Jahrmarkt und Kirmes auf Unesco-Liste Politiker wollen Volksfeste zum Kulturerbe erklären lassen

Politiker wie Andrea Nahles, Manuela Schwesig und Michelle Müntefering unterstützen per Videobotschaft die Bewerbung der „gelebten deutschen Volksfestkultur“ als immaterielles Unesco-Kulturerbe.

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Die größten Volksfeste in Deutschland
Stuttgarter Frühlingsfest Quelle: dpa Picture-Alliance
Schützenfest Hannover Quelle: dpa Picture-Alliance
Nürnberger Volksfest Quelle: dpa Picture-Alliance
Kieler Woche Quelle: dpa-dpaweb
Cannstatter Volksfest Quelle: dpa
Freimarkt Bremen Quelle: dpa Picture-Alliance
Hamburger Dom Quelle: dpa-dpaweb

Berliner Museumsinsel, Kölner Dom, Wartburg – klar, alles Weltkulturerbe-Stätten auf der Liste der Unesco. Vom immateriellen Kulturerbe der UN-Organisation für Bildung und Kultur haben dagegen die wenigsten gehört. Um diesen Status bewerben sich unter anderem gemeinsam die rund 12 000 deutschen Volksfeste – und haben sich dafür jetzt Unterstützung aus der Politik geholt.

„Die Formen immateriellen Kulturerbes sind entscheidend von menschlichem Wissen und Können getragen“, so die Definition der Unesco. „Sie werden von Generation zu Generation weitergegeben und fortwährend neu gestaltet. Zu den Ausdrucksformen gehören etwa Tanz, Theater, Musik und mündliche Überlieferungen wie auch Bräuche, Feste und Handwerkskünste.“

Für die Vorschlagsliste aus Deutschland bewerben sich neben der „gelebten Volksfestkultur“ unter anderem die Brauer mit dem Reinheitsgebot, die Bäcker mit der deutschen Brotkultur und die Tradition des Chorgesangs.

Warum die Volksfestkultur die Anerkennung als Kulturerbe verdient

Der Deutsche Schaustellerbund (DSB) will nun mit Unterstützung aus der Politik punkten. Der Verband bewegte eine Vielzahl von Bundestagsabgeordneten und zwei Bundesministerinnen dazu, sich vor der Kamera über die Bedeutung von Jahrmärkten, Kirmessen und Weihnachtsmärkten zu äußern.

Die Videobotschaften sollen die gesellschaftliche Verankerung der Volksfeste sowie ihre Bedeutung für den Wirtschafts- und Tourismusstandort Deutschland deutlich machen. Immerhin setzt die Branche mit knapp 5000 Schaustellerunternehmen nach DSB-Schätzung rund 3,4 Milliarden Euro pro Jahr um und beschäftigt gut 45 000 Mitarbeiter plus Saison- und Aushilfskräfte.

In ihrer Videobotschaft lobt Andrea Nahles, Bundesministerin für Arbeit und Soziales (SPD): „Volksfeste haben eine wirtschaftlich große Bedeutung, spielen für den Tourismus eine große Rolle und haben etwas identitätsstiftendes für die gesamte Region. Volksfeste gehören gewissermaßen zur DNA einer Region.“

Ähnlich argumentiert ihre Parteigenossin, Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig: „Volksfeste gehören zur Kultur in Deutschland. Sie sind ein Anziehungspunkt für die Einheimischen und für die Gäste, die zu uns kommen. Sie sind immer ein Ausdruck von Freundlichkeit und Gastfreundschaft. Was will man mehr in einem weltoffenen Land?“

Und die SPD-Bundestagsabgeordnete Michelle Müntefering hält Volksfeste für „unverzichtbar, denn sie sind etwas, das uns auszeichnet gegenüber allen Ländern in der Welt.

Wie geht es jetzt weiter? Zunächst entscheidet ein Expertenkomitee bis Oktober/November, welche Bewerber in das sogenannte „Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen werden. Dieser Erfolg auf nationaler Ebene ist die Voraussetzung für die Aufnahme in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes nach der Unesco Konvention“ auf internationaler Ebene. Eine Entscheidung hierzu wird laut der Deutschen Unesco-Kommission erst 2015/2016 fallen.

Die Videobotschaften der Unterstützer

Prominente Unterstützung: In kurzen Videobotschaften erklären Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig und 43 Bundestagsabgeordnete aus verschiedenen Regionen Deutschlands, welche Bedeutung die Volksfeste in Deutschland für sie haben.

DSB-Kurzfilm 1: (U.a. Andrea Nahles, Michelle Münteferin, Winfried Lorenz)

DSB-Kurzfilm 2: (U.a. Alois Rainer, Ingrid Arndt-Brauer, Daniela Ludwig)

DSB-Kurzfilm 3: (U.a. Manuela Schwesig, Arno Klare, Heiko Schmelzle)

DSB-Kurzfilm 4 (U.a. Carsten Müller, Johannes Steiniger, Thomas Stritzl)

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