Krisenfest und aussichtsreich Das geimpfte Depot zur Corona-Krise

Eine Spritze Symbolbild Quelle: imago images

Die Ausbreitung des Virus lässt Aktien auf breiter Front abstürzen. Doch einige Titel können sich dem Trend entziehen – und bieten sogar kurzfristig die Chance auf Kursgewinne.

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Der Absturz an den Aktienmärkten im Zuge des Corona-Virus ist beispiellos. Noch nie verlor der Dax schneller an Wert als in den Wochen seit Ende Februar. Der Absturz ist – wie der Ausbruch des Virus selbst – nicht auf einzelne Regionen beschränkt. Der europäische Index Stoxx Europe 600, der US-Index S&P 500 oder die weltweite Aktienauswahl MSCI World: Alle haben von ihren Höchstständen im vergangenen Monat deutlich zweistellig verloren. In dieser massiven Verkaufswelle gab es jedoch auch einige Titel, die sich dem Abwärtssog teilweise entzogen – und auch weiterhin bei einem schlechten Marktumfeld Chancen bieten.
Wer die Aktienindizes nach Krisengewinnern durchforstet, stößt vor allem auf Aktien aus vier Branchen. Aus allen vier Bereichen hat das Geld-Team der WirtschaftsWoche deutsche, europäische und US-Werte ausgewählt und daraus ein Corona-festes Depot zusammengebaut. Das Anlageziel: Es soll in den kommenden Wochen und Monaten, wenn sich das Virus weiter ausbreitet und die Folgen an den Aktienmärkten nachwirken, deutlich besser abschneiden als der globale Aktienmarkt, gemessen am MSCI World. Idealerweise wirft es gar schon in dieser Zeit eine positive Rendite ab. Auf wiwo.de werden wir regelmäßig ein Update dazu geben, wie sich die Auswahl schlägt.

Das Ergebnis allerdings – so ehrlich muss man sein – hängt bei aller Widerstandskraft der einzelnen Titel ganz wesentlich vom Abschneiden der Aktienmärkte insgesamt ab. Kommt es nochmal zu einem massiven Ausverkauf, werden auch robuste Titel und sogar Gold fallen, weil Anleger Liquidität wollen. Das zeigte sich beispielhaft etwa am 12. März, dem Tag mit dem zweithöchsten Tagesverlust im Dax. Weil jedoch das Ausmaß der Verluste bei den robusteren Titeln kleiner sein sollte als im Gesamtmarkt, ist anschließend auch der Weg zurück nach oben kürzer. Hier kommen die vier Trends mit jeweils passenden Aktienideen für die kommende, turbulente Zeit an der Börse.

These 1: Die Börsen bleiben in Bewegung

Egal, wie sich die Nachrichtenlage entwickeln wird: Die Kurse an den Kapitalmärkten dürften in den kommenden Wochen in Bewegung bleiben. Entsprechend rege werden Aktien, Anleihen und Derivate gehandelt. Profiteure sind die Betreiber relevanter Börsenplätze. Die Deutsche Börse etwa verzeichnete im Handel mit deutschen Aktien im Februar einen Handelszuwachs von knapp 40 Prozent gegenüber dem Februar des Vorjahrs. Im März dürfte das Plus bisher eher größer sein, wie die Daten auf Tagesbasis zeigen. Profitieren können Anleger davon auch mit diesen Aktien:

Euronext ist ein europäischer Börsenbetreiber, der unter anderem Handelsplätze in Amsterdam, Paris und Brüssel unterhält. Dieses Geschäft ist extrem margenstark; etwa ein Drittel des Umsatzes bleibt als Gewinn hängen. Außerdem erwirtschaftet Euronext im operativen Geschäft erheblich mehr Geld als der Konzern für Investitionen ausgibt. Entsprechend ist das Unternehmen nicht auf externe Geldquellen angewiesen – im aktuellen Umfeld ein erheblicher Vorteil. Trotz der sprudelnden Einnahmen ist die Verschuldung von Euronext in den vergangenen Jahren allerdings deutlich gestiegen. Denn der Markt für Börsenbetreiber befindet sich in einer Konsolidierungsphase mit vielen Übernahmen und Fusionen. So kaufte Euronext im vergangenen Jahr etwa den Betreiber der Börse Norwegen für etwa 700 Millionen Euro. Das trieb die Schulden auf derzeit gut eine halbe Milliarde Euro netto. Zudem sind durch die Übernahmen der vergangenen Jahre auch Risikoposten in die Bilanz gewandert, die abschreibungsgefährdet sind, sollten die Zukäufe enttäuschen. Weil Euronext aber die Verschuldung durch den starken operativen Kapitalfluss schnell reduzieren kann und eine Krise im Börsengeschäft derzeit unwahrscheinlich ist, ist die Aktie gefragt. Sie schlug sich in den vergangenen drei Wochen mit minus 17 Prozent erheblich besser als der europäische Gesamtmarkt, der doppelt so viel verlor. Weil Euronext nach dem Kursrücksetzer zudem mit einer Gewinnbewertung von 22 Jahresgewinnen wieder moderater bewertet ist, kommt die Aktie ins Depot.

Nasdaq Inc.

Ähnlich ist die Situation beim US-Börsenbetreiber Nasdaq. Die Amerikaner betreiben eine Reihe von US-Börsen, darunter die bekannte elektronische Börse Nasdaq in New York. Neben dem Betrieb der Handelsplattform bietet der Konzern Händlern und Unternehmen verschiedene Dienste rund um den Handel an und verkauft den Marktteilnehmern etwa Handelsdaten. Wie bei Euronext wirft auch hier das laufende Geschäft sehr hohe Margen und erhebliche Barmittelzuflüsse ab.

Weil Nasdaq aber in den vergangenen Jahren verschiedene Unternehmen zugekauft, die Dividende erhöht und eigene Aktien zurückgekauft hat, sind auch bei den Amerikanern die Schulden gestiegen. Vor allem die Aktienrückkäufe sind bei vielen US-Unternehmen ein wesentlicher Grund für die jahrelange Hausse. Diese Ausgaben müsste Nasdaq zurückfahren, sollte die Konjunktur im Zuge der Corona-Krise einbrechen. Investoren scheinen das zu fürchten: Die Aktie lief zuletzt, anders als Euronext, kaum besser als der Markt. Inzwischen aber ist die Bewertung mit 18 Jahresgewinnen so niedrig, dass die Aktie reif ist für eine Erholung. Zumal Nasdaq selbst während der Finanzkrise stets solide profitabel war, das Geschäftsmodell also schon bewiesen hat, dass es krisenfest ist.

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