Öl Was 2018 den Ölpreis bestimmt

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Mehr Schieferöl, aber keine unkontrollierte Marktflutung



2. Amerikanisches Schieferöl: Qualität statt Quantität

So sehr sich die Öl-Allianz Opec über die Effekte ihrer Förderkürzung freuen kann: Die Konkurrenz durch die Schieferölförderer in den USA wird sie nicht mehr los. Allein 2017 haben diese 900.000 Barrel pro Tag mehr gefördert als im Vorjahr und so die US-Ölproduktion auf zuletzt 9,8 Millionen Barrel Öl pro Tag angehoben. Im kommenden Jahr könnte es zu ähnlichen Steigerung kommen. Die USA könnten dann mehr als zehn Millionen Barrel Schieferöl pro Tag fördern und Saudi-Arabien als zweitgrößtes Ölförderland überholen. Die Analysefirma IHS Markit schätzt, dass die Amerikaner Ende dieses Jahres bis zu 10,5 Millionen Barrel Öl pro Tag pumpen könnten – so viel wie nie zuvor.

Damit noch nicht genug: In seinem aktuellem Energieausblick krönt IEA-Chef Fatih Birol die US-Amerikaner zum „unangefochtenen Öl- und Gas-Anführer in den kommenden Jahrzehnten“. Ein derart rasantes Produktionswachstum sei noch nie dagewesen. Selbst der bis heute größte Ölfund, das Ghawar-Feld in Saudi-Arabien, sei nicht vergleichbar. Und schon im kommenden Jahr könnten abermals Millionen neuer US-Barrels den Ölmarkt fluten.

Kein Wunder also, dass Mohammed Barkindo, der Generalsekretär der Opec, im Oktober vergangenen Jahres eindringlich an die „Freunde in den nordamerikanischen Schieferölbecken“ appellierte, sich ihrer Verantwortung für den globalen Ölmarkt bewusst zu werden.

Für ihn und seine Opec-Kollegen gibt es immerhin eine tröstliche Botschaft: Statt auf Masse, werden die Schieferölförderer 2018 zunehmend auf Qualität setzen. „Die Geschäftsführer und Management-Teams werden zunehmend zur Rechenschaft gezogen, mehr positiven Cashflow zu generieren, statt die Produktion immer weiter zu erhöhen. Das gilt auch bei Preisen jenseits von 60 Dollar je Barrel“, erklärt Chris Midgley, Chef der Analyse-Abteilung bei S&P Global Platts in seinem Ausblick.

Es wird einerseits also erneut deutlich mehr Öl in den USA gefördert werden, wohl aber nicht so viel, dass die Ölpreise erneut kollabieren. Das würde letztlich auch den Amerikaner schaden. Als der Ölpreis zwischen 2014 und Anfang 2016 von über 110 auf zeitweise unter 30 Dollar stürzte, gingen dutzende US-Förderer Pleite.

Die in 2018 wieder steigende Ölförderung in den USA, aber auch bei der Opec und ihren Verbündeten, lässt Analysten bei ihren Preisprognosen vorsichtig bleiben. Zu den größten Skeptikern gehört die Citigroup, die im Lauf des Jahres und auch 2019 erneut ein Überangebot am Markt voraussehen.

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