Was ist denn auf einmal mit den deutschen Unternehmen los? Überall werden die Chefs zu Kumpels, zumindest erweckt es den Anschein:
Bei Vodafone sitzt der Chef im Großraumbüro und die Mitarbeiter dürfen arbeiten, wann und wo sie wollen. „Jeder unserer Mitarbeiter kann bis zu 50 Prozent der Arbeitszeit außerhalb des Büros verbringen“, bestätigt der bürolose Chef des Unternehmens, Hannes Ametsreiter.
Beim Versandhändler Otto hat der Chef den 53.000 Mitarbeitern das Du angeboten und auch beim Dresscode der Chefs ist Lässigkeit nun offenbar Trumpf.
So kleiden Sie sich richtig
Wie kleidet man sich ordentlich? Dabei geht es um mehr als die Frage, ob mit oder ohne Krawatte. Welche Aussagen lassen sich durch welche Kleidung transportieren? Das ist keineswegs Jacke wie Hose. Ein Crashkurs.
Im Englischen heißt es „it fits“, wenn etwas passt. Daher das Wort „Outfit“. Ihre Kleidung sollte in drei Kategorien passen: Dem Anlass entsprechend, dem Typ entsprechend und der individuellen Aussage entsprechend. Genau in der Schnittmenge liegt das für sie optimale Outfit.
Anzug oder Kostüm sollten Werte wie Vertrauen und Sicherheit widerspiegeln. Das gilt auch für Mitarbeiter im Back-Office. Ein Ziel ist Understatement. Die Kleidung sollte modern und nicht bieder wirken; dunkle Business-Farben wirken am besten.
Es gilt, einen Tick schicker zu sein als im klassischen Business. Hosen mit Pullover gehen maximal in der Werbebranche. Ansonsten eher kompletter Hosenanzug oder Blazer-Hose-Kombi für Damen, Anzüge und Kombinationen für Herren. Anspruchsvoll, gehobene Qualität und dunklere Farben.
Professioneller Look ist hier unabdingbar. Klassische Kostüme, Anzüge und Kombinationen in mittleren bis dunkleren Farbtönen. Farben dürfen nicht ins Auge springen, sollten aber modern sein.
In der Werbung oder bei den Medien darf es bunter und ausdrucksstark zugehen. Hier ist Nähe angesagt und schwarze Kleidung ist da sehr hinderlich.
Für besonders große Männer empfehlen sich farbliche Unterteilungen. Also zum Beispiel blaue Hose oder roter Pullover. Das unterbricht die Größe und lässt Sie weniger lang wirken. Männer mit langen Beinen tragen am besten längere Jacken und Ärmel.
Ist Ihr Körper insgesamt kurz, empfiehlt sich farblich Ton in Ton. Farbliche Unterteilungen würden die Kürze betonen. Haben Sie kurze Beine, sollten Sie von Hosenaufschlägen absehen – und auch davon, Ärmel aufzukrempeln.
Tiefsinnige und Kreative wollen sich ausdrücken. Die Erscheinung darf Außergewöhnliches bieten, also kreativer Kragen, Schmuck, extravagante Brille oder bunte Farben. Bodenständige Typen verwenden besser natürliche Materialien und Erdtöne. Dramatiker und Extrovertierte mögen vielleicht asymmetrisch geschnittene Kleidung – sie sollten dann aber darauf achten, dass sie niemals billig wirkt. Zu sportlichen Typen passen Blau und Grün.
Sollten Sie eine schlanke Frau sein und Kleidergröße 32 bis 34 tragen, sehen Röhrenjeans super aus. Ab Kleidergröße 40 sehen Sie mit ihnen dicker aus. Es liegt also stets an der Form ihres Körpers.
Sind Schulter, Taille und Hüfte gleich breit, empfiehlt sich eine gerade Hose oder ein gerader Rock.
Die Schulter ist schmaler als die Hüfte. Hier sollten Sie Hosen und Rücke in der sogenannten A-Linie mit kurzen Oberteilen kombinieren.
Die Schulter ist breiter als die Hüfte: Hier empfehlen sich Caprihosen, Röhrenhosen und enge Röcke. Die schmalen Hosen lassen sich gut in Stiefel stecken.
