Macht - Anders!
Nach einem Tag mit Kind in der Trotzphase sehnt man sich geradezu nach der wundervoll klaren Sprache einer Exceltabelle – die Arbeit wird zum Sehnsuchtsort. Quelle: imago images

Führung lernen – im Sandkasten!

Wer Kind und Karriere kombiniert, der wird nicht bloß zum Meister der Selbstorganisation. Auch wertvolle Führungskompetenzen erwirbt man wie nebenbei. 

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Chefärztin einer Klinik zu sein ist ein Klacks im Vergleich zu der Mammutaufgabe, drei Kinder groß zu ziehen“. Verstanden habe ich den Satz meiner Mutter erst, als ich selbst ein Kind bekommen hatte. Verhandlungen mit Lieferanten sind so einfach geworden, seitdem ich mit einer Dreijährigen über den Zugang zur Süßigkeitendose diskutieren muss.

Meine Schwächen, meine Eitelkeiten, meine wunden Punkte – sie nutzt alles gnadenlos zu ihrem Vorteil aus. Nach einem Tag mit Kind in der Trotzphase sehnt man sich geradezu nach der wundervoll klaren Sprache einer Exceltabelle – die Arbeit wird zum Sehnsuchtsort. Wer sich aktiv an der Erziehungsarbeit beteiligt, wird schnell feststellen: Das ist eines der anstrengendsten Dinge, die es im Leben gibt. Immerhin: Man lernt viel dazu. Verhandlungsgeschick ist nur ein Aspekt. Empathie, Verständnis und der Willen, sich in sein Gegenüber hinein zu versetzen, kommen fast nebenbei. Ein Kurzseminar im kritischen Denken ist fast jedes dieser Erziehungsgespräche: Warum? Und warum? Und Warum?

Meine Mutter hatte früher keine U3-Betreuung zur Verfügung. Der Kindergarten machte um 12 Uhr Mittagspause. Wer nicht die Mittel hatte, selbst eine Vollzeitkraft dafür einzustellen, für den gab es schlicht keine Möglichkeit, Kind und Karriere zu verbinden. Also hat sie erst die Kinder großgezogen und dann die Bilderbuchkarriere im Krankenhaus hingelegt.

Sie hat das nicht nur deshalb geschafft, weil sie fachlich gut war. Der entscheidende Faktor war, dass sie es hervorragend verstanden hat, die Bedürfnisse von ärztlichem und Pflegepersonal sowie der Klinikleitung in Einklang zu bringen. Kein Wunder, hatte sie sich genau das doch zuhause selbst beigebracht, wo sie meine Brüder und mich mit unseren widerstreitenden Interessen täglich im Zaum halten musste.

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Rückblickend erscheint es mir geradezu unglaublich, welche Potentiale unsere Gesellschaft da jahrelang liegen gelassen hat, ohne auch nur darüber zu diskutieren. Heute passiert zumindest letzteres. Und doch gilt immer noch: Wir brauchen bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten und das Eingeständnis, dass Kinder eben kein Karrierekiller sind, sondern nebenbei handfeste Führungskompetenzen vermitteln; sogar auf dem Spielplatz!

Mehr zum Thema: Die Pandemie hat uns ins Homeoffice verbannt. Eigentlich. Denn wer Karriere machen will, geht trotzdem ins Büro. Muss das wirklich sein?

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