Aileen Lee von Cowboy Ventures, eine der wenigen weiblichen Wagnisfinanziererinnen, erfand im November 2013 den Begriff Unicorn. Um die damals noch rare Klasse von Start-ups zu beschreiben, denen von ihren Investoren ein Wert von mindestens einer Milliarde Dollar zugeschrieben wird. So selten also wie die mythischen Einhörner. Inzwischen nähert sich die Zahl der Unicorns weltweit der 300, mit dem Fahrdienst Uber an der Spitze. Eine ganze Herde also. Selten sieht anders aus.
Was schon immer rar war und auch geblieben ist, sind Frauen als Gründerinnen von Start-ups. Seit fünf Jahren untersucht die Silicon Valley Bank – die Hausbank der Gründer und Wagnisfinanzierer im Hightech-Tal –, wie die Gleichstellung bei Jungunternehmen im Tech-Sektor und der Gesundheitsbranche voranschreitet.
Fazit: Trotz Förderung kaum. Der neueste Bericht, der 1377 Start-up-Unternehmer aus den USA, Großbritannien, Kanada und China befragte, zeigt leichte Verbesserungen, zeichnet jedoch immer noch ein ernüchterndes Bild. In immerhin 56 Prozent der Jungunternehmen findet sich demnach eine Frau in der Führungsriege, meistens als Personalchefin oder fürs Marketing zuständig. Im vergangenen Jahr waren es 49 Prozent.
Doch nur 40 Prozent haben eine Frau im Verwaltungsrat. Noch seltener sind Frauen als Startup-Gründer – 28 Prozent, aber immerhin eine leichte Steigerung gegenüber 25 Prozent im Vorjahr. Diese ernüchternde Zahl gilt wiederum für gemischte Gründungsteams. Rein weibliche Gründer oder Teams tauchen in der Studie gar nicht auf.
China geht dabei mit gutem Beispiel voran. Im Reich der Mitte finden sich in 70 Prozent der Hightech-Start-ups Frauen in Führungspositionen, in Großbritannien sind es 57 Prozent, in den USA nur 53 Prozent. Auch in der Kategorie Verwaltungsrat ist China Spitze – in jedem zweiten Aufsichtsgremium findet sich eine Frau, in den USA nur in jedem dritten.
Die Befragten sind sich zumindest bei einer Sache einig: Das Einsammeln von Kapital ist trotz potentiell vieler Investoren weiterhin schwierig. Doch bei einem rein männlichen Team erscheint es etwas leichter, meinten immerhin 22 Prozent gegenüber 13 Prozent bei Frauen in der Gründungscrew.
Vielleicht können Unternehmerinnen wie Aileen Lee etwas daran ändern. Als Gründerin eines nur von Frauen geführten Risikokapitalverwalters und als Tochter chinesischer Immigranten ist die an Harvard und dem MIT ausgebildete Unternehmerin sozusagen ein Ultra-Unicorn.
Sie diskriminiert bei ihren Investitionen nicht. Auch was Männer angeht. Eins ihrer erfolgreichsten Investments ist der Rasierer-Abodienst Dollar Shave Club. Der wurde im Sommer 2016 von Unilever für rund eine Milliarde Dollar erworben wurde. Aber das Gründer-Duo war auch in diesem Fall rein männlich.




