Devisen Euro erstmals seit zwei Jahren wieder über 1,17

Der Euro ist auf dem höchsten Stand seit fast zwei Jahren und überspringt die Marke von 1,17 Dollar. Investoren spekulieren auf ein Ende der lockeren Geldpolitik, auch die aktuelle Dollar-Schwäche treibt den Euro an.

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Anfang des Jahres gab es für einen Dollar Euro 1,04 Dollar, im Juli schon 12 Cent mehr. Quelle: dpa

Frankfurt Der Höhenflug des Euro geht weiter: Erstmals seit August 2015 übersprang er die Marke von 1,17 Dollar. Als Grund die Euro-Stärke gilt zum einen die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank die Geldschleusen bald schließen wird.

Zudem sprechen Börsianer von einer Dollar-Schwäche, die mit der Enttäuschung vieler Anleger über die bisherige Politik von US-Präsident Donald Trump zusammenhängt. Der Euro kostete zuletzt 1,1706 Dollar.

Damit hat sich der Trend gedreht: Vor einigen Monaten noch hatte der neue US-Präsident Trump von einem „viel zu starken Dollar“ geredet. Die Fed war dabei, ihre Zinswende in Fahrt zu bringen, die ersten Leitzinserhöhungen sollten folgen. Und in Europa hatte Mario Draghis EZB-Rat gerade erst das Anleihekaufprogramm verlängert und die Geldschleusen damit weiter geöffnet. Der Euro-Dollar-Wechselkurs tendierte für so manchen gar in Richtung Parität. Doch es sollte anders kommen.

Der Euro stieg und stieg. Seit Jahresbeginn hat die Gemeinschaftswährung mehr als elf Prozent zugelegt. Den Aktienkursen in Frankfurt, aber auch anderswo in Europa, macht das zu schaffen, verteuern sich doch dadurch die Exporte ins Ausland.

Die Konjunktur im Euro-Raum läuft gut an – und mit ihr mehren sich die Stimmen, die eine Normalisierung der Geldpolitik fordern. Die Zentralbanker aber änderten trotz aller Diskussionen nichts an ihrem Maßnahmenkatalog. Die Zügel bleiben locker. Das war zwar vom Großteil der Börsianer erwartet worden. Doch selbst auf der anschließenden Pressekonferenz am Donnerstag gab Mario Draghi wenig Signale in Richtung Normalisierung der ultralockeren Geldpolitik. Eher wirkten die Aussagen des EZB-Präsidenten wie ein Plädoyer für ein „Weiter so“. Auf dem Parkett hatte man mit deutlicheren Hinweisen gerechnet, wie ein Ausstieg aus der aktuellen Politik gestaltet werden könnte.

Der Euro schoss anschließend dennoch in die Höhe – was erstaunlich ist. Scheinbar rechnen nicht wenige Marktakteure damit, dass der Einstieg in den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik nicht vertagt, sondern bloß auf die nächste Notenbanksitzung im September verschoben ist. Mario Draghi gab an, dass der Rat „ im Herbst“ über die Zukunft des Anleihekaufprogramms diskutieren werde. Erste Anzeichen einer Straffung jedenfalls nahmen Investoren über den Wechselkurs vorweg.

Heimische Konjunktur und Geldpolitik sind aber nur zwei Faktoren, die den Höhenflug des Euros erklären. Der dritte ist die Schwäche des US-Dollars. Der Greenback gerät gleich von zwei Seiten unter Druck. Zum einen ist da Janet Yellen. Die Chefin der US-Notenbank Federal Reserve nahm bei den Zinserhöhungen zuletzt den Fuß vom Gaspedal. Auch die jüngsten Aussagen einzelner Fed-Gouverneure deuten daraufhin, dass der zuständige Offenmarktausschuss der Notenbank die Zinsen am Mittwoch nicht weiter anheben wird. Stattdessen geht es um die Diskussion, wann die Fed anfangen wird, ihre durch das Anleihekaufprogramm aufgebähte Bilanz zu verkleinern. Im Gegensatz zu den Leitzinsen ist das eine Detailfrage, aber es wäre der nächste Schritt hin zu einer strafferen Geldpolitik.

Auch Donald Trump hat ein Problem: Dass der Dollar abwertet, hat auch mit der bisher schwachen Bilanz seiner Innenpolitik zu tun. Mehrere Vorhaben des US-Präsidenten scheiterten. Abstimmungsniederlagen wie bei der Gesundheitsreform haben Signalwirkung nach innen und außen. Den großen Steuererleichterungen für Unternehmen fehlt die Gegenfinanzierung, sie werden wohl deutlich geringer ausfallen als angekündigt. Kurzum: Die hohen Erwartungen an die Trumponomics bleiben bisher unerfüllt.

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