste Alter ist, um ein Start-up hochzuziehen.
von Thomas Stölzel

Doch nur 40 Prozent haben eine Frau im Verwaltungsrat. Noch seltener sind Frauen als Startup-Gründer – 28 Prozent, aber immerhin eine leichte Steigerung gegenüber 25 Prozent im Vorjahr. Diese ernüchternde Zahl gilt wiederum für gemischte Gründungsteams. Rein weibliche Gründer oder Teams tauchen in der Studie gar nicht auf.

China geht dabei mit gutem Beispiel voran. Im Reich der Mitte finden sich in 70 Prozent der Hightech-Start-ups Frauen in Führungspositionen, in Großbritannien sind es 57 Prozent, in den USA nur 53 Prozent. Auch in der Kategorie Verwaltungsrat ist China Spitze – in jedem zweiten Aufsichtsgremium findet sich eine Frau, in den USA nur in jedem dritten.

Die Befragten sind sich zumindest bei einer Sache einig: Das Einsammeln von Kapital ist trotz potentiell vieler Investoren weiterhin schwierig. Doch bei einem rein männlichen Team erscheint es etwas leichter, meinten immerhin 22 Prozent gegenüber 13 Prozent bei Frauen in der Gründungscrew.

Vielleicht können Unternehmerinnen wie Aileen Lee etwas daran ändern. Als Gründerin eines nur von Frauen geführten Risikokapitalverwalters und als Tochter chinesischer Immigranten ist die an Harvard und dem MIT ausgebildete Unternehmerin sozusagen ein Ultra-Unicorn.

Sie diskriminiert bei ihren Investitionen nicht. Auch was Männer angeht. Eins ihrer erfolgreichsten Investments ist der Rasierer-Abodienst Dollar Shave Club. Der wurde im Sommer 2016 von Unilever für rund eine Milliarde Dollar erworben wurde. Aber das Gründer-Duo war auch in diesem Fall rein männlich.

Diese deutschen Unternehmen sind mindestens eine Milliarde Dollar wert
Celonis (Datenanalyse)"Process-Mining" - die Analyse von Prozessen in Unternehmen - ist das Geschäft des Münchener Unternehmens, in das unter anderem Accel und 83North investiert haben. Es bietet Software für Unternehmensabteilungen an, von Vertrieb über Produktion bis IT Service Management. Laut cbinsights gehört das Unternehmen mit einem Wert von einer Milliarde US-Dollar damit zu den gut 300 Einhörnern weltweit. Quelle: imago images
Ottobock Group (Medizintechnik)Mit einem geschätzten Unternehmenswert von 3,5 Milliarden US-Dollar zählt Ottobock aus Duderstadt zu den größten deutschen Unicorns. Die Entwicklung moderner Prothesen und Orthesen ist eines der Standbeine des Unternehmens. Eine weitere Einheit entwickelt Rollstühle, während sich die dritte Sparte, die Kunststoff Holding, mit der Fertigung von Kunststoffen befasst, die als Vorprodukte für die Autoindustrie verwendet werden. (REUTERS/Leonhard Foeger) Quelle: REUTERS
CureVac (Biopharmazie)Das im Jahr 2000 gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Tübingen ist ein Spin Off der dortigen Universität. Es hat sich auf die Erforschung und Entwicklung innovativer Arzneimittel spezialisiert. Der Kern ist dabei ein sogenanntes Botenmolekül namens mRNA. Dietmar Hopp gehört zu den Investoren. Ebenso die Bill und Melinda Gates Foundation. cbinsights beziffert den Unternehmenswert auf 1,7 Milliarden US-Dollar. Quelle: PR
NuCom Group Von den zahlreichen Unternehmungen, die sich unter dem Dach der NuCom Group befinden, dürfte die Partnervermittlung Parship auch dank massiver Plakatwerbung die bekannteste Marke sein. Auf 2,2 Milliarden US-Dollar schätzt cbinsights den Marktwert. Den hat sich die Gruppe unter anderem mit weiteren Datingseiten wie eharmony oder elitepartner, aber auch dem Vergleichsportal Verivox erarbeitet. Ebenfalls im Portfolio: billiger-mietwagen.de, Käuferportal.de, flaconi.de, mydays.de, Jochen Schweizer oder den Hersteller für Erotikartikel Amorelie. Dieser digitale Gemischtwarenladen gehört mehrheitlich zur ProSiebenSat.1 Media SE. Als großer Investor ist General Atlantic dazugestoßen. Quelle: imago images
Auto1 Group (Gebrauchtwagenhandel)Der Einstieg eines Investmentfonds der japanischen Softbank im Januar 2018 bescherte der Auto1 Group von Hakan Koc und Christian Bertermann eine Bewertung in Höhe von rund 3,6 Milliarden US-Dollar. Das zeigen die daten von cbinsight. Das Berliner Unternehmen vermittelt Gebrauchtwagen an KFZ-Händler. Derzeit wirbt die Auto1 Group mit 40.000 geprüften Fahrzeugen europaweit. Für Privatpersonen bietet die Webseite hingegen kaum etwas. Quelle: imago images
About you (E-Commerce mit Mode)Der Modehändler About you ist eine Tochter der Otto-Group. Zu den Investoren zählen German Media Pool und Seven Venture Capital. Im Juli 2018 kaufte die dänische Beteiligungsholding Heartland S/A mit Sitz in Aarhus 29 Prozent an dem Unternehmen. Seitdem zählt das Hamburger Unternehmen zu dem Kreis der Einhorn-Unternehmen. About you kooperiert zum Beispiel mit dem Model Lena Gercke für eine eigene Modereihe. Quelle: PR
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