Allerdings sehen es die großen Kanzleien meist gar nicht gern, wenn sich Partnerinnen und Partner in Aufsichtsräte wählen lassen – falls ein Kontrollgremium mal in öffentliches Kreuzfeuer gerät, bleibt der Schaden auch an der Kanzlei hängen.
Als weitere Anwärterin auf einen Aufsichtsratsposten gilt in der Frankfurter Finanzszene Dorothee Blessing, Partnerin bei der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die Ehefrau von Commerzbank-Chef Martin Blessing und Mutter dreier Kinder hat schon bei vielen großen Transaktionen, etwa beim Verkauf der Pharmasparte des früheren Dax-Konzerns Altana, die Fäden gezogen.
"Frauen müssen im Berufsleben nicht nur als Einsteiger eine Selbstverständlichkeit sein – das sind wir ja schon –, sondern sollten dies auch in Führungspositionen und Aufsichtsgremien werden", erklärte die Mittvierzigerin vor einiger Zeit in einem Interview.
"Je heterogener der Aufsichtsrat zusammengesetzt ist, umso besser – vorausgesetzt, die Eignung der Kandidaten stimmt", sagt Peter Ruhwedel, Professor für Strategisches Management und Organisation an der privaten FOM Hochschule in Duisburg.
Der Wissenschaftler plädiert dafür, dass Unternehmen mehr Frauen und ausländische Manager in die Kontrollgremien holen, um dank Vielfalt und unterschiedlicher Erfahrungen zu besseren Ergebnissen zu kommen. "Die Umstellung darf jedoch nicht mit der Brechstange erfolgen", so Ruhwedel.
Langsam sprechen sich solche Erfahrungen bei den Unternehmen herum. 2012 hat sich nach Ruhwedels Zählung auf der Kapitalseite die Zahl der weiblichen Aufsichtsratsmitglieder in den 30 Dax-Konzernen von 23 auf 32 erhöht.
Beim Softwarehersteller SAP im badischen Walldorf kontrolliert etwa seit diesem Jahr die renommierte Hochschullehrerin Anja Feldmann, Professorin für Elektrotechnik, die Geschäfte mit. Die US-Chemiemanagerin Sue Rataj wacht über den Bayer-Konzern.
Bei der Allianz rückte die dänische Assekuranz-Managerin Christine Bosse in den Aufsichtsrat ein – zuvor führte die 51-Jährige bis 2011 die Versicherungsgruppe Tryg Forsikring. Der derzeit schwer angeschlagene Industriekonzern ThyssenKrupp berief die Bankmanagerin Carola Gräfin v. Schmettow in sein Kontrollgremium. Und VW-Patriarch Ferdinand Piëch brachte seine Ehefrau Ursula im Aufsichtsrat des Wolfsburger Automobilkonzerns unter.