Die Fondsprospekte locken mit Traumrenditen. Etwa beim Fonds „POC Eins“. Hier sollen Anleger „bei vorhandener Liquidität“ pro Jahr zwölf Prozent auf ihr Kapital ausgeschüttet bekommen. Der angepeilte Rückfluss über die Gesamtlaufzeit von 20 Jahren: sagenhafte 280 Prozent.
Das Ganze natürlich besonders sicher. Nicht in die riskante Suche nach Öl und Gas soll das Geld fließen, sondern nur in sprudelnde Quellen. Als unabhängige Gutachter sollen „Sproule Associates“ die Schätzungen der Reserven einer Quelle bestätigen, erst dann werde Anlegergeld freigegeben. Gekauft würden nur Quellen, bei denen die gutachterlich bestätigten Einnahmen innerhalb von fünfeinhalb Jahren den Kaufpreis amortisieren und über die gesamte Produktionsdauer sogar das Zweieinhalbfache des Kaufpreises ausspucken.
Anleger beteiligen sich bei diesem Fonds als Kommanditisten an der POC Eins GmbH & Co. KG. Diese kauft die Öl- und Gasquellen jedoch nicht direkt, sondern beteiligt sich ihrerseits an einer sogenannten Objektgesellschaft in Kanada. Bei der wiederum führt die Conserve Oil Corporation die Geschäfte – die Firma, deren Chef im Frankfurter Hof so wenig über seine Hintermänner sagen will. Als „kompetenten Partner vor Ort“ stellt der Prospekt die Conserve Oil vor, mit einem Management, das über „profunde, zum Teil jahrzehntelange Erfahrung“ in den „Kernbereichen des Öl- und Gasgeschäfts“ verfügt.
Aussicht auf Schadenersatz oder einen Vergleich besteht, wenn...
verschwiegen oder nicht detailliert genug offengelegt haben. Dies gilt auch, wenn der Prospekt die Höhe der Vergütung und deren Empfänger korrekt angibt.
Investment beworben wurde, obwohl es sich um eine unternehmerische Beteiligung handelt, oder sie zum Beispiel einem älteren Sparer zur Altersvorsorge empfohlen wurde.
mit sich selbst zum Nachteil der Anleger gemacht hat. Beispielsweise verkauft eine Reederei Schiffe überteuert an hauseigene Fonds, ohne dass dies im Prospekt steht.
zweckentfremdet wird. So warb beispielsweise die Commerzbank Geld für Filmfonds ein, das aber nur zu einem Bruchteil in die Filmproduktion floss.
falsche Angaben enthält, beispielsweise über die Höhe der Kosten oder unternehmerische Risiken.
beschlossenen Änderungen der Geschäftsgrundlagen juristisch angreifbar sind. Dazu gehören etwa der zeitweise Verzicht auf Mieten oder die Verpflichtung, Geld in einen kriselnden Fonds nachzuschießen.
Olivenöl und Erdöl
Tatsächlich dürfte sich das Management mit Olivenöl besser auskennen als mit Erdöl – sowohl Conserve-Oil-Chef Crombie als auch sein Vize Yoshiki Nakamura kommen aus der Hotellerie. Crombie war laut Profil im Netzwerk LinkedIn Finanzchef einer Hotelkette und Gründer einer Finanzagentur. Laut Pressemitteilungen gründete er auch einen Kabel-TV-Betreiber in Nigeria und saß im Board eines kanadischen Pennystocks, der Wiederaufforstungsprojekte in China managt. Nakamura war laut LinkedIn-Profil Assistant Manager in Hotels und Knigge-Berater für Geschäftsleute, bevor er zu Conserve Oil ging. Fragen der WirtschaftsWoche zu ihrer Qualifikation lassen beide unbeantwortet.
Die Web-Site der Conserve Oil besteht aus Bildern, die aus dem Internet zusammengeklaubt wurden. Eine deutsche Agentur hat die Web-Site gebaut und auf einem deutschen Server ins Netz gestellt. Einzige nachvollziehbare Erfahrung der Conserve Oil im Ölgeschäft vor der Ausgabe der ersten Proven-Oil-Fonds ist die Beteiligung an einem Recyclingunternehmen mit dem putzigen Namen „Little Dipper Holdings“, das bei Kfz-Werkstätten Altöl und gebrauchte Filter abholt. Firmen wie diese gibt es in Kanada Dutzende.
Stuckdecken und Blattgold
Reichen derart dünne Voraussetzungen, um die versprochenen Renditen zu erwirtschaften? Die Belege, die Proven Oil Canada der WirtschaftsWoche präsentiert, werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten – und hinterlassen den Eindruck, dass hier professionelle Blender am Werk sind.
Äußerlich glänzt alles in der Berliner Zentrale in der Uhlandstraße, einen Steinwurf vom Ku’damm entfernt: gläsernes Portal, ein Flur mit marmorverkleideten Wänden, Stuckdecken und Blattgold. Proven Oil residiert im dritten Stock, hohe Decken, dunkles Interieur, auf einem Schreibtisch eine kleine goldfarbene Ölpumpe.