Im zweiten Anlauf soll der Börsengang jetzt klappen: Bereits 2014 kündigte das Mutterhaus von Deutschlands größtem Miet- und Kaufportal Immobilienscout24 an, seine Plattformen, zu denen auch Autoscout24 gehört, an die Börse zu bringen. Damals stoppte man die Vorbereitungen mit Hoffnung auf ein marktfreundlicheres Umfeld.
Das scheint nun gekommen, im Schatten des Börsengangs der Bayer Kunststoff-Sparte Covestro könnte die Platzierung schon in den nächsten Wochen anstehen. „Der Börsengang ist der nächste logische Schritt in der Entwicklung des Unternehmens und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diesen Schritt zu gehen“, sagt Scout24-Chef Gregory Ellis. Er war im März 2014 als neuer Geschäftsführer zum Unternehmen gekommen.
Insgesamt könnte die Notierung ein Volumen von 800 Millionen Euro einbringen, netto sollen mindestens 200 Millionen Euro für den Konzern übrig bleiben, um Schulden in Höhe von 950 Millionen abzubauen und weiteres Wachstum zu finanzieren. Den Börsengang betreuen neben der Credit Suisse und Goldman Sachs auch Barclays, Morgan Stanley und die Jefferies Group.
Bislang halten die Investoren Blackstone und Hellman & Friedman den größten Anteil an der Scout24 Holding GmbH - rund 67 Prozent. Das Management selbst besitzt vier Prozent. Alle bisherigen Investoren sollen auch nach dem Börsengang große Anteile am Unternehmen besitzen. Zusätzlich zu den neuen Aktien, die an die Börse gehen und aus einer Kapitalerhöhung stammen, verkaufen aber auch die bisherigen Anteilseigner einige Altaktien aus ihrem Bestand.
Mit im Boot sitzt auch noch die Deutsche Telekom, die 29 Prozent an Scout24 hält. Die Portale hatte sie 2013 an die beiden Investorengruppen verkauft. Inklusive Schulden lag die Bewertung von Scout24 damals bei zwei Milliarden Euro. Der Firmenwert dürfte nun auf rund drei bis vier Milliarden Euro gestiegen sein.
Das Geschäft läuft gut und wuchs in den vergangen Jahren um jeweils zwölf Prozent pro Jahr. Fast zehn Millionen Nutzer zählte der Konzern auf den Seiten von Immoscout. Die gesamte Gruppe setzte 2014 rund 342 Millionen Euro um. Der Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Amortisierung lag bei 149 Millionen Euro. Gut 1000 Mitarbeiter arbeiten für den Konzern aus München.
Zweistelliges Wachstum will der Konzern auch in diesem Jahr erzielen. Die wichtigste Plattform, Immobilienscout24, brachte im ersten Halbjahr 2015 allein 130 Millionen Euro Umsatz, Autoscout24 57 Millionen. Mit Immoscout verdient der Konzern laut eigenen Angaben auch deutlich mehr, gut 60 Prozent bleiben in der Immobiliensparte als Gewinn vom Umsatz übrig - vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Wertberichtigungen.
Aber die Konkurrenz für Immoscout wächst. Denn im Frühjahr genehmigte das Kartellamt die Fusion von den Verfolgern Immowelt und Immonet. Ihr Zusammenschluss könnte den Wettbewerb mit Immoscout gar vorantreiben, schätzte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, die Fusion auf dem Online-Immobilienmarkt damals ein. Und so könnte sich nach dem Börsengang schon ab 2016 das eigene Wachstum verlangsamen, schreibt Scout24.