Es kommt nicht oft vor, dass Spaniens König Juan Carlos wildfremden Menschen die Hand halten muss, um sie zu beruhigen. Während des Champions-League-Halbfinales zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund (BVB) bewahrte Seine Majestät so womöglich seinen Sitznachbarn, BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, vor einem Nervenzusammenbruch. In der Schlussphase der Partie reichte der königliche Beistand nicht mehr aus: Watzke konnte es nicht mehr mit ansehen, schloss sich auf einer Toilette ein und hielt sich bis zum Schlusspfiff die Ohren zu.
BVB-Aktionäre sind Zitterpartien gewohnt. 2005 trieben teure Spielertransfers und -gehälter, sportliche Misserfolge und ein Wucher-Mietvertrag für das Stadion den BVB um ein Haar in die Insolvenz. Die Aktie, im Herbst 2000 zu elf Euro das Stück und mit großem Brimborium von Watzkes Vorgängern an die Börse gebracht, fiel auf 80 Cent. Heute steht sie bei 3,28 Euro, ist aber noch nicht ausgereizt.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Auch entscheidende Wahlen sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Denn die Bundesliga eilt von Publikums- zu Publikumsrekord; in Summe sahen in der Saison 2011/12 knapp 14 Millionen Menschen die Spiele. Euro-, Finanz-, Banken- oder Schuldenkrise? Nicht im Fußball. Selbst in den Krisenjahren 2008 und 2009 steigerte die Liga Umsätze und Gewinne. Der Boom dürfte weitergehen. Sponsoren reißen sich um die Spitzenclubs; gerade zog Dortmund einen lukrativen Deal mit Turkish Airlines an Land, der FC Bayern verhandelt mit mehreren Konzernen, die sich – wie schon Adidas und Audi – für geschätzte 100 Millionen Euro rund neun Prozent an dem Club sichern wollen. Auch die TV-Rechte verkauft die Deutsche Fußball Liga jedes Mal teurer, zuletzt zahlten ARD, ZDF, Telekom und Sky 628 Millionen Euro für die Rechte der Saison 2013/14; bislang kosteten die pro Saison 412 Millionen Euro. Der Fußball erlebt eine Sonderkonjunktur.
„Es gibt, jenseits vom zyklischen Auf und Ab der Weltkonjunktur, immer Nischen, die konjunkturunabhängig sind – etwa, weil die Produkte der Branche immer gebraucht werden oder ein Technologiewandel stattfindet, der einer Branche stetig wachsende Umsätze beschert“, sagt Daniel Stelter, Partner bei Boston Consulting.
Seit fast 30 Jahren hat zum Beispiel die Softwarebranche Konjunktur: Weil immer mehr zwischen Ein- und Verkauf automatisiert ist, können es sich Unternehmen nicht mehr erlauben, mit veralteter Informationstechnik zu arbeiten. Auch das Gesundheitswesen boomt: Eine ältere Bevölkerung ist öfter und länger krank und braucht mehr medizinische Leistungen.
Der deutsche Bau wiederum profitiert von der Krise: Angetrieben von der Sorge um Euro-Stabilität und Inflation, stecken viele Bürger ihr Erspartes in Ausbau und Sanierung der eigenen vier Wände, oder sie investieren in Objekte zur Kapitalanlage. Neben der Flucht in Sachwerte treiben die niedrigen Bauzinsen die Branche an.