Erstmals seit Anfang April ist der Dax am Donnerstag kurzzeitig wieder unter die Marke von 12.000 Punkten gefallen. Die wachsende Zahl wirtschaftlicher und politischer Risiken treibt immer mehr Anleger aus Aktien. Sinkende Auftragseingänge für die deutsche Industrie im Juli trübten das Bild nun weiter ein.
Im frühen Handel zeigte sich der Dax mit minus 0,15 Prozent auf 12 021,82 Punkte dann wieder knapp über der „magischen Marke“. Der Index der mittelgroßen Werte, der MDax, stabilisierte sich zugleich mit einem leichten Minus von 0,02 Prozent bei 26 246,71 Zählern. Der Technologie-Index TecDax büßte 0,41 Prozent auf 2900,45 Punkte ein. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 trat auf der Stelle.
Der internationale Handelskonflikt und die Währungskrisen in einigen Schwellenländern blieben wesentliche Themen. Das im Juli auf etwas über 50 Milliarden US-Dollar gestiegene US-Handelsdefizit befeuerte laut Analyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets die Sorgen. Es wüchsen damit Befürchtungen, dass es weitere Zölle geben könnte. Das scheine fast unvermeidbar, schrieb er und verwies auf die Kluft der größten Volkswirtschaft im Handelsaustausch mit China und Europa.
Unter den Einzelwerten im Dax rückten die Aktien des Versorgers RWE in den Blick. Sie stiegen an der Index-Spitze um 2,2 Prozent. Eine Branchenstudie der Investmentbank HSBC verhalf dazu. Die Anteile von Infineon, die bereits tags zuvor zu den Schlusslichtern im Leitindex gezählt hatten, fanden sich erneut am Dax-Ende wieder. Sie gaben um weitere 2,2 Prozent nach. In den USA hat sich die Stimmung für die Technologiebranche nach den jüngsten Rekordläufen wieder eingetrübt.
Die Papiere des Zahlungsabwicklers Wirecard, die in rund zwei Wochen in den Dax aufsteigen werden, gewannen im TecDax 0,3 Prozent. Die Wirecard-Papiere haben seit Jahresbeginn knapp 96 Prozent an Wert gewonnen. Die Commerzbank-Aktien, die dafür wie erwartet in den MDax absteigen, verloren zugleich 1,7 Prozent. Das Dax-Gründungsmitlied muss den deutschen Leitindex am 24. September verlassen. Durch den Dax-Abstieg verliert die Commerzbank insbesondere bei internationalen Investoren an Aufmerksamkeit. Investmentfonds, die den Dax abbilden, müssen die Commerzbank-Aktien verkaufen und gleichzeitig Wirecard-Papiere erwerben. Seit Jahresbeginn haben die Commerzbank-Papiere gut ein Drittel ihres Werts verloren.
Am Vorabend hatte die Deutsche Börse die Ergebnisse ihrer neuen Index-Regeln mitgeteilt und die Aufsteiger und Absteiger für Dax, MDax, SDax und TecDax bekannt gegeben.
Die Autozulieferer Schaeffler und Leoni büßten am Ende des MDax 3,2 und 4,0 Prozent ein. Ein negativer Kommentar der Schweizer Bank UBS belastete. Für Leoni kam noch hinzu, dass das Papier am 24. September in den SDax absteigen muss.