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Getreideernte. Quelle: imago images

Anlagechancen durch Nahrungsmittelrevolution

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Maximilian Kunkel Chief Investment Officer, UBS Wealth Management Germany & Global Family Office Zur Kolumnen-Übersicht: Geldanlage global

Die Angebotsverknappung bei zahlreichen Agrarprodukten infolge des Ukraine-Kriegs wird den Trend zu einer effizienteren und nachhaltigeren Nahrungsmittelversorgung beschleunigen. Aus Anlegersicht entstehen hier interessante Möglichkeiten.

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Etwa 30 Prozent der weltweiten Weizenexporte kamen bislang aus der Ukraine und Russland. Ähnlich hoch, wenn nicht gar höher, lagen die Weltmarktanteile bei Gerste, Mais oder Sonnenblumenöl. Da nun ein erheblicher Teil dieser Exportmengen durch den Krieg in der Ukraine und Handelsbeschränkungen mit Russland weggebrochen ist, zeigen sich bereits erhebliche Folgen für viele Länder. Weltweit spürbar ist der Anstieg der Agrargüterpreise. Jener für Weizen liegt beispielsweise signifikant höher als noch vor einem Jahr.

Und für eine ganze Reihe von Ländern in Nordafrika und im mittleren Osten ist die Versorgungslage aufgrund der großen Abhängigkeit von russischen und ukrainischen Lebensmittelimporten schon heute prekär. Es drohen Hunger und soziale Unruhen. Kein Wunder also, dass das Thema der Versorgungssicherheit mit Nahrungsmitteln und der Möglichkeiten, die Nahrungsmittelproduktion und -verteilung effizienter und nachhaltiger zu gestalten, derzeit besonders stark im Fokus ist.

Die Welternährungsorganisation (FAO) schätzt, dass die Nahrungsmittelproduktion rund 40 Prozent der Bodenfläche und 70 Prozent aller Süßwasserressourcen verbraucht und für 55 Prozent der Bodenerosion verantwortlich ist. Das Ernährungssystem ist eine der Hauptursachen der Veränderungen in der Landnutzung, des Verlusts der biologischen Vielfalt sowie der Treibhausgasemissionen. Allerdings ist mittlerweile eine Ernährungsrevolution in Gang gekommen. Entlang der gesamten Ernährungs-Wertschöpfungskette entstehen Innovationen – von der Produktion und der Verarbeitung bis zum Konsum und der Abfallwirtschaft.

Einige dieser Innovationen kennen wir bereits – wie die etablierten Technologien, die in der Lebensmittelherstellung zum Einsatz kommen, zum Beispiel vernetzte Geräte im Pflanzenanbau, selbstfahrende Traktoren und Gesichtserkennung für Vieh sowie Fleischersatz auf pflanzlicher Basis und vertikales Indoor-Farming. Andere fordern noch unsere Fantasie: Stickstoff-bindendes Getreide, das weniger Dünger benötigt, Tierfutter aus Insekten und Algen sowie Fleisch und Meeresfrüchte aus dem Labor.

Technologien für die Rückverfolgbarkeit sowie Logistik- und Planungsplattformen können Lebensmittelabfälle reduzieren. Der direkte Zugang zu Produkten über Lebensmittelbestellungs-Apps verändern unseren Einkauf und Konsum von Nahrungsmitteln grundlegend. Die Verfügbarkeit persönlich angepasster und evidenzbasierter Ernährung schärft unser Gesundheits- und Umweltbewusstsein. Technische Umwälzungen entlang der gesamten Lieferkette machen das Ernährungssystem bereit für eine Transformation und damit für Anlagechancen in ausgewählten Bereichen.

Dabei ist eines klar: Die Welt kann das gegenwärtige Ernährungsproblem nicht nachhaltig lösen, indem sie an traditionellen Ansätzen festhält. Auch lineare Transformationsmodelle führen nicht weiter. Das Disruptionspotenzial der Branche ist daher aus meiner Sicht erheblich. Bislang haben Start-ups und private Unternehmen für Innovationskraft gesorgt. Multinationale Konzerne waren in der Vergangenheit eher träge und haben bis heute nur wenige relevante Technologie-Start-ups übernommen. Auch Generalisten haben bislang nur zögerlich investiert, die meisten Geldmittel kommen nach wie vor aus dem Bereich Wagniskapital. Größe, Komplexität und Vielfalt der Branche werden häufig als vorrangiges Investitionshindernis angeführt. Ein weiterer Hinderungsgrund war in der Vergangenheit der Umstand, dass viele Technologien nicht ausgereift und noch nicht kommerzialisiert waren. Dadurch kann es länger dauern, bis Investitionsrenditen fließen.

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Doch letztlich wird die drastische Angebotsverknappung bei zahlreichen Agrarprodukten infolge des Kriegs in der Ukraine ein wichtiger Treiber sein, um die Branche in Richtung einer effizienteren und nachhaltigeren Nahrungsmittelversorgung zu bewegen.

Aus Anlegersicht entstehen längerfristige Möglichkeiten in Bereichen wie (Präzisions-) Landwirtschaft 4.0, vertikaler Anbau, Saatgutwissenschaft, effiziente Wassernutzung, Verbesserung der Nährstoffdichte, effiziente Rückverfolgbarkeit der Herkunft via Blockchain, Vermeidung von Lebensmittelabfällen, Alternativen zu Fleisch und Meeresfrüchten sowie personalisierte Ernährung.

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