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Dubiose Trading-Plattformen Wie Anleger Kryptobetrug rechtzeitig erkennen

Quelle: imago images

Je höher die Preise der Kryptowährungen steigen, desto mehr scheinbar verlockende Investments in Bitcoin und Co. finden sich im Internet. Auf welche Warnhinweise Anleger achten sollten, um keinem Betrug aufzusitzen.

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Auf den ersten Blick sehen die Internetseite aus, wie eine normale Nachrichtenwebsite. Meistens findet sich darauf sogar irgendwo das Logo von einem der großen Nachrichtenportale – zum Beispiel Zeit Online, Bild oder Focus Online.

Darunter wird dann in großen Lettern für Investments in Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Co. geworben. Besonders häufig taucht dabei die beliebte Gründersendung „Höhle der Löwen“ als Köder auf. „In nur 7 Tagen reich werden“ versprechen die Werber. Teilweise wird sogar mit ganz offensichtlich gefälschten Twitter-Nachrichten von Bundeskanzlerin Angela Merkel geworben, in denen Merkel eine neue Bitcoin-Plattform ankündigt und erklärt, jeder könne damit schnell Geld verdienen.

Diese gefälschten Nachrichtenseiten gibt es zuhauf. Wer darauf klickt, landet in der Regel auf einer Online-Handelsplattform, auf der unter anderem auch Kryptowährungen wie der Bitcoin gehandelt werden können. Je höher die Kryptopreise steigen - der Bitcoin, die älteste Kryptowährung, hat zuletzt sein Allzeithoch von knapp 67.000 Dollar erreicht - desto einfacher ist es für dubiose Geschäftemacher, Anleger auf ihre Plattformen zu locken und ihnen hohe Gewinne mit Kryptoinvestments zu versprechen. Die Kryptobranche sei aufgrund der „hohen Kursschwankungen“ bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin ein „dankbarer Markt für Betrüger“, sagt Jörn Rehren, Finanzexperte aus dem Team Marktbeobachtung der Verbraucherzentralen. Teilweise verlieren Anleger sechsstellige Beträge, weil sie auf die gefälschten Portale hereinfallen.

Verbraucherschützer wie Rehren warnen schon seit längerem vor der Betrugsmasche und kennen die Alarmsignale:

Bei der Anmeldung auf der Tradingplattform wird in der Regel eine Art Startguthaben von etwa 250 Euro fällig. Gleich danach folgt oft ein Anruf von einem Mitarbeiter, der den neuen Anleger in die Vorteile der Plattform einweist.

Während des Gesprächs wird in der Regel per Fernwartungsprogramm wie zum Beispiel Anydesk eine Software auf den Computer gespielt - der Anleger handelt nicht selbst, das macht ein automatisches Handelsprogramm für ihn.

Und das ist natürlich zunächst entsprechend erfolgreich. So schildert es auch Anleger Kurt Fröhlich*. Er hat knapp 5000 Euro bei einer der Tradingplattformen investiert. Daraus sollen nun schon fast 60.000 Euro Gewinn geworden sein. Fröhlich freut sich und will sich sein Guthaben auszahlen lassen. Nun allerdings beginnt das Drama. Die Betreiber der Plattform fordern immer wieder Gebühren, bevor sie das Geld auszahlen können. Mal sind es 6000 Euro, für die er eine Auszahlungsvereinbarung bekommt, mal 5000 Euro als Provision.

Auch andere Kunden berichten von plötzlichen Steuerforderungen oder Versicherungen, die sie plötzlich abschließen sollen. Nur der vermeintliche Gewinn, der wurde am Ende nie ausgezahlt.

Wenn es allerdings soweit ist, ist es meistens schon zu spät und die angeblichen Plattformbetreiber sind mit dem Geld über alle Berge. Verbraucherschützer Rehren rät deshalb dazu, gleich zu Beginn zu prüfen, wer hinter der jeweiligen Plattform steckt. Oft hätten die Angebote gar kein gültiges Impressum, das sollte Anleger hellhörig machen.

Auf der Webseite der Finanzaufsicht BaFin ist einsehbar, welche Unternehmen in Deutschland eine Genehmigung für Finanzgeschäfte haben. Taucht der jeweilige Anbieter dort nicht auf, sollten Anleger die Finger davon lassen.

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Oft sind es dieselben Hintermänner, die hinter mehreren Plattformen stecken. So ist der Zentralen Kriminalinspektion (ZKI) Braunschweig zuletzt nach zwei Jahre andauernden Ermittlungen ein Schlag gegen europaweit tätige Finanzbetrüger gelungen. Die Beschuldigten sollen über die Plattform fx-leader entsprechende Geschäfte abgewickelt haben. Allein dort sei es zu einem siebenstelligen Schaden gekommen. Laut ZKI liegen allerdings „in der technischen Struktur Hinweise über 250 weitere Online-Trading Plattformen“ vor. Auch im Fall von fx-leader war das Kernelement ein Call Center, welches Anleger zu immer neuen Transaktionen motivierte. Das Geld wurde dann in der Regel ins Ausland überwiesen.

*Name geändert

Mehr zum Thema: Zweifelhafte Anbieter nutzen den Hype um Bitcoin und Co., um mit ihren Handelsplattformen Geschäfte zu machen. Mit hohen Gewinnversprechen locken sie Anleger in Investments. Dort droht ihnen der Totalverlust.

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