Broker-Vergleich Trade Republic versus Scalable: Welcher Neobroker bringt Zinsjägern mehr?

Quelle: Illustration: Marcel Reyle

Nach Trade Republic verzinst nun auch Konkurrent Scalable Kundeneinlagen – sogar mit einem höheren Zinssatz als der Konkurrent. Welcher Broker sich mehr lohnt, hängt aber von etwas anderem ab.

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Am Zinsmarkt herrscht Ausnahmezustand. Erst verkündete Trade Republic Anfang Januar, die Einlagen von Kunden mit zwei Prozent pro Jahr zu verzinsen – und versetzte die Branche damit in Aufruhr. Wenige Wochen später zieht der Münchener Konkurrent Scalable nach und startet ab Februar ein ähnliches Zinsangebot.

Fest steht: Die Neobroker schneiden unter dem Strich besser ab als die klassischen Banken. Manche – wie die Consorsbank – zahlen zwar Zinsen auf demselben Niveau. Aber: Diese Konditionen gibt es dort nur für Neukunden und auch nur für begrenzte Zeit. Bestandskunden müssen sich mit Mikro-Zinsen von um die 0,3 Prozent begnüge. Von der Zinswende spüren sie damit wenig.

Die Angebote der Neobroker gelten sowohl für Neu- als auch für Bestandskunden. Ausgerechnet die Fintechs befeuern nun den Wettbewerb um Sparer. Wer auf der Suche nach dem besten Angebot für Sparer ist, dürfte sicher auch die Offerten von Trade Republic und Scalable miteinander vergleichen. Die Konditionen unterscheiden sich abseits des Zinssatzes durchaus und machen einen Vergleich lohnenswert. Die WirtschaftsWoche hat nachgerechnet, wann sich welches Angebot eher lohnt.

Auf den ersten Blick erscheint das Zinsprodukt von Scalable attraktiver, überbietet der Neobroker den Konkurrenten Trade Republic doch noch einmal um 0,3 Prozentpunkte. Pro Jahr verzinst Scalable das nicht-investierte Geld seiner Kunden mit 2,3 Prozent, die Auszahlung findet quartalsweise statt.

Es kommt auf die Anlagesumme an

Aber: Anders als bei Trade Republic gilt das Angebot nicht für alle Nutzer, sondern nur für diejenigen, die ein spezielles Extra-Abo abgeschlossen haben. Das „Prime+“-Abo kostet pro Monat 4,99 Euro, jährlich also gut 60 Euro. Das bedeutet: Je niedriger der Anlagebetrag, desto weniger rechnet sich das Angebot von Scalable für Kunden, die ausschließlich am Zins interessiert sind. Für Kunden, die oft mit Aktien handeln, kann es sich hingegen lohnen, weil ihnen die zusätzlichen Ordergebühren erspart bleiben. Bei unserer Beispielrechnung wurde die monatliche Abogebühr vom Zinsertrag abgezogen.

Wer bei Scalable 1000 Euro auf dem Verrechnungskonto geparkt hat und nur die Zinsen mitnehmen will, macht wegen der Abogebühr einen jährlichen Verlust von 37 Euro. Bei Trade Republic hingegen kommen solche Kunden auf einen Zinsertrag von immerhin 20 Euro. Trotz höherer Verzinsung schneidet das Angebot von Scalable deswegen lange schlechter ab als das von Trade Republic. Gleichstand herrscht für Zinssparer erst ab einem Anlagebetrag von 20.000 Euro.



Je höher aber die Anlagesumme, umso stärker schlägt das Zinsplus bei Scalable durch und macht das Angebot der Münchener attraktiver. Besonders lohnenswert erscheint es für Einlagen ab 50.000 Euro. Denn: Trade Republic zahlt die Zinsen derzeit nur bis zu diesem Niveau, jeder weitere Euro wird nicht zusätzlich verzinst.

Scalable hingegen deckelt die Zinszahlungen erst bei 100.000 Euro. Bis zu dieser Höhe sind Einlagen bei beiden Anbietern übrigens auch durch die Einlagensicherung gedeckt. Im Pleitefall sind die Kundengelder, die auf Konten von Partnerbanken verwahrt werden, also abgesichert. Sparer, die das Angebot bei Scalable bis zur Maximal-Deckelung ausschöpfen können und wollen, erhalten pro Jahr also 2240 Euro Zinsen.

Fazit: Welches Angebot sich unter dem Strich eher lohnt, hängt zum einen vom Anlagebetrag an. Wer Summen über 20.000 Euro verzinslich anlegen will, kommt bei Scalable zu höheren Erträgen. Für kleinere Beträge gilt: Wegen der monatlichen Abogebühr bei Scalable fallen die Netto-Zinserträge bei Trade Republic höher aus.

Die Frage ist aber auch, ob Anleger ausschließlich das Zinsangebot der Broker nutzen wollen – oder ob sie im Sinne der Anbieter auch mit Kapitalmarktprodukten handeln und so für Umsätze sorgen. Aktive Anleger profitieren mit Scalables „Prime+"-Angebot von der Trading-Flatrate, mit der Aktien und Co. gebührenfrei ge- und verkauft werden können. Bei Trade Republic fällt pro Order eine Fremdkostenpauschale von einem Euro an.

Für Anleger, die monatlich Geld in einen ETF investieren, ist die Trading-Flatrate übrigens nicht relevant. Sowohl bei Scalable als auch Trade Republic können sie gebührenfrei in Indexfonds investieren.

Zu beachten ist auch: Zwar sind Neobroker deutlich günstiger als zum Beispiel Comdirect oder die Consorsbank. Allerdings haben Anleger dort eine größere Auswahl an Wertpapiere und Handelsplätzen. An einigen Stellen müssen sie bei Neobrokern zudem mit versteckten Kosten rechnen. Im Zinswettkampf dürften solche Einschränkungen aber in den Hintergrund treten.

Lesen Sie auch: Der Zinskampf geht weiter: Scalable gibt jetzt 2,3 Prozent Zinsen

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