Kryptowährungen Wie Putin den Bitcoin kontrollieren will

Russland will Kryptowährungen wie Bitcoin anerkennen. Quelle: imago images

Vor wenigen Wochen drohte noch ein Verbot, nun will Russland Kryptowährungen wie Bitcoin praktisch als Währung anerkennen. Hinter der Kehrtwende steckt womöglich auch die Furcht vor möglichen Sanktionen.

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Es ist das vorläufige Ende des Hin-und-Her zwischen der russischen Zentralbank und dem Kreml. Es ist ein kleiner Paukenschlag. Offenbar will Russland Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum nun nicht mehr verbieten, wie es die Zentralbank noch vor einigen Wochen gefordert hatte. Im Gegenteil: Kryptowährungen sollen in Russland legalisiert und analog zu Währungen anerkannt werden.

Das geht aus einer Meldung hervor, welche die russische Regierung am Dienstagabend veröffentlicht hat, auch die Wirtschaftszeitung Kommersant berichtet darüber. Demnach wollen Regierung und Zentralbank bis zum 18. Februar einen entsprechenden Gesetzentwurf ausarbeiten. Damit wäre Russland nach Ländern wie El Salvador, Indien und der Ukraine das nächste Land, welches Kryptowährungen legalisiert. Kryptoenthusiasten feiern das, der Kurs liegt zumindest leicht im Plus.

Allerdings sollten sich Bitcoiner, denen insbesondere der dezentrale, freiheitliche Aspekt am digitalen Geld am Herzen liegt, nicht zu früh freuen. Zentralbank und Regierung fordern in ihrer Mitteilung strenge Pflichten für alle Marktteilnehmer, etwa was die Identifikation vor dem Handel betrifft. Damit sollen die Rechte gewöhnlicher Anleger geschützt werden. Man wolle die Kontrolle über die Zahlungen im Kreislauf der Kreditinstitute sicherstellen. So sollen etwa Plattformen für den Kryptohandel spezielle Anforderungen erfüllen müssen, um eine Lizenz zu bekommen. Sprich, entgegen der eigentlichen Grundidee eines freiheitlich dezentral orientierten Kryptosystems soll dieses in Russland strenger überwacht werden.

Die Umsetzung der Strategie, so schreibt die Regierung, soll den notwendigen Rahmen schaffen, um Kryptowährungen aus dem Schatten zu holen und legale Geschäfte mit Bitcoin und Co. zu ermöglichen.

Schneller Schwenk vom Verbot zur Legalisierung

Das gleicht einer Kehrtwende, denn noch im Januar wollte die russische Zentralbank nicht nur den Handel, sondern auch das Mining, also das Schürfen von neuen Coins, verbieten. Grund waren nicht nur Sorgen um die Finanzstabilität, sondern auch um die Energieversorgung – für das Mining von Kryptowährungen braucht es in der Regel hohe Rechenkapazitäten, der Prozess ist entsprechend sehr energieaufwendig.

Lesen Sie auch: Auch die Ukraine will das Geschäft mit Kryptowährungen legalisieren, aber die Techexperten laufen ihnen davon und das liegt nicht nur an Kriegsängsten.

Allerdings waren Zentralbank und Regierung da offensichtlich nicht ganz einer Meinung. Ende Januar erklärte Präsident Wladimir Putin, Russland habe aufgrund seines Energieüberschusses gewisse Vorteile, was das Mining angehe. Regierung und Zentralbank sollten deshalb möglichst doch noch zu einem Kompromiss kommen. Den hat Putin nun bekommen.



Dabei dürfte es auch darum gehen, den Einfluss des Dollars, dessen Status Putin ein Dorn im Auge ist, weiter zu schwächen. Bereits im vergangenen Oktober kündigte der stellvertretende Außenminister Aleksander Pankin an, die Dollar-Reserven Russlands langfristig abbauen zu wollen. Auch Kryptowährungen, so Pankin, könnten eine Alternative darstellen. Gleichzeitig ließ Putin in einem Interview mit dem Sender CNBC verlauten, es sei noch etwas früh, um über die Nutzung von Kryptowährungen im Ölhandel nachzudenken. Ausschließen will Putin den Einsatz von Bitcoin und Co im Energiegeschäft aber offenbar nicht.

Ein anderer brisanter Aspekt könnte für Russland aktuell aber eine viel wichtigere Rolle spielen: Kryptowährungen sind dafür bekannt, dass sich mit ihnen Sanktionen umgehen lassen. Der Iran etwa stand im Verdacht, mit Hilfe von Bitcoin US-Sanktionen zu umgehen. Denn der Bitcoin ist weitgehend anonym, so konnten Bürger und Unternehmen unerkannt internationale Zahlungen durchführen und die Verbote untergraben. Mit Fiatwährungen wäre das nicht möglich gewesen.

Im Zuge der Ukraine-Krise verhandeln die USA und Europa gerade um weitere mögliche Russland-Sanktionen. Gut möglich also, dass der Kreml sich mit dem Bitcoin-Vorstoß schon mal darauf vorbereiten wollte.

Mehr zum Thema: Der Ausverkauf bei Kryptowährungen ist vorerst beendet. Nach der Talfahrt klettert der Bitcoin wieder über die Marke von 45.000 Dollar. Die Zinswende hat aus Anlegersicht an Schrecken verloren, vorerst.

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