Reportage Der Hund weiß am besten, wer ein Chef ist

Seite 3/3

Die Reaktion des Hundes kann persönlich treffen

Daniel Kley hat genug gesehen. Der Schäfer verlässt das Haus, stapft zur Wiese und ruft René zu sich heran. Da stehen sie nun gemeinsam und schauen in den Regen. Der Schäfer fasst sich grübelnd an den Kopf und legt dann seine große Hand auf seinen Bauch. „Die Befehle müssen von hier kommen, du musst es wirklich fühlen und meinen, was du zu Johnny sagst.“

„Mir fehlt die Logik mit Bauch“, sagt René. Gemeinsam setzen sie sich in Bewegung und spazieren zwischen den Maulwurfshügeln her. „Machst du so eine Show, um deiner Hilflosigkeit zu entkommen?“, fragt der Schäfer. „Du hast mich bei der Einführung kaum zu Wort kommen lassen.“ Renés Hände sind jetzt beide in seinen Hosentaschen verschwunden. Er bekäme die Situation nicht in den Griff, sagt er. Lautes Ausatmen – der Lautsprecher des Handys rauscht. „Ich habe mich heute Morgen gefragt, ob du meinen Job machen willst, als du so viel gefragt hast“, sagt der Schäfer. „Das ist purer Egoismus“, gibt René zu. „Ich komme erst runter, wenn ich mich mit Informationen füttere. Ich schaue dann gar nicht auf die anderen.“

Johnny kommt angetrottet und stellt sich neben die beiden Männer am Wiesenrand. „Du wolltest alles lenken, du warst gar nicht entspannt“, sagt der Schäfer. „Ja, ich habe es nicht so gemeistert, wie ich es gerne hätte“, gibt René zu.

Im Inneren des Hauses gibt Sandra Wilmsmann ihre eigene Einschätzung ab. Doch vorher kappt sie die Telefonverbindung. „Menschen kommen hier an Punkte, an denen sie ihr Leben lang vorbei geguckt haben.“ Es könne hart sein und ein paar Wochen dauern, bis die Teilnehmer merken, was in ihrem Leben schiefläuft.

Zurück im Haus lächelt René wieder. Sein bedrücktes Ich hat er draußen im Regen gelassen. „Ich empfinde Freude“, sagt er und strahlt in die Runde. „Freude darüber, dass Scheitern okay ist.“ Wilmsmann schaut ihn unsicher an. Sie wirkt nicht sicher, ob René Johnnys Botschaft auch wirklich verstanden hat. Aber bis Berlin sind es fünf Stunden – jede Menge Zeit zum Nachdenken. 

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%