Dax-Ausblick Zittern bis zum Mittwoch

Die Notenbanker bestimmen über die Finanzmärkte. Ihre Aktionen treiben oder drücken die Wertpapierkurse. Analysten erwarten die nächsten Entscheidungen – und sind eher skeptisch für die Börsen.

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Von der Chefin der US-Notenbank werden klare Entscheidungen erwartet. Quelle: AP

Frankfurt Der Doppelschlag kommt zur Wochenmitte. Am Mittwoch werden sich erst die japanische, anschließend die US-amerikanische Notenbank zur künftigen Geldpolitik äußern. „Wir stehen vor einer heißen Woche, denn sowohl die Notenbanksitzungen sowohl in den USA wie in Japan sind richtungsweisend“, glaubt Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck Privatbankiers.

In der Neuen Welt scheint für Greil alles klar zu sein: „Nach zahlreichen Ankündigungen bleibt schon aus Glaubwürdigkeitsgründen ein Zinsschritt im Restjahr 2016 hochwahrscheinlich.“ Allerdings, so schränkt er ein, dürfte es erst im Dezember so weit sein. Hier ist nach Ansicht einiger Beobachter Klarheit gefordert. In der jüngeren Zeit hatten unterschiedliche Meinungen der Fed-Mitglieder immer wieder für Verwirrung gesorgt.

Aktien und Anleihen reagierten zuletzt negativ auf Zinserhöhungsandeutungen von US-Zentralbankmitgliedern. Der bekannte Vermögenverwalter Jens Ehrhardt merkt an: „Nachdem die Schulden seit der Finanzkrise noch einmal beträchtlich gestiegen sind, ist die Weltwirtschaft gegen Zinserhöhungen äußerst empfindlich geworden.“ Das gilt ebenso für Anleihen mit tiefen Renditen. Ehrhardt nennt das Beispiel der 40-jährigen japanischen Staatsanleihe, deren Rendite seit Juli von 0,06 auf 0,66 Prozent sprang. Parallel dazu sackte der Kurs von 114 auf 91 Prozent. Für den Münchner Geldmanager ist klar. „Anleihen werden immer mehr zum Risiko.“


Analyst erwartet ein „böses Erwachen“

Viele Analysten glauben, dass die Finanzmärkte erkennbar von den Aktionen der Notenbanken abhängen. „Global betrachtet wird die Geldpolitik voraussichtlich noch expansiver werden“, schätzt Alexander Krüger, Chef-Volkswirt des Bankhauses Lampe. Er orientiert sich an den anderen drei großen Entscheidern neben der Fed. Von der EZB erwartet der Ökonom im Dezember eine Leitzinssenkung und eine Verlängerung des Wertpapierkaufprogramms bis Ende kommenden Jahres. Die Bank von Japan werde wohl ebenfalls noch kräftiger aufs Gaspedal treten, die Bank von England ihren Leitzins im November senken.

Die Entscheidungen in der neuen Handelswoche folgen auf eine Phase geringer Schwankungen an den Finanzmärkten im August. Das spiegelt die sogenannte Volatilität wider, die aus Optionspreisen ableitet, welche Schwankungsstärke die Investoren für verschiedenen Anlageklassen erwarten. „Im August war die Volatilität so niedrig wie in keinen anderen Monat in diesem Jahr. Interessanterweise galt das für alle wichtigen Anlageklassen“, erkennt Lukas Daalder, Stratege beim Fondshaus Robeco. Er nennt ausdrücklich die Wall Street, US-Anleihen und die Währungen.

„Der spätsommerliche Schlummer könnte bald enden“, unkt der Robeco-Mann. Vor allem für die Wall Street ist er reserviert: Ein „böses Erwachen“ sei möglich. Er argumentiert mit den hohen Bewertungen der US-Aktien, unter Druck stehenden Unternehmensgewinnen, unsicheren Perspektiven in China, hohen Schuldenständen und den US-Wahlen im November. Verwalter Ehrhardt denkt zumindest für die nächste Zukunft ähnlich: „Die Summe der Einflussfaktoren lässt kurzfristig noch keine allgemeine Kurserholung erwarten.“

Irgendwie passte das Tagesgeschehen am Freitag bereits in dieses Bild. Die Aktienmärkte gaben nach, gedrückt durch fallende Ölpreise und die Deutsche Bank. Das Geldhaus will im Streit um dubiose Hypothekenkredite die vorgeschlagene Vergleichszahlung des US-Justizministeriums in Höhe von 14 Milliarden Dollar auf keinen Fall annehmen. Daraufhin verlor die Deutsche-Bank-Aktie fast ein Zehntel. Auch andere Bankentitel auf dem Kontinent gaben nach. So war der Wochensaldo der europäischen Märkte tiefrot: Der Euro Stoxx 50 wie auch der Dax verloren rund drei Prozent.

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