Das Bild, wohlgemerkt, nicht das Grundgefüge der Macht. Denn nur weil der Dresscode des Erfolgs nicht mehr so leicht zu erkennen ist, heißt das noch lange nicht, dass es ihn nicht mehr gibt. Er hat sich nur stark verändert. Heute zählen vor allem körperliche Fitness und ein gepflegtes Äußeres: Wer braucht schon einen edlen Brioni-Anzug, wenn er einen Personaltrainer hat?
Und es zählt die individuelle Note. Der italienische Exregierungschef Matteo Renzi etwa hat das weiße Hemd in ein Machtsymbol verwandelt. Immer wieder zog er bei seinen Auftritten die Anzugjacke aus und präsentierte sich als hemdsärmeliger Politiker in strahlendem Weiß. Natürlich änderte die zur Schau getragene Volksnähe nichts daran, dass er als Regierungschef der viertgrößten Volkswirtschaft zu den mächtigsten Menschen Europas gehörte.
Oder Mark Zuckerberg. Der Facebook-Chef tritt, wenn er nicht gerade von US-Abgeordneten befragt wird, in verwaschenen T-Shirts und Kapuzenpullis auf – die modischen Symbole der erfolgreichen Internetkonzerne aus dem Silicon Valley: Der Hoodiekapitalismus steht für visionäre Technologie und agiles Arbeiten, für einen souveränen Umgang mit dem Scheitern – und für eine heterogene, von jungen, diversen Gründern/Gründerinnen herausgeforderte Wirtschaftswelt, in der Dynamik und Spontaneität mehr zählen als Erfahrung und Seniorität. Wer da mithalten will, muss permanent an sich arbeiten, sich fit halten, am Ball bleiben. Auch optisch.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Eine Folge: Noch nie wurde mehr gecremt, gezupft und trainiert. Allein in Deutschland hat die Pflege- und Kosmetikbranche 2017 rund 16,6 Milliarden Euro umgesetzt. Für 2018 gehen Experten von einer Steigerung um 400 Millionen Euro aus. In den USA gibt es für diesen Trend schon ein neues Wort. Aus Wellness und Health wird „Wellth“ – die neue Vokabel des Erfolgs. „Der Körper wird für viele Mächtige zur Obsession“, sagt Modesoziologin Giannone. Vor allem für diejenigen, die in der Öffentlichkeit stehen.
Das bestätigt Timm Golüke, Dermatologe in München. Er spritzt Botox in Zornesfalten, entfernt Altersflecken oder geplatzte Äderchen: „Viele meiner Patienten kommen zu mir, wenn sie ein unglückliches Foto von sich in den sozialen Netzwerken gesehen haben.“
Instagram, Facebook und Pinterest hätten fraglos den Optimierungsdruck erhöht. Vor allem unter Männern. Im vergangenen Jahr wurden bereits 17,5 Prozent aller Schönheitsoperationen an Männern durchgeführt. Ein neuer Rekord. Auf Platz eins liegt dabei die Lidstraffung. Sie sorgt für ein frisches, ausgeschlafenes Aussehen. Offenbar empfindet das so mancher im Berufsleben als einen Wettbewerbsvorteil.
Tatsächlich hat der Wirtschaftswissenschaftler Daniel Hamermesh vor einigen Jahren herausgefunden, dass Attraktivität im Berufsleben belohnt wird. Der Amerikaner gilt als führender Wissenschaftler auf dem Gebiet der Ökonomie der Schönheit. Für sein Buch „Beauty Pays“ wertete er Daten von mehr als 2700 Männern und Frauen aus, die Forschern der Universität Michigan ihr Gehalt mitteilten – und deren Aussehen in die Kategorien wunderschön, gut aussehend, durchschnittlich, unansehnlich und hässlich unterteilt wurde. Das Ergebnis: Attraktive Angestellte verdienen im Schnitt bis zu fünf Prozent mehr als unansehnliche Kollegen. Im Laufe eines Berufsleben kommt da einiges zusammen: So verdienen schöne Menschen 230.000 Dollar mehr – zumindest in den USA.