Die Figur ist wie eine 8 geformt. Sie ist eine sehr weibliche Figurform. Die Röcke sind konisch geschnitten, sie werden zum Knie hin schmaler. Passende Hosen sind Hosen in Bootcut-Schnitten.
Die Führungsspitze des Dax-Konzerns Continental beispielsweise hat zur Vorlage der Jahreszahlen erstmals auf Krawatten verzichtet. „Wir passen uns den Gegebenheiten der Industrie an“, begründete Konzernchef Elmar Degenhart das ungewohnte Bild. „Die junge Generation, die heranwächst und die wir in unser Unternehmen aufnehmen und integrieren, die hat andere Ansprüche. Und das ist ein Zeichen für unsere Flexibilität; die Mitarbeiter müssen sich wohlfühlen, wenn sie zur Arbeit kommen, ansonsten werden sie nicht ihre volle Leistung bringen.“
Fehlende Krawatte wird zu Symbol des Kulturwandels
Die Krawatte als globales Symbol der Manager-Elite hat auch schon anderswo einen Bedeutungsknacks erfahren, etwa bei Daimler. Dort sei die fehlende Chef-Krawatte gleich ein Symbol für den Kulturwandel. Seit Konzernchef Dieter Zetsche die entspannte Arbeitsatmosphäre im Silicon Valley erlebt hat, will er die Führungskultur bei Daimler umkrempeln – und ließ bei der Jahrespressekonferenz gleich mal den Binder weg. So geht Unternehmenskultur.
„Dass immer weniger Männer Krawatte tragen, hat sich schrittweise entwickelt, wie auch Hosenanzüge bei Managerinnen“, sagt Rolf Wunderer. Das sei noch kein großer Kulturwandel. „Aber das Chefs Mitarbeitern das Du anbieten, ist nochmal eine ganz andere Sache.“ Wunderer war bis 2001 Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Universität St. Gallen, wo er das Institut für Führung und Personalmanagement (IFPM) gründete.
Er sagt: „Es hängt sehr stark von der Kultur des Unternehmens und der Region ab, ob geduzt oder gesiezt wird: In den USA spricht man sich grundsätzlich mit Vornamen an. In der Schweiz duzt man sich nach einer kurzen Kennenlernphase. Und in Österreich wird heute noch teils erwartet, dass man Betriebsangehörige mit Ihrem Titel anspricht, also Herrn Diplomingenieur.“
Deutsche sind zurückhaltend mit dem Du
Der Durchschnittsdeutsche steht irgendwo zwischen dem Schweizer und dem Österreichischen Modell: Laut einer Erhebung des Instituts für Demoskopie Allensbach siezen 36 Prozent der Deutschen sogar ihre gleichrangigen Kollegen, 60 Prozent bieten nur engen Freunden und Verwandten das "Du" an und fast jeder Vierte hat sogar schon einmal ein Duz-Angebot ausgeschlagen.
Und auf einmal sagt der CEO: Du kannst ruhig Du zu mir sagen. „Wenn der Chef Mitarbeitern das Du anbietet, ist es üblich, dass man annimmt, auch wenn man es nicht nur gut findet“, sagt Wunderer. Und gut finden das viele vermutlich nicht, die Deutschen haben nämlich offenbar gar keine Lust, ihren Chef zum Kumpel zu haben: Nur fünf Prozent sind auf den sozialen Netzwerken mit Ihrem Vorgesetzten vernetzt und 57 Prozent würden eine Freundschaftsanfrage vom Vorgesetzten ablehnen, wie eine repräsentative Umfrage von Bitkom zeigt.
Für die Mehrheit der Deutschen ist das Du ein Vertrauensbeweis, wie Psychologin Ilona Bürgel sagt. „Es wird also verschieden sein, wie wohl sich Menschen mit dem Du fühlen. Wer sowieso eher locker ist, wird es mögen.“ Wer auf Förmlichkeiten Wert legt, hat Pech.
