Drogen am Arbeitsplatz So pushen sich Manager nach oben

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Drogentest im Einstellungsgespräch

Warum der Medikamentenmissbrauch für Manager so verlockend ist, hat aber noch einen anderen Grund: Die Wirkung von Ritalin etwa ist zwar längst nicht so stark wie bei illegalen Substanzen wie Kokain oder Methamphetamin („Crystal Meth“). Bei manchen Menschen ist die Wirkung so schwach, dass sie es sofort wieder seinlassen. Dafür ist das Risiko, erwischt zu werden und sich damit eine Vorstrafe wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und damit das wahrscheinliche Karriere-Aus einzuhandeln, nicht gegeben.

 Es bleibt zwar ein Missbrauch. Doch die rezeptpflichtigen Medikamente lassen sich relativ einfach im Internet besorgen. Zahlreiche pseudo-Onlineapotheken bieten sie an, oft gekoppelt mit einer angeblichen Online-Diagnose durch einen Arzt. Die Päckchen werden, per Kreditkarte, PayPal oder Sofortüberweisung bezahlt, in unauffälligen Polster-Kuverts verschickt; das einzige Risiko ist, dass der Zoll sie abfängt und ein Ermittlungsverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. 

Drogentest beim Einstellungsgespräch

Viele Dax-Konzerne greifen auch deshalb bei neuen Mitarbeitern zu Drogentests. Bei Bayer ist dies seit 1997 gängige Praxis. Die neu einzustellenden Mitarbeiter müssen Urinproben abgeben, durch die sich der Konsum von Drogen nachweisen lässt. Von Beschäftigten unter Drogeneinfluss geht ein mögliches Risiko aus, argumentiert Bayer. Das Vorgehen sorgte prompt für Kritik. 2002 wurde Bayer mit dem „Big Brother Award“ ausgezeichnet, den der Datenschutz-Verein Digitalcourage vergibt. Das Argument der Jury: Wer den Bayer-Drogentest verweigere, habe schlechte Karten bei der Vergabe  der Ausbildungsplätze. Bayer betont dagegen, dass die Mitarbeiter im Vorfeld informiert werden und ihr schriftliches Einverständnis geben müssen. „Ein positiver Urintest ist allerdings kein alleiniges Entscheidungskriterium für die Ablehnung eines Bewerbers“, sagt ein Bayer- Sprecher.

Ebenso führt die BASF in Ludwigshafen routinemäßig Drogentests für neue Mitarbeiter durch. Dazu gibt es eine eigene Betriebsvereinbarung „Gegen Suchtmittelmissbrauch“. Zudem kommt ein Drogen-Check zum Einsatz, wenn ein Vorgesetzter glaubt, dass ein Mitarbeiter Drogen nimmt und die Arbeit dadurch beeinträchtigt wird. Bei Bewerbern um einen Ausbildungsplatz wird stichprobenartig ein Screening angesetzt.  

Beschäftigte, die Probleme mit Drogen haben, können sich in der Regel an die Beratungsstelle im jeweiligen Unternehmen wenden. Die Zahl der Beschäftigten, die sich mit Alkohol- oder Drogenproblemen an die Beratungsstellen wenden, sei  allerdings seit einigen Jahren rückläufig, heißt es bei Bayer.    

Leistungssteigernde Mittel auch im Hobby

Mit Feierabend endet der Missbrauch jedoch oft gar nicht – sondern beginnt erst recht. Der Leistungswille setzt sich vom Schreibtisch fort auf den Fahrradsattel. Für einen Artikel über Doping im Hobbysport befragte "Die Zeit" bei drei Triathlonwettbewerb anonym 3000 Teilnehmer. 13 Prozent gaben zu, bereits leistungssteigernde Mittel eingenommen zu haben.

Oft bewegen sich Hobbysportler unwissend in einer Grauzone. Medikamente, die frei verkäuflich sind und gegen Erkältung eingenommen werden, sind für Profisportler verboten. Wer es genau wissen möchte, prüft in der Medikamenten-Suche der Nada, ob die ihm verschriebene Arznei gar nicht oder nur im Wettkampf nicht erlaubt ist. Wer es lieber geheim halten möchte, hat so gut wie nichts zu befürchten. Drogentests bei den großen Marathons, Jedermannradrennen oder Triathlon-Wettbewerben finden praktisch nicht statt. Selten gelingt es den Dopingfahndern, Amateure der Einnahme von illegalen Substanzen zu überführen.

Für viele Sportler ist auch die Frage, wo Doping beginnt. So ist das Schmerzmittel Ibuprofen, das helfen kann, etwaige Schmerzen im Wettkampf auszublenden und so weiter teilnehmen zu können, nicht verboten. Gleichwohl verschafft sich derjenige, der ein Schmerzmittel einnimmt und so weiter seinen Körper belasten kann, einen Vorteil gegenüber den Teilnehmern, die das nicht tun.

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