Für Dieter Bohlen gehört vernichtende Kritik zum guten Ton: "Ich kann nicht mal sagen, dass das scheiße war, das war schlechter", sagt er etwa in der vergangenen Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" einem Kandidaten. "Wenn Du mir ´nen Affen mitgibst für ein halbes Jahr, dann singt der besser." Kritik ist wichtig, sie muss aber auch richtig ausgeübt werden.
Ohne Kritik könne sich niemand verbessern, sagt Kommunikationsratgeberin Gitte Härter – das gelte für einzelne Menschen und ganze Unternehmen. Letztere stehen vor dem Problem, viele Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen zusammen zu bringen. „Jeder hat seine Erwartungen, wie Dinge ablaufen sollten“, sagt Härter. Manche arbeiten langsamer, manche schneller, manche setzen auf gute Vorbereitung, manche auf die Nachbereitung. „Nicht alles, was mich stört muss ein Makel des anderen sein, weil viele Wege nach Rom führen“, sagt die Münchnerin. „Wenn Unterschiede da sind, dann sollte man sie nicht kritisieren, sondern ansprechen und die Synergieeffekte nutzen.“
Je eher Kritik geübt wird, desto besser, findet Karriereberaterin Swenja Hofert: „Wenn eine Person unmittelbar erfährt, dass sie einen Fehler gemacht hat, dann kann sie sie ihn auch schnell korrigieren und muss sich nicht in trügerischer Sicherheit wiegen.“ Gerade kleine Anmerkungen können sofort gemacht werden. Wenn jemand etwa einen Vortrag zu schnell hält, sollte man die Person ruhig währenddessen bitten, langsamer zu sprechen. War der Vortrag aber insgesamt daneben, sollte man mit der Kritik warten. Schließlich soll die Person beim Vortrag nicht bloßgestellt oder verunsichert werden.
Feedback ankündigen und Erlaubnis einholen
Da viele Menschen nicht gut mit Kritik umgehen können, sollte man hierbei höflich und vorsichtig vorgehen. „Anstatt: »Der Vortrag war schlecht.« Lieber: »Darf ich Dir ein Feedback geben?« und »Mir sind ein paar Dinge an Deinem Vortrag aufgefallen«“, sagt Hofert. „Es ist wichtig, Kritik anzukündigen und sich eine Erlaubnis einzuholen.“ So fällt niemand mit der Tür ins Haus und keiner fühlt sich überrumpelt, beleidigt und blockt ab. „Die Kritik soll schließlich auch aufgenommen werden.“
Wenn Kritiker aber besonders verärgert sind – etwa weil sie die Person nicht mögen oder ein Fehler schon zum wiederholten Male passiert ist – dann sollten sie besser eine Nacht darüber schlafen, findet Gitte Härter. „Niemand hat etwas davon einen Rüffel zu verabreichen.“ Dadurch würden Menschen abblocken und demotiviert werden. Um sachlich zu bleiben, hilft es Abstand zu finden und mit der Kritik zu warten. „Aber es gibt bei der Arbeit Situationen, in denen das nicht geht und man mit etwas unangenehmen konfrontiert wird.“ Dann sollten wütende Kritiker einfach aussprechen, wie sie sich fühlen – ohne es aber zu zeigen. „Bevor die Wut raus platzt, sage ich liebe, dass ich wütend bin.“ Das helfe als Ventil.