Entschlossenheit Manager haben Angst vor Entscheidungen

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Mut zu Fehlern

Dabei ist eine der Grundvoraussetzungen für gute Entscheidungen der Mut zu Fehlern – doch dafür braucht es im Unternehmen eine Vertrauenskultur. Das Beispiel VW zeigt, wie man sie verhindert: indem man Mitarbeiter klein hält und Widerspruch untersagt. Doch ein Kulturwandel ist gar nicht so einfach. Vor allem weil ein CEO heute nur noch durchschnittlich etwa fünf Jahre auf seinem Posten bleibt. Das ergab eine Studie der Beratung strategy&, die die Verweildauer von Vorstandsvorsitzenden der weltweit 2500 größten börsennotierten Unternehmen untersuchte. Mit dieser Perspektive wundert es nicht, dass so mancher Manager in seiner Amtszeit die wichtigen Projekte aufschiebt und allenfalls ein Revolutiönchen wagt anstatt den ganz großen Coup.

Was gute Führung ausmacht

Für den Psychologen Gerd Gigerenzer liegt der Grund für ein solches Verhalten auch in der Unternehmensstruktur begründet. In seinem Buch „Risiko“ beschreibt er, wie Menschen besser entscheiden können. Das Problem in Unternehmen: Viele Manager treffen eben nicht mehr die beste Entscheidung, sondern nur die zweitbeste – die sie selbst schützt, falls etwas schiefgeht.

Sicher ist nicht immer besser

In Familienunternehmen sei das anders, sagt Gigerenzer. Dort stehe der langfristige Fortbestand im Fokus statt kurzfristiger Gewinne. In Konzernen kommen noch die verstärkten Kontrollmechanismen hinzu. „Unsere Corporate-Governance-Struktur führt dazu, dass zunehmend risikoavers agiert wird“, sagt ein Manager, der namentlich nicht genannt werden will. „Ich sehe das sehr kritisch.“ Denn die sichere Lösung sei für das Unternehmen eben nicht immer die beste.

Die Experten sind sich trotzdem einig: Das ist immer noch besser, als gar nicht zu handeln. „Manager sollten lieber eine falsche Entscheidung treffen als keine“, sagt Coach Brandl. „Eine Fehlentscheidung zieht die falschen Konsequenzen nach sich und wird somit sichtbar.“ Das Unternehmen kann dementsprechend gegensteuern. Handelt jedoch niemand, droht im schlimmsten Fall das gleiche Schicksal wie dem Versandhaus Quelle.

Trotz zunehmender Konkurrenz aus dem Internet werkelten die Manager, allen voran der langjährige Karstadt-Quelle-Chef Walter Deuss, munter nach dem Grundsatz weiter: Es funktioniert ja noch. Statt eine Strategie zu entwickeln und harte Einschnitte zu wagen, senkte Deuss lieber Preise oder verkaufte Immobilien. Das Ergebnis? Bei Quelle funktioniert nichts mehr, das Versandhaus gibt es nicht mehr. Aber wenigstens ist keiner schuld.

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