„Bei einem Unternehmen mit flachen Hierarchien, beispielsweise bei Start-ups, ist es eine natürliche Entwicklung, dass man sich das Du anbietet. Je ausgeprägter die Hierarchien, desto skeptischer wäre ich bei dem Konzept“, sagt Tim Hagemann. „Siezen ist immer auch ein Zeichen von Respekt und schafft eine professionelle Distanz.“ Hagemann ist Professor an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld mit dem Schwerpunkt Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie.
Er ist überzeugt, dass die neue Duz-Kultur in deutschen Unternehmen am Umgangston in skandinavischen und amerikanischen Unternehmen anlehnt, wo es wegen der Sprache keine Unterscheidung zwischen Sie und Du gibt. „Aber gerade US-Unternehmen sind oftmals sehr hierarchisch aufgebaut. Da hat man eben andere Mittel und Konzepte, die Distanz zwischen Manager und Mitarbeitern auszudrücken“, so Hagemann.
Was gegen Duzen spricht
Entsprechend fürchten manche Vorgesetzte, dass Duzen zu einem Autoritätsverlust führt und die professionelle Distanz verloren geht. Und: „Wenn man per Du ist, ist es sowohl für Mitarbeiter als auch Führungskräfte schwieriger, seine Interessen durchzusetzen“, wie Hagemann sagt.
Du wirst nicht befördert und Du bekommst keine Gehaltserhöhung – das klingt nach einer persönlichen Abwertung. Sie werden nicht befördert und Sie bekommen keine Gehaltserhöhung klingt dagegen sachlich.
Umgangsformen: Wer bietet wem das Du an?
Natürlich machen Knigge & Co. auch vor der Anrede nicht halt. So gibt es auch beim Siezen und Duzen klare Regeln, wer wem das du anbietet. Die Dame sagt zum Herren: „Wollen wir nicht Du sagen?“
Der Senior bietet dem Junior das Du an und nicht umgekehrt
Der Ranghöhere bestimmt die Anredeform. Also: Der Chef bietet dem Azubi das Du an.
Und Bürgel ergänzt: „Respekt oder Wertschätzung kommt nicht automatisch mit dem „Sie“. Es entspricht allerdings eher unserer deutschen Denk- und Arbeitskultur, bei der bislang eher auf hierarchisches Denken Wert gelegt wurde.“ Da viele Menschen Berufliches und Privates lieber trennen, passe das „Sie“ ihrer Meinung nach im Beruf besser. Auf der anderen Seite sagt sie, dass sich allein durch eine veränderte Ansprache diese Einstellung nicht ändern werde. Dass die Otto-Mitarbeiter wegen der vertraulichen Anrede in Hos also nicht mehr Otto-Chef Schrader sehen, ist eher unwahrscheinlich.
Aber: „Ob ich Sie Arschloch oder Du Arschloch sage, macht einen Unterschied“, wie Michael Kastner, Leiter des Instituts für Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin (IAPAM), sagt. Er predige bei seinen Managern deshalb immer, eine gesunde Halbdistanz zu wahren, also nicht mit den Mitarbeitern in den Urlaub zu fahren, aber trotzdem so kollegial zusammen zu arbeiten, dass sich alle wohl fühlen. „Die Variante aus Siezen und Vornamen finde ich ganz charmant, unsere Sprache ermöglicht ja verschiedene Variationen, jemanden anzusprechen.“
Kulturwandel 4.0: Was für das Duzen spricht
„Wir wollen im Unternehmen zu einem noch stärkeren 'Wir'-Gefühl kommen. Das hat viel mit flachen Hierarchien und der Bereitschaft zu tun, Verantwortung zu übernehmen. Der Weg zum 'Wir' geht einfacher über das Du“, begründete Otto-Chef Schrader seine Entscheidung gegenüber der WirtschaftsWoche. „Das Du ist ein äußeres Zeichen, dass etwas Neues beginnt, eine Art verbaler Startschuss für unser Projekt Kulturwandel 4.0“, sagte er. Und durch das Duzen fallen natürlich auch Barrieren weg, was zu einer produktiveren Zusammenarbeit führen kann.
