Kryptowährung Die drei größten Gefahren für den Bitcoin

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2. Gefahr: Einmischung durch Regulierer

Lange hatte die Politik den neuen Markt ignoriert, ganz im Sinne der libertär eingestellten Krypto-Enthusiasten der ersten Stunde. Mit der Einführung von Terminkontrakten auf den Bitcoin durch zwei große Chicagoer Börsenbetreiber im Dezember 2017 ist der Boom jedoch endgültig im klassischen Finanzsystem angekommen. Schon bald will die weltgrößte Börse, die New Yorker Stock Exchange, mit eigenen Produkten nachziehen. Politiker und Aufseher sind aufgeschreckt.

Notenbanker und Experten warnen immer schärfer vor der Unberechenbarkeit des Bitcoins und sprechen eher von einem Spekulationsobjekt als einer Währung, da eine der wichtigsten Eigenschaften des klassischen Gelds – die Wertstabilität – nicht gewährleistet sei. Besonders eindringlich warnte der Notenbank-Chef Dänemarks, Lars Rohde: „Bleiben Sie weg. Das ist tödlich“, sagte er.

„Die wesentlichen Faktoren für die zukünftige Entwicklung von Kryptowährungen bestehen darin, wie der Staat in die Entwicklung eingreift“, erklärt Christian Nolting, Investmentchef der Deutschen Bank Wealth Management. Bereits im Herbst hatten Aufsichtsbehörden in China dem Handel mit Kryptowährungen ohne Vorwarnung einen Riegel vorgeschoben. Einige Betreiber von Krypto-Börsen warfen daraufhin das Handtuch.

2018 will die Europäische Union strengere Regeln für Plattformen einführen, auf denen Kryptowährungen gehandelt werden. Der französische Finanzminister Bruno Le Maire will die Regulierung des virtuellen Geldes sogar auf die Agenda des kommenden G20-Gipfels im April setzen, Deutschland unterstützt ihn dabei. In Südkorea, einem der weltweit größten Märkte für virtuelles Geld, ist sogar ein komplettes Krypto-Verbot im Gespräch. „Sollte tatsächlich ein Verbot ausgesprochen werden, könnte dies für große Ernüchterung in der digitalen Währungswelt sorgen“, ist sich Timo Emden, Deutschland-Chef des Onlinebrokers DailyFX, sicher. „Dies wäre als klarer Rückschritt zu werten.“

Gleichwohl schließen Marktteilnehmer nicht aus, dass der Bitcoin-Preis trotz zunehmender Regulierung weiter steigt. Was Anleger zunächst freuen dürfte, hält jedoch die vielleicht größte Gefahr für Bitcoin und Co. bereit.

3. Gefahr: Platzen der Kursblase

Aller aktuellen Probleme zum Trotz: Bitcoin und andere Kryptowährungen faszinieren die Anleger vor allem in Asien und in den USA brennend. Der Bitcoin hat 2017 rund 1.300 Prozent an Wert zugelegt, andere Digitalwährungen haben sich noch besser entwickelt. Neben Russland prüft etwa die Schwedische Reichsbank die Einführung einer eigenen „E-Krone“, Australiens Notenbank steht entsprechenden Plänen offen gegenüber. Sollten sich die Vorhaben konkretisieren, dann könnte das Kursfeuerwerk erst richtig losgehen. Analysten der Saxo-Bank halten einen Bitcoin-Kurs von 60.000 Dollar für möglich.

Mit jedem neuerlichen Kursanstieg wächst aber auch die Gefahr eines fatalen Crashs. Schon heute ähnelt der Bitcoin-Kurs Chartanalytikern zufolge einer klassischen Spekulationsblase. Falls es zum Crash kommen sollte, fürchten Kritiker finanzielle Verwerfungen. So kommt eine Untersuchung der Anglia Ruskin University, des Trinity College Dublin und der Dublin City University zu dem Schluss: Sollte die Spekulationsblase der Kryptowährungen platzen, könne die Verkaufswelle auf die traditionellen Finanzmärkte überschwappen.

Schon heute verunsichern starke Kursschwankungen die Investoren. Hochriskante und zum Teil dubiose Krypto-Aktivitäten von Unternehmen mit dem Ziel einer Aktienkurs-Manipulation haben die US-Börsenaufsicht auf den Plan gerufen. Auch die seit Dezember handelbaren Bitcoin-Futures seien nicht ohne Risiko für die Wirtschaft, warnt der Chef des Handelshauses Interactive Brokers, Thomas Peterffy. Sollten durch hohe Schwankungen bei den Terminkontrakten Derivate-Häuser ins Straucheln geraten, könnte das eine Lawine auslösen und die Realwirtschaft destabilisieren.

In den Hintergrund gerückt, aber nach wie vor ungelöst ist auch das Skalierungsproblem beim Bitcoin: Das Netzwerk ist aufgrund der vielen neuen Anleger überlastet, Überweisungen dauern lange und kosten immer mehr. Die Bitcoin-Gemeinschaft ist zerstritten, eine dauerhafte Abhilfe nicht in Sicht.

Anfang Januar ist klar: Der Krypto-Markt steht 2018 am Scheideweg. Zehn Jahre nach ihrer Erfindung müssen Bitcoin und Co. die vielleicht größte Bewährungsprüfung bestehen.

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