RWE-Ökostromtochter Innogy Neue Aktie muss gleich zum Börsenstart Federn lassen

RWE verkauft sein Tafelsilber mit gutem, aber nicht durchschlagendem Erfolg an der Börse. Während die RWE-Aktie unter Verkaufsdruck gerät, muss auch das Innogy-Papier am ersten Tag auf dem Börsenparkett Federn lassen.

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Peter-Terium Quelle: dpa

So viel Grund für ein breites Grinsen hatte Ex-RWE-Chef Peter Terium schon lange nicht mehr. „Wir sind sehr, sehr zufrieden. Das ist gut für die Kasse von Innogy, das ist gut für die Kasse von RWE“, freute sich der Top-Energie-Manager. Der Essener Energiekonzern, in schwere Finanznot geraten durch die Energiewende, hat sein Tafelsilber an die Börse gebracht: Und das sind vor allem die Netze. „RWE hat einen Teil seines Zukunftsgeschäfts verkauft“, sagte der Geschäftsführer der Aktionärsvereinigung DSW, Thomas Hechtfischer.

Mit diesem Tafelsilber sammelte die neue Ökostrom-Tochter mit dem Namen Innogy bei ihrem Börsendebüt in Frankfurt immerhin fünf Milliarden Euro bei Investoren ein. Gleichzeitig allerdings ging die RWE-Aktie um fünf Prozent in die Knie.

Händler begründeten das Minus damit, dass große Investoren ihre Portfolios umschichteten und dabei RWE-Anteile teilweise durch Innogy-Papiere ersetzten. Die Perspektiven des Mutterkonzerns RWE sehen viele Experten skeptisch. Das reine Geschäft mit konventioneller Energieerzeugung sei im Niedergang, sagte ein Analyst. Innogy, mit 40.000 der RWE-weit bisher 60.000 Mitarbeiter, bündelt das Zukunftsgeschäft des Konzerns mit Ökostrom, Netzen und Vertrieb.

Sicher, fünf Milliarden Euro sind eine Hausnummer für den Energieversorger RWE, der 28 Milliarden Euro an Schulden angesammelt hat. RWE kann damit Alt-Schulden abbauen, die neue Tochter darf zwei Milliarden Euro in neue wachstumsträchtige Geschäfte rund um erneuerbare Energie investieren.

Vor allem in die Verteilnetze will Terium, der ab sofort die Führung der neuen RWE-Tochter übernimmt, investieren. Die seien das Rückgrat der Energiewende. Die Netze, die den Strom zum Endkunden bringen, sorgten vor allem dafür, dass hauptsächlich Investoren aus den USA und Großbritannien bei den neuen Aktien von Innogy zugriffen.

Deutsche Fonds zeichneten bei Innogy gerade einmal ein Zehntel des Emissionsvolumens. Die Netze sind staatlich reguliertes Geschäft, also risikolos. Dafür sind sie aber auch nicht gerade wachstumsstark. Sie werden erstmal mehr Geld kosten als neues abwerfen. "Von Innogy sind zwar stabile Geschäfte zu erwarten, aber keine Wachstumssprünge", sagte etwa Thomas Deser, Portfoliomanager bei Union Investment.

Die „grüne“ RWE-Tochter Innogy ist am Freitag erfolgreich an der Börse gestartet. Unmittelbar nach Börseneröffnung stieg der Kurs auf über 37 Euro - gab kurz darauf aber nach und rutschte unter den Ausgabepreis.

So entwickelte sich das Börsendebüt im Laufe des Tages auf dem Frankfurter Parkett doch verhaltener als sich Terium das vielleicht gedacht hat. Der Innogy-Kurs rutschte zeitweilig unter den Ausgabepreis von 36 Euro.

Innogy hatte bis zu 139 Millionen Papiere zu je 36 Euro ausgegeben und die Preisspanne damit voll ausgereizt. Der Preis für das Papier sei ihm zu hoch, sagte Analyst Ingo Becker vom Bankhaus Kepler. Er bewerte die Aktie mit 34 Euro. Bis zu einem Kurs von 32 Euro rate er zum Kauf. Der Finanzinvestor Macquarie aus Australien ist dagegen optimistischer. Sie bewerten die Innogy-Aktie mit 41 Euro.

Der Ausgabepreis sei nicht zu ambitioniert gewesen, sagte Joachim von der Goltz, der den Börsengang für die Schweizer Investmentbank Credit Suisse begleitet hat. "Es galt, die Interessen abzuwägen zwischen Innogy, RWE und den Investoren." Zeitweise mussten die begleitenden Banken den Kurs sogar stützen. Die Federführung beim Börsengang hatten Goldman Sachs und die Deutsche Bank.

RWE hält nach dem Börsengang noch mindestens 75 Prozent an Innogy. "RWE bekommt durch Innogy Zugang zu frischem Kapital. Zuvor hat keiner RWE mehr einen Cent gegeben, da unklar war, wieviel davon in die Atomrückstellungen fließen", sagte Hechtfischer von der Aktionärsvereinigung DSW.

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