Automatengebühren Banken langen am Geldautomaten zu

Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Wirtschaftswoche belegt: Die Gebühren am Geldautomaten steigen weiter. Vor allem junge Kunden übersehen diesen Kostenfaktor.

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Wo Bankkunden bald mehr Gebühren zahlen
Belastungen durch niedrige Zinsen Quelle: dpa
Firmenkunden zahlen oft schon Strafzinsen für Bankeinlagen. Droht das jetzt auch Privatkunden? Quelle: dpa
Wie stark steigen die Kontoführungsgebühren? Quelle: dpa
Wie sieht es bei Gebühren für einzelne Bankdienste aus? Quelle: dpa
Warum erhöhen Banken die Gebühren überhaupt? Quelle: dpa
Sind nun massenhafte Preiserhöhungen zu befürchten? Quelle: dpa
Wie sollten sich Verbraucher verhalten? Quelle: dpa

Der Zins ist abgeschafft, die Kontoführungsgebühr oft mit – also langen Banken jetzt immer mehr am Geldautomaten zu: Seit dem vergangenen Jahr berechnen die großen Privatbanken wie Deutsche Bank, Commerzbank und Postbank mit mindestens 3,90 Euro den Kunden fremder Banken einen saftigen Preis, wenn sie an ihren Geldautomaten Scheine ziehen. Auch die HypoVereinsbank ist mit einiger Verzögerung inzwischen nachgezogen und verlangt 3,95 Euro.

Das Beispiel der großen Vier macht Schule. Eine Umfrage der FMH Finanzberatung im Auftrag der WirtschaftsWoche hat ergeben, dass sich der Durchschnittspreis für das Geldabheben an fremden Automaten innerhalb von zwölf Monaten von 4,04 auf 4,20 Euro erhöht hat. Nach Einschätzung der Marktforscher achten insbesondere jüngere Kunden unter 30 Jahre nicht auf den Anbieter, der den Geldautomaten betreibt. Beim wöchentlichen Gang zum Automaten gehen so schnell mehrere hundert Euro im Jahr verloren.

Was berechnen Banken institutsfremden Kunden bei Abhebungen an eigenen Geldautomaten?


Bis zu sechs Euro für Nicht-Kunden

Dazu tragen neben den genannten Banken auch andere bei: Die Targobank beispielsweise kassiert mit 3,85 Euro ebenfalls erheblich mehr als noch vor einem Jahr. Den Vogel schießen nach wie vor die sonst als genügsam geltenden Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken ab. Die Kreissparkasse Gotha gehört mit sechs Euro zu den Spitzenreitern. Einen neuen Trend setzt mit der Stadtsparkasse Düsseldorf eine der größten Institute im Sparkassenverbund. Sie geht streng marktwirtschaftlich vor und verlangt an besonders gut laufenden Stellen besonders viel: bis zu 5,75 Euro.

Dass es anders geht, zeigen die ING-DiBa und die PSD Banken: Sie begnügen sich nach wie vor mit 1,95 Euro. Allerdings haben sie es auch einfacher. Die Zahl der aufgestellten Geldautomaten dieser Banken ist vergleichsweise gering, so dass sich die Gesamtkosten für die Abhebungen durch institutsfremde Kunden im Rahmen halten.

Das Thema ist sensibel. Die Großbanken hatten sich lange an eine mühsam ausgehandelte Vereinbarung aus dem Jahr 2011 gehalten, die die Gebühren stabil bei 1,95 Euro festschrieb. Die Vereinbarung, die im Bundesverband deutscher Banken erzielt worden war und für dessen Mitglieder galt, war allerdings umstritten, weil sei eben nicht außerhalb des Verbandes Gültigkeit hatte – also bei den Sparkassen sowie den Volks- und Raiffeisenbanken. Sie sind alle zusammengenommen allerdings die größten Geldautomatenbetreiber.

Was berechnen Banken institutsfremden Kunden bei Abhebungen an eigenen Geldautomaten?


Vorgang kostet Banken nur Cent-Beträge

Die Genossenschaftsbanken ließen sich nicht auf den Höchstbetrag ein, sondern stellten es den einzelnen Geldhäusern in ihrem Finanzverbund frei, wie viel sogenannte Gebühren sie Fremdkunden am Automaten abverlangten. Herauskamen teilweise absurd hohe Preise wie jene 7,50 Euro, die eine Raiffeisenbank bei Bad Hersfeld von fremden Kunden verlangte. Nach Schätzungen, die der Bundesverband der Verbraucherzentralen nennt, liegen die Kosten einer Bank für solche Abhebungen zwischen 30 und 70 Cent. Direktbanken wie die ING-Diba, die nicht erhöht haben, bezeichnen ihre Gebühr von 1,95 Euro als kostendeckend.

Dass die meisten Banken inzwischen deutlich mehr nehmen, macht deutlich, wie sehr die Geldhäuser darauf angewiesen sind, auch hier Gewinne zu erwirtschaften. Hinter der Anhebung der Automatengebühr steckt, dass die Banken in anderen Bereichen schlechter verdienen. Seit die Europäische Zentralbank im Jahr 2014 damit begonnen hat, negative Zinsen auf Sparguthaben zu erheben, haben insbesondere die Sparkassen ein Problem. Sie können schon von ihrem Auftrag her das Sparen nicht durch negative Zinsen bestrafen und müssen deswegen zusehen, dass sie anderswo die für sie so ungünstige Zinsentwicklung ausgleichen. Die Gebühren am Geldautomaten sind dazu ein Mittel.

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