Heute notieren die Papiere bei rund dem doppelten Kurs. Die laufende Verzinsung ist dagegen auf nur noch rund zwei Prozent geschrumpft. Den Kick gibt allen drei Papieren der hohe Kurs der Drägerwerk-Aktien. Sollte das Unternehmen die Scheine kündigen, erhielten Anleger den zehnfachen Kurs der Stamm- oder Vorzugstitel. Das wären derzeit rund 680 oder 750 Euro je Schein – ein Aufschlag von knapp 60 bis gut 80 Prozent auf den aktuellen Kurs.
Etwas leichter zu durchschauen ist der an der Börse viel gehandelte Genussschein des Medienhauses Bertelsmann (Gruner + Jahr, RTL) mit der Kennnummer DE0005229942. Solange die Gütersloher ausreichend schwarze Zahlen schreiben gibt es eine Ausschüttung von 15 Prozent auf den Nennwert von zehn Euro je Schein, also 1,50 Euro. 2013 machte Bertelsmann mit 870 Millionen Euro den höchsten Konzerngewinn seit sieben Jahren, bei einem Umsatz von knapp 16,4 Milliarden Euro. Die Nettofinanzschulden liegen bei nur noch 636 Millionen Euro.
Bertelsmann bietet nach 20 Jahren Gewinn
Das goutiert auch die Börse bei den börsennotierten Genussscheinen: Deren Kurs liegt mit gut 300 Prozent auf Allzeithoch. Anleger zahlen also für zehn Euro Nennwert derzeit mehr als 30 Euro Kurswert. Die Rendite, die zur Emission 2001 bei 15 Prozent lag, ist damit unter fünf Prozent gesunken. Vorteil für Anleger: Bertelsmann kann die Genussscheine nicht kündigen. So können Investoren auf ewig knapp fünf Prozent auf ihren Einsatz kassieren. Nach 20 Jahren haben sie den wieder raus, danach dreht die Investition ins Plus – vorausgesetzt, Bertelsmann schreibt jahrelang schwarze Zahlen.
Einzelne Verlustjahre wären nicht so schlimm, sie müssen in besseren Jahren ausgeglichen werden. Der zweite, an der Börse seltener gehandelte Schein von Bertelsmann, ist ähnlich gestrickt.
So kommen Tagesgeld-Anleger durch das Zinstal
Sparer bekommen nur mickrige Zinsen, die bestenfalls die Inflation ausgleichen
Deutlich besser verzinste Angebote gibt es nur bei höherem Risiko, etwa von Banken mit exotischer Einlagensicherung
Allenfalls Angebote von Banken, die ihr Privatkundengeschäft ausbauen wollen, bieten noch einen kleinen Zinsaufschlag
Wer Geld auf der hohen Kante hat, kann langfristige Sparbriefe wählen, die noch über zwei Prozent Zins pro Jahr abwerfen
Keinesfalls auf windige Zinsangebote mit unberechenbarem Risiko reinfallen (Genussscheine, geschlossene Fonds)
Von der BaFin genehmigte Spareinrichtungen von Bau- und Wohngenossenschaften bieten noch gute Zinsen
Der Zinsrückgang wird gestoppt, Tages- und Festgeld bringen wieder mehr Ertrag
Wie bei Anleihen sind Sparer mit lang laufenden, niedrig verzinsten Sparverträgen gekniffen. Zwar sehen sie, anders als bei börsennotierten Anleihen, den Wertverlust nicht direkt. Aber im Vergleich zu den jetzt möglichen höher verzinsten Geldanlagen sind ihre Altverträge unattraktiv
Lang laufende Verträge meiden
Geld auf Tagesgeldkonten bunkern, deren Zins langsam mitsteigt. Erst wenn der Zinsanstieg abflaut, sind auch langfristige Zinsangebote wieder interessant
Niedrigzinsen sind für Sparer eine Zwickmühle. Die Devise der Stunde heißt: Kapitalerhalt. Mehr ist mit Spareinlagen nicht drin. Erst bei steigenden Zinsen hätten Sparer wieder mehr Optionen
Zweifellos mit mehr Risiken behaftet als Scheine des Medienriesen sind die der Magnum AG. Die Berliner müssen deshalb auch mehr Rendite bieten. Magnum ist eine Holding mit den Geschäftsfeldern Immobilien und Gesundheit. Derzeit wird mit der M1 Med Beauty Berlin als drittes Standbein eine Tochter rund um Schönheit und Schönheitschirurgie aufgebaut.
In der Immobiliensparte hält Magnum rund 100.000 Quadratmeter Bauland für Wohnungen. Die Gesundheitssparte besteht aus allen Stammaktien und 30 Prozent der börsennotierten Vorzugsaktien der MPH Mittelständische Pharma Holding. MPH setzte mit Human- und Veterinärarzneien sowie mit medizinischen Wirkstoffen 2013 rund 227 Millionen Euro um und verdiente 7,5 Millionen Euro netto. Schwerpunkte sind Onkologie, HIV, Rheuma, Neurologie und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Mutter Magnum wird ihre 2013er-Zahlen erst im Juli bekannt geben. 2012 blieben bei 120 Millionen Euro Umsatz knapp 5,6 Millionen Euro Gewinn hängen, die Eigenkapitalquote lag bei 34 Prozent.
Einen umfangreichen Geschäftsbericht gibt es nicht. Ein kurzer Jahresabschluss für 2012 wurde erst Ende Februar 2014 im Bundesanzeiger veröffentlicht. Neben der lahmen Berichterstattung stören auch mittelstandstypische personelle Verquickungen: MPH-Vorstand Patrick Brenske ist der Sohn von Magnum-Chef Peter Brenske; die Hochschullehrerin Sabine Meck sitzt in beiden Aufsichtsräten, soll also Vater und Sohn Brenske kontrollieren.