Das Geldinstitut Credito Emilia (Credem) freut sich im jüngsten Quartalsbericht auf Seite 43 über die stabile Auslastung des Nutzraumes für eine seiner wichtigsten Anlagen. Im Schnitt seien in den ersten drei Quartalen in 2015 433.137 Einheiten gelagert worden, im Gegensatz zu 432.275 Stück in 2014. Das neue Warenwirtschaftssystem und die Renovierungsarbeiten an einem der Standorte seien bald fertig. Die Investitionen in Personal und Technik hätten sich rentiert, die Verluste der ersten zwei Quartale konnten ausgeglichen werden. Friede, Freude - Parmesan.
Die Credem und ihre Einheit Maggazini Generali Delle Tagliate (MGT) dürften eine der außergewöhnlichsten Assets der Bankenwelt verwalten. Hier lagern meist kleinbäuerliche Produzenten, rund 350 Käsereien und 3300 Milchproduzenten, ihre fertigen Käselaibe ein. Sie sind die Sicherheit, die sie für Kredite hinterlegen.
Die Lager sind im Falle der MGT klimatisiert, hier ruhen die 40-Kilogramm-Laibe nicht nur. Sie reifen für mindestens ein Jahr. Ab 24 Monaten dürfen sie den Zusatz "Vecchio" für alt tragen. Dann wird der Käse immer härter, hat mehr Flüssigkeit verloren, lässt sich eigentlich nur noch bröckeln und entwickelt ein intensiveres Aroma.
Das wissen vor allem die Italiener selbst zu schätzen, die immer noch den größten Teil der jährlichen Produktion von mehr als 130.000 Tonnen konsumieren. Der Wert jedes einzelnen dieser 3,35 Millionen Laibe liegt zwischen 300 und 450 Euro. Da die Preise stabil bleiben, ist der Käse eine solide Sicherheit für die MGT, die ihre Lager nicht nur gegen Wettereinflüsse, sondern auch Kriminelle schützt.
Parmesan im Visier von Dieben
Die organisierte Kriminalität hat seit einigen Jahren den Parmigiano Reggiano als leichtes Ziel für Diebstähle ausgemacht. Erst Mitte März wurde in Modena eine Gruppe von 14 Personen wegen Diebstahls von Käse und Bildung einer kriminellen Vereinigung zu Haftstrafen von fünf Jahren verurteilt.
Dennoch nimmt der Diebstahl in den Augen des Consorzio del Formaggio Parmigiano Reggiano beunruhigende Ausmaße an. Binnen der vergangenen zwei Jahre seien Laibe im Wert von rund sechs Millionen Euro gestohlen worden, berichtet die Neue Zürcher Zeitung. Das sind etwa 15.000 Käse, die zusammen 600 Tonnen wiegen. Den Tätern wird es trotz des Gewichtes vergleichsweise leicht gemacht, da viele der 350 Käsereien schlecht bis gar nicht gesichert sind. Die Diebe kommen in der Nacht und brechen in die Lagerhallen ein. Verurteilungen wie in Modena sind selten.
Gegen die Kriminalität hilft auch nicht, dass jeder einzelne Käse mit einer Nummer geprägt ist. Die Käse landen nach Einschätzung der Polizei in Italien meist in kleinere Teile zerschlagen in Süditalien. Dort tauchen sie Märkten oder im Handel auf.
Der Erfolg des Parmesan ist sein Problem. Nicht nur der vergleichsweise banale Diebstahl macht dem Käse-Konsortium zu schaffen. Das Consorzio fahndet beständig nach Markenrechtsverletzungen und echten Produktfälschungen. Der gestiegene Export in die USA zeigt, dass Parmesan dort immer beliebter wird. Das ruft Fälscher auf den Plan, die in den USA produzierten Käse als Parmesan auszeichnen. Auf Basis der Preise des echten Parmigiano Reggiano schätzt der Verband den Markt für falsche Käse auf rund eine Milliarde Euro im Jahr.
Für private Anleger bleibt der Käse hingegen, anders als Rotwein oder seltene Whiskys, bis auf weiteres ein Genussmittel, mit er nicht spekulieren kann. Zwar zählt ihn die Consors Bank in ihrem Blog Parmesan als renditestarke Anlage vor. Einen Fonds für Parmesan bietet die Bank gleichwohl nicht. Bis auf weiteres bleibt für Käufer eines ganzen Laibes nur ein Profit: Der Genuss eines frisch abgebröckelten Stücks Parmigiani Reggiano.