„Down under“ war für viele Deutsche schon immer ein Synonym dafür, was man einen Sehnsuchtsort nennt. Ein Kontinent am anderen Ende der Welt, eine spektakuläre Natur mit einer einzigartigen Fauna und nicht zuletzt eine Bevölkerung, die eine Lässigkeit mit sich bringt, an der es uns Deutschen oftmals mangelt.
Seit einigen Monaten lässt uns aber noch etwas anderes mit einer gewissen Portion Neid nach Australien schauen: das Ausmaß, in dem das Land von Corona getroffen wird. Oder aber eben nicht getroffen wird: Australien hat bislang insgesamt „nur“ 30.000 Corona-Fälle vermeldet, das ist ein Hundertstel von dem Wert, den Deutschland in dieser Statistik aufweist. Während wir uns gefühlt jeden zweiten Tag mit einem Wechsel von Lockdown zu Lockerung und wieder zurück beschäftigen müssen, ist der Alltag in Sydney, Brisbane und Co. ein anderer.
Strengste Einreisebestimmungen, sofortige Lockdowns schon bei einzelnen Covid-Fällen und konsequente Quarantäne-Maßnahmen – all das hat dazu geführt, dass Australien die Pandemie bislang weitestgehend in Schach gehalten hat. Zwar ist man auch auf dem fünften Kontinent weit entfernt von unbekümmerter Normalität. Doch Geschäfte und Restaurants können etwa Besucher hineinlassen, wenn diese sich per QR-Code und offizieller App registrieren. Im Februar konnten sogar die Australian Open, das alljährliche Tennisturnier in Melbourne, ausgetragen werden – vor Tausenden von Zuschauern.
Die australische Corona-Strategie hat sich also offenbar bisher bewährt – und wie die Wirtschaft des Landes die Krise verkraftet hat, darf man schon fast sensationell nennen: Im Vergleich zum Vorquartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Jahresabschnitt um 3,1 Prozent, und gegenüber dem Vorjahr beträgt das BIP-Minus nur 1,1 Prozent. Gerade Letzteres ist insofern bemerkenswert, als zum Vergleichszeitpunkt Corona noch überhaupt gar keine Rolle gespielt hatte.
Was nun den australischen Aktienmarkt neben dieser ökonomischen Stabilität der jüngeren Vergangenheit zusätzlich interessant macht, ist der Umstand, dass Australien als rohstoffreiches Land besonders stark von der aktuellen globalen wirtschaftlichen Erholung profitiert – und auch weiter profitieren dürfte. Hinzu kommt, dass die Zentralbank RBA in Sydney den Leitzins auf dem Rekordtiefstand von 0,1 Prozent halten will, nach eigenem Bekunden noch mindestens für die nächsten beiden Jahre.
Zwar spiegelt die australische Börse in Gestalt des Indexes S&P/ASX 200 dies noch nicht zur Genüge wider – das Börsenbarometer verharrt nach wie vor unter dem Vorkrisen-Niveau, während Dow Jones, Dax und weitere Indizes schon längst einen höheren Stand aufweisen als vor der Krise.
Doch das hat auch einen nachvollziehbaren Grund: Seit rund zwei Jahren gibt es erhebliche Spannungen zwischen Australien und seinem größten Exportpartner China – Australien kritisiert unter anderem Chinas Umgang mit Hongkong und den Uiguren im Reich der Mitte; China wiederum wirft dem ozeanischen Partner eben diese Einmischung in vermeintlich interne Angelegenheiten sowie etwa den Ausschluss des chinesischen Huawei-Konzerns beim Bau eines australischen 5G-Netzes vor.
Sollte sich dieses aktuell angespannte Verhältnis der beiden für einander so wichtigen Handelspartner wieder beruhigen – vielleicht auch, weil von den USA aus kein Donald Trump mehr zündelt –, könnte der S&P/ASX sein Potenzial ausspielen. Davon könnten Anleger beispielsweise mit einem ETF auf den Index profitieren.
Australien mag ein Sehnsuchtsort für deutsche Weltenbummler sein – vielleicht kann es auch bald schon einer für deutsche Börsianer sein.
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