Tech-Aktien Weshalb die Überflieger abstürzen

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Musikpause, Mobilfunk und Musk

Deutliche Verluste gab es für Anleger zuletzt auch beim Musikstreamingdienst Spotify. Die Schweden waren erst im April an die Börse gegangen und hatten seither stark im Kurs zugelegt. Die am Mittwoch veröffentlichten Zahlen konnten die Euphorie indes nicht aufrecht erhalten. Um acht Prozent auf nun 170 Millionen Nutzer steigerte sich der Dienst im Vergleich zum Jahreswechsel. Allerdings legte der profitträchtige Premium-Bereich langsamer zu als die werbefinanzierten Gratis-Abos.

Ansonsten liest sich der Geschäftsbericht der Schweden gut, schwarze Zahlen geraten in Sichtweite. Im abgelaufenen Quartal verlor Spotify im operativen Geschäft nur noch gut 40 Millionen Euro. Im Vorjahresquartal war es mehr als das Doppelte gewesen. Positiv zudem: Spotify schafft schon seit geraumer Zeit positive Kapitalflüsse, nimmt also operativ mehr Geld ein als es ausgibt. Dass unter dem Strich trotzdem Nettoverluste stehen, liegt vor allem daran, dass das Unternehmen seine Mitarbeiter mit eigenen Aktien bezahlt. Die belasten den Gewinn, kosten das Unternehmen aber kein Bargeld.

Den jüngsten Kurssturz von knapp zehn Prozent im Kurs sollten Anleger deswegen nicht überbewerten. Anders als Snap hat Spotify kein fundamentales Problem mit dem Geschäft. Gleichwohl bleibt die Aktie auch nach dem Rückgang extrem teuer. Deswegen können in Zukunft weiterhin schon kleine Enttäuschungen ausreichen, um zweistellige Kursverluste auszulösen.

Ebensolche erlebte in den vergangenen Tagen auch die börsennotierte Telekom-Tochter T-Mobile US. Das im Technologieindex Nasdaq 100 gelistete Unternehmen hatte da bekannt gegeben, den US-Konkurrenten Sprint übernehmen zu wollen. An der Börse kamen die Übernahmepläne nicht gut an. Sprint, die Nummer vier auf dem amerikanischen Mobilfunkmarkt, schrieb in den vergangenen Jahren Milliardenverluste. Die zuletzt von einem Erfolg zum nächsten eilende T-Mobile gewänne durch eine Übernahme zwar Marktanteile, müsste sich aber auch um die Sanierung von Sprint kümmern. Dass Aktionäre angesichts dessen und der Tatsache, dass T-Mobile sich mit dem Kauf enorme Schulden aufladen würde, vorsichtiger werden, erscheint daher nachvollziehbar.

Mehr Marktanteil und ein Sanierungsfall

„So trocken“ und „nicht cool“: Tesla-Chef Elon Musk verteilte in der Telefonkonferenz zu den Zahlen seines Elektroautoproduzenten harsche Kritik. Die galt allerdings weder seinen Autos noch dem Zahlenwerk von Tesla, sondern kritischen Analysten. Die hatten sich erlaubt zu fragen, wann Tesla das nächste Mal frisches Geld brauche und wurden von Musk brüsk abgebügelt. Das schroffe Auftreten verschreckte Analysten wie Investoren; die Tesla-Aktie gab am Mittwoch nach anfänglichen Gewinnen knapp sieben Prozent ab.

Dabei waren die Zahlen sogar ganz gut und auch bei der Produktion des Massenmodells 3 kommt das kalifornische Unternehmen voran. Trotzdem wird Musk entgegen seiner eigenen Beteuerung nicht umhinkommen, bald neues Geld einzusammeln. Nur so kann sich Tesla genug Zeit kaufen, um irgendwann aus den Verlusten zu fahren. Trocken hin, nicht cool her.

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