Digitalisierung "Unternehmen brauchen keine digitalen Heilsbringer"

VW hat einen, BMW natürlich auch, der TÜV Süd hat sich gerade erst einen gegönnt: Einen Chief Digital Officer. Dessen Job ist es, ein Unternehmen fit für die Zukunft machen. Gute Idee. Nur scheitert meist die Umsetzung.

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Unternehmen brauchen keinen digitalen Messias. Quelle: Getty Images, Montage

"Der TÜV Süd hat Dr. rer. nat. Dirk Schlesinger zum Chief Digital Officer ernannt. In dieser neu geschaffenen Position übernimmt Dr. Schlesinger die weltweite Verantwortung dafür, die digitale Transformation des internationalen Dienstleistungskonzerns weiter voranzutreiben." Bäm! So geht Zukunft. Andere deutsche Großkonzerne haben es ja schließlich vorgemacht: Volkswagen wird von Johann Jungwirth, kurz JJ, für die Zukunft flott gemacht, bei BMW digitalisiert seit Februar Jens Monsees. In Europa haben 13 Prozent der Unternehmen einen Chefdigitalisierer, kurz CDO. In Amerika sind es immerhin sieben Prozent, wie eine Studie von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, aus dem Dezember zeigt.


Der CDO ist eine bequeme Lösung

"Der Kunde ist bereits digital, weswegen sich die Unternehmen ebenfalls digitalisieren müssen. Da erscheint es für so manchen CEO sehr bequem und einfach, jemanden, nämlich einen CDO, einzustellen, der dann alle Probleme lösen soll", erklärt Sanjay Dholakia das Phänomen. Er ist Marketingchef bei Marketo, einem Anbieter von Marketingsoftwarelösungen, die unter anderem mit Panasonic, Hyundai oder Sony zusammenarbeiten. Auch seine Erfahrung zeigt: In den USA setzen nur wenige Unternehmen auf einen Chief Digital Officer. "Insgesamt sind es vielleicht sechs Prozent", schätzt er.

Laut der CDO-Studie von Strategy & hoffen besonders die Unternehmen aus dem B2B-Bereich auf den Erfolg eines Verantwortlichen für die Digitalisierung. Der soll dann herausfinden, was Kunden wollen, neue Geschäftsfelder entwickeln, kurz: das angestaubte Geschäftsmodell umkrempeln. In der Regel kommen die Retter aus dem Marketing, sind Vertriebler, Technikprofis oder Berater.

"Unternehmen brauchen eine zentrale Funktion wie die eines CDO, die die gesamte Transformation im Blick hat und die einzelnen Aspekte koordiniert und delegiert, wie beispielsweise die nötigen Weiterbildungen an die Personalabteilung", erklärt Steffen Chalupny, Director Advisory und Ausbildungsspezialist bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Seiner Erfahrung nach herrscht gerade bei den Beschäftigten eine große Unsicherheit, was den digitalen Wandel angeht. "Sie lesen und hören viel zum Thema und beschäftigen sich damit eher passiv. Was es aber konkret für ihren Berufsalltag bedeutet, wissen die wenigsten."

Dieses Problem, seiner Meinung nach ganz klar eine Führungsfrage, könnte ein CDO in den Griff bekommen. "Meistens bekommt irgendwer diese Aufgabe einfach noch zusätzlich zugeteilt, setzt sie aber nicht um – aus Zeitmangel oder weil das Know-how fehlt."

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