Außerdem bedeutet das Du nicht zwangsläufig, dass auf einmal ein Umgangston herrscht, wie auf dem Bolzplatz. „Wie im Englischen das 'you' kann auch das 'Du' sowohl freundschaftlich als auch geschäftlich sein“, sagt Bernhard Zirkler, Trainer für Stil und Etikette aus Gießen.
Wer bei der neuen Duz-Kultur mitmachen will, braucht also Fingerspitzengefühl. „In kleinen und mittelständischen Unternehmen erlebte ich öfters, dass der Chef sich siezen lässt, aber seine Mitarbeiter duzt. Diese Ungleichheit muss unter Umständen akzeptiert werden. Grundsätzlich ist das aber eine Respektlosigkeit“, sagt Wunderer. Und Kastner ergänzt: „Die Probleme kommen immer dann, wenn man die einen Mitarbeiter duzt und die anderen nicht. Wenn muss es einheitlich sein.“ Außerdem sollte kein Duz-Zwang herrschen, damit die Mitarbeiter nicht das Gefühl haben, dass ihnen etwas oktroyiert wird. „Ich halte es für schwierig, auf Befehl eine neue Kultur etablieren zu wollen“, sagt Kastner.
Das Du lässt sich nicht rückgängig machen
Und man muss sich im Klaren darüber sein, dass sich das Du nicht rückgängig machen lässt, wie Bürgel sagt. Das ist ein Problem, was besonders in international aufgestellten Unternehmen auftritt, erzählt Kastner. Dann fliegt der Mitarbeiter mit seinem Vorgesetzten Dr. Maier für einen Geschäftstermin nach Amerika, wo er "Herrn Dr. Maier" dann wie alle anderen nur noch Peter nennt. Schließlich ist man in den USA immer beim "you".
So benehmen Sie sich in den USA richtig
Schlagen Sie keine Geschäftstermine am Abend vor. Amerikaner haben zwar kein Problem damit, lange zu arbeiten, doch danach möchten sie schnell nach Hause zur Familie. Abendtermine laufen eher informell mit den Partnern ab.
Halten Sie sich - auch abends - beim Alkoholkonsum zurück. Zum Lunch ist Alkohol sogar nahezu komplett verpönt. Trinken Sie stattdessen Eistee.
Reden Sie Frauen nicht mit „Miss“ an! Das klingt für die meisten so albern wie für uns das „Fräulein“. Meist stellen sich Amerikaner mit ihrem Vornamen vor. Dann sollte man sie auch so ansprechen. Ansonsten mit „Sir“ oder „Madam“.
Auf das obligatorische „How are you?“ nie mit Elogen über die eigene Befindlichkeiten antworten. „I’m fine, thank you” reicht. Der Händedruck ist fest, aber kurz. Wichtig sind Komplimente — etwa über den Blick aus dem Konferenzraum, die Vorbereitung des Meetings, die Stadt, das nette Hotel. Und jammern Sie nicht über Deutschland! Seien sie positiv, das kommt besser an.
Bedanken Sie sich ständig! Bei den Teilnehmern des Meetings für ihr Kommen, ihre Zeit, ihr Engagement. Beim Assistenten, beim Lieferanten. Stellen Sie Teilnehmer einer kleineren Besprechung einzeln vor und teilen Sie den anderen kurz mit, welchen Beitrag jede Person geleistet hat oder leisten wird.
In vielen Branchen - mit Ausnahme der Finanzszene an der Ostküste - geht es tagsüber wenig formal zu. Oft reicht eine Kombination, sogar ohne Schlips. Im Zweifel aber gilt: lieber zu formal als zu lässig, abrüsten geht später immer noch. Für Frauen gilt allerdings überall: nicht zu viel Haut zeigen. Die eher prüden Amerikaner rümpfen darüber die Nase.
Wenn Sie privat nach Hause eingeladen werden, bleiben Sie nicht länger als drei Stunden. Bringen Sie Blumen und eine gute Flasche deutschen Wein mit und referieren Sie kurz über das Anbaugebiet. Vergessen Sie keinesfalls die Dankeskarte am nächsten Tag.
Viele Amerikaner schneiden Fleisch oder Fisch erst in mundgerechte Portionen und essen dann mit der rechten Hand, während die linke im Schoß liegt. Unsere beidhändige Variante wird aber akzeptiert.
Bitte nie Kommentare zum Aussehen einer Person – weder positive noch negative! Das wird oft als sexuelle Belästigung verstanden und hat schon manchen Job gekostet. Loben Sie lieber Leistung und Teamwork.
Machen Sie auf Stehempfängen die Runde. Es ist normal, sich wildfremden Leuten vorzustellen und sich nach kurzem Augenkontakt zu einer Gruppe zu stellen, um diese in ein Gespräch zu verwickeln: Woher kommen Sie? Was machen Sie? Für wen arbeiten Sie? - Dieses „working the crowd“ gilt nicht als aufdringlich, sondern kontaktfreudig. Wundern Sie sich aber nicht, wenn Sie ihr Gesprächspartner nach wenigen Minuten einfach stehen lässt. Auch er nutzt die Zeit zum Networking.
Mit offener Kritik können Amerikaner schlecht umgehen. Selbst wenn die Ergebnisse unterdurchschnittlich sind: Geben Sie zu verstehen, dass der andere sein Bestes gab. Loben Sie kleine Fortschritte und versuchen Sie, kritische Anmerkungen positiv zu kleiden: „That was great, but next time we will even be better.“
Seien Sie pünktlich, auch wenn Amerikaner das laxer handhaben – in großen Städten gibt es nun mal Staus und Verspätungen. Aber erscheinen Sie, andererseits, nie zu früh! Das gilt als extrem unhöflich, vor allem bei privaten Einladungen.
Niemals den US-Präsidenten kritisieren! Politische Themen sind tabu. Lassen Sie sich auch nicht von Fragen wie „Gibt Ihre Kanzlerin eine gute Figur ab?“ zu politischen Vorträgen provozieren. Die Antwort „Ich glaube, sie hat insgesamt ganz gute Presse“ reicht. Weitere Tabuthemen sind Religion, Rasse und Sex. Vorsicht bei Vorträgen über unseren Fußball (der in den USA Soccer heißt)! Das könnte als despektierliche Äußerung über „American Football“ missverstanden werden.
Verteilen Sie Ihre Karten nicht einfach. Fragen Sie lieber nach der Business Card des anderen. Sagt der, seine seien ihm ausgegangen, hat er kein Interesse an weiterem Kontakt. Die eigene Karte bieten Sie nur an, wenn Ihr Gespräch über Höflichkeitsfloskeln hinaus ging.
Kaum sind die Geschäftspartner aus dem Raum, wird das gute alte Sie wieder hervorgeholt. Spätestens aber im Flugzeug zurück nach Hause. Hier hilft nur, vor Abflug zu klären, wie man in beiden Kulturkreisen miteinander umgehen will.
Trotzdem: Das Du wird sich durchsetzen, wenn auch nicht in allen Branchen. Innerhalb gleicher Hierarchiegruppen ist das Duzen ohnehin seit gut 30 Jahren üblich, wie Wunderer sagt. Dass der Chef jetzt duzt und geduzt wird, ist also nur die Konsequenz. „Die Kultur ändert sich, junge Leuten duzen und wollen geduzt werden“, sagt er. Das sehe man ja an Otto. „Das Unternehmen Otto war bei solchen Themen immer schon eher großzügig - und es hat einen vergleichsweise jungen Chef.“
Auch Kastner glaubt an einen durchschlagenden Erfolg des Berufs-Dus über die Hierarchiestufen hinweg. „Das Duzen liegt auch an der Globalisierung und dem Englischen. Dann wollen sicher einige Unternehmen ein junges, dynamisches Image. Insofern kann ich mir schon vorstellen, dass sich das verbreitet.“
Es wird also offenbar Zeit, dass der distanzierte Durchschnittsdeutsche seine Dienst-ist-Dienst-und-Schnaps-ist-Schnaps-Mentalität ab- oder sich ein dickes Fell zulegt. Für den Fall, dass morgen der Azubi sagt: „Hey Chef, kannst du mir mehr Urlaub geben?“