Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Argumente, für einen weiteren Rückgang des Goldpreises. Hier die wichtigsten:
Zinsen
Die US-Notenbank Fed hat die Zinswende eingeläutet. Auch wenn Europa davon noch weit entfernt ist, kündigt sich damit absehbar eine Zeit der Zinserhöhungen an. Da ein Goldinvestment keine Zinsen abwirft, gewinnen verzinste Anlageformen dann an Attraktivität, Gold wird als Krisenschutz und Vermögenshort weniger gebraucht. Wird aus Gold in verzinste, risikoarme Anlagen umgeschichtet, belastet das den Goldpreis.
