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Quelle: imago images

Ein durstiges Gehirn kann keinen klaren Gedanken mehr fassen

Wer im Job genug trinkt, ist nicht so gerädert und leistet mehr. Aber wie kriegt man die Mitarbeiter dazu, sich selber etwas Gutes zu tun? Das geht ab 2 Euro pro Jahr und Kopf. Hier ein paar Ideen.

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Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

„Meine Güte, ich hab schon wieder den ganzen Tag vor lauter Stress nichts getrunken.“ Das klingt engagiert, aber zu wenig Flüssigkeit im Körper-Depot bremst uns aus. Wenn Sie und Ihr Team erst dann trinken, wenn sich unbändiger Durst meldet, trinken Sie alle zu spät.

Richtig trinken: Wer das in seiner Firma etabliert, hat leistungsfähigere, zufriedenere und gesündere Kollegen und Mitarbeiter. Aber wie geht das?

Es gab ja mal so eine Zeit vor rund zehn Jahren, da wurde trinken, trinken, trinken hochgejazzt, man konnte regelrecht den Eindruck kriegen: Wer am Tag 100 Liter trinkt, wird garantiert 100 Jahre alt.

Dabei muss es gar nicht so viel sein. Aber es muss zum richtigen Zeitpunkt sein. Und das richtige Getränk.

1. Wann trinkt das Team am besten wieviel?

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt an Tagen ohne große Hitze: Trinken Sie rund 1,5 Liter am Tag (plus einem halben bis einem Liter Wasser pro Stunde Sport).

Früher dachte ich, ich fülle mir erstmal schön nach dem Aufstehen zwei, drei große Gläser Wasser rein, dann habe ich zwar erstmal einen Gluckerbauch, aber dafür schon einen knappen Liter vorm Zähneputzen weg. Dann muss ich am Schreibtisch nichts groß trinken, komme mit ein, zwei Tassen Kaffee über den Bürotag und trinke abends noch einen Liter. Kontingent übererfüllt. Check! Das war dämlich. Das rauscht dann durch und ein paar Stunden später laufen die Organe trotzdem trocken.



An einem halben Tag verlieren wir allein über den Atem, als Schweiß und Urin etwa einen Liter Wasser, selbst wenn wir am Schreibtisch arbeiten und in Konferenzen rumhängen. Experten sagen ganz klar: Wer im Büro nicht genug trinkt, der schwächt seine geistige Leistungsfähigkeit. Eine Studie an der Universität Erlangen hat ergeben, dass Studenten, die während der Vorlesung trinken durften, mehr behielten und aufmerksamer und konzentrierter waren.

Die perfekte Farbe von Urin ist übrigens die eines leichten sommerlichen Weißweins. Sieht es auf dem Firmen-Klo eher aus wie eine bernsteinfarbene Trockenbeerenauslese, dann dorren Sie gerade aus. Und wenn es Ihnen so geht, dann rechnen Sie das mal auf die Belegschaft hoch. Da sitzen womöglich dutzende Hirne auf dem Trockenen und können keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Also machen Sie die Belegschaft zu Trinkern. Im guten Sinne. Mit kleinen, regelmäßigen Trinkmomenten während des ganzen Arbeitstags. Nicht nur in der Kantine. Sondern auch am Schreibtisch. Aber womit?

2. Welche Getränke soll ich dem Team anbieten?

Bis heute stehen in vielen Firmen noch Getränkeautomaten mit den reinsten Zuckerbomben drin: Cola, Orangenlimo, Apfelsaft, Multivitamin und Energy-Drinks. Wer aber eine 0,5-Literflasche eiskalte Cola leer zieht, um einfach mal schön seinen Durst zu stillen (weil genug trinken ja gesund ist), der ballert gute 50 Gramm puren Zucker an seine Bauchspeicheldrüse. 200 Kalorien. Wer dann am späten Nachmittag noch einen halben Liter Multivitaminsaft drauf kippt, weil Multivitamin ja so gesund klingt, der kommt auf praktisch die gleichen Werte noch einmal. Macht für einen einzigen Liter Flüssigkeit umgerechnet 33 Zuckerwürfel. Und mit 400 Kalorien deutlich mehr, als in einem Softeis mit Karamellsoße von McDonald´s steckt (das auf rund 320 Kcal kommt).

Letztendlich ist die Flasche Cola das, was für Kinder die Milchschnitte ist: eine brutal ungesunde Süßigkeit. Es ist natürlich nicht Ihre Aufgabe, dem Team die Ernährung vorzuschreiben. Aber machen Sie für Ihre Leuten gesunde Getränke attraktiv und schnell zugänglich. Als ideale Durstlöscher gelten laut DGE vor allem Wasser und ungezuckerte Kräuter- und Früchtetees. Saftschorlen aus 75 Prozent Wasser und 25 Prozent Saft sind auch okay.

Aber immer verfügbar, immer frisch und praktisch kostenlos ist das Leitungswasser. Sollte jeder Mitarbeiter Ihnen pro Tag zwei Liter aus Ihrer Leitung wegtrinken, kostet Sie das pro Mitarbeiter rund einen Euro. Pro Jahr!

Leider gilt Leitungswasser vielen Belegschaften irgendwie als labberiger Abtörner. Das können Sie aber ändern.

3. So machen Sie Leitungswasser im Büro zum Premiumprodukt

Lassen Sie die Wasserqualität professionell testen

Deutsches Leitungswasser ist besser als von weit her angekarrtes teures Mineralwasser aus der Flasche. Das hat die Stiftung Warentest gerade im Sommer wieder bestätigt. Knackpunkt ist allein die Beschaffenheit der Wasserrohre auf den letzten Metern. Nämlich die in Ihrer Firma. Wer weiß, durch welch olle Konstrukte das Wasser muss, bevor es aus dem Hahn kommt? Um das Misstrauen gegenüber der Wasserqualität wegen Blei, Kupfer und Nickel zu zerstreuen, schicken Sie eine früh morgens abgezapfte Wasserprobe an ein Testlabor und bekommen Sie eine schriftliche Werteanalyse zurück, die Sie dann mit großem Tamtam verkünden und ans Schwarze Brett hängen können: „Unser Firmenwasser ist top!“

Es gibt diverse Test-Anbieter. Und so ein Test kostet zwischen 50 und 100 Euro. Googlen Sie mal.

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