Jupiter-Chef Edward Bonham Carter "Gigantisches Geldexperiment"

Edward Bonham Carter, Chairman des Fondsanbieters Jupiter erklärt, was erfolgreiche Fondsmanager auszeichnet - und verrät seine zehn wichtigsten Tipps zur Geldanlage.

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Edward Bonham Carter, Chairman des britischen Fondsanbieters Jupiter, im Interview mit WirtschaftsWoche. Quelle: Presse

WirtschaftsWoche: Mr. Bonham Carter, Sie wollen mit den Aktien- und Rentenfonds von Jupiter jetzt stärker auf dem deutschen Markt Fuß fassen. Wie soll das gelingen? Fonds haben es hierzulande schwer, weil Anleger sehr risikoscheu sind.

Edward Bonham Carter: Das stimmt, aber wir bemerken in Deutschland einen Appetit für spezielle flexible Anleihestrategien. Deutsche Großanleger haben 2013 immerhin in Spezialfonds rekordhohe 76,7 Milliarden Euro investiert und Publikumsfonds flossen auch 18,7 Milliarden Euro neue Gelder zu. Die Aktienbegeisterung ist verhalten, aber das ist traditionell in Deutschland so. Allerdings erwarte ich einen langsamen Wandel hin zu etwas riskanteren Produkten. Die niedrigen Zinsen sind ein Problem, wenn wir die Renten von immer mehr Menschen finanzieren sollen.

Das Demografieproblem ist altbekannt, ändert aber wenig daran, dass Anleger ihr Geld lieber auf dem Sparbuch lassen.

Ja, ich weiß, es ist, wie über die schmelzenden Gletscher in den Alpen zu reden. Weil es ein so langsamer Prozess ist, ist es ermüdend. Aber das wird die große Frage der nächsten Jahrzehnte werden. Ich denke, die Menschen spüren, das sie jetzt mehr Risiko eingehen müssen. Wer 20 bis 30 Jahre von seinem Gesparten bei den niedrigen Zinsen leben soll, der bekommt das irgendwann zu spüren.

Es beißen sich schon andere, in den USA oder Großbritannien erfolgsverwöhnte Fondshäuser, am deutschen Markt die Zähne aus. Darunter sind sehr bekannte Namen die weltweit zu den größten zählen, wie Fidelity, Schroders und Aberdeen. Warum glauben Sie, dass Jupiter erfolgreich sein wird?

Wir haben den Vorteil, dass wir klein sind. Es gibt im Fondsmanagement keine Verbindung zwischen Größe und dem Mehrwert eines Fonds. Es ist anders, als in der Autoindustrie. Wer dort groß ist, der kann die Autos billiger herstellen mit der gleichen Qualität anbieten. Aber das gibt es beim Fondsmanagement nicht. Größere Häuser haben nicht unbedingt mehr Fonds, die ihre Indizes schlagen. 65 Prozent unserer Fonds gehören immerhin zum besten Viertel in ihren Fondsgruppen.

Sie haben Jupiter 2007 von der Commerzbank übernommen. Kurz vor der Finanzkrise war der Preis hoch und die Fondsgesellschaften teuer.

Kurzfristig gesehen könnte man sagen, das Timing war schlecht, aber langfristig betrachtet war die Strategie richtig. Sie verstehen, warum ich immer sage, wir prognostizieren nicht die Volkswirtschaften. Es bringt wenig. Man kann die Ereignisse kaum voraussehen.

Zehn wichtige Tipps für Privatanleger

Unterstützen die Jupiter-Aktionäre das Abenteuer, in Deutschland Fuß zu fassen?

Ja, wenn wir in fünf Jahren unser in Deutschland verwaltetes Vermögen auf etwa sechs Milliarden Euro verdoppeln und den Absatz unserer Produkte in Kontinentaleuropa stärken, dann ist das für sie eine gute Wertschöpfung. Wir wollen die Kundenbasis stärken und erwarten, dass es in Europa ein stärkeres Wachstum geben wird als in Großbritannien.

Ist es für Anleger nicht besser, gleich in die Jupiter-Aktie zu investieren, als in einen der Fonds?

Die Aktie ist aber viel volatiler. Sie ist abhängig von der Entwicklung der Fondsindustrie. Wenn es dort Zuflüsse gibt, dann wird sich die Aktie gut entwickeln. Ich denke für die meisten Anleger sind die Fonds ein besseres Investment, weil sie eine stärkere Risikostreuung bieten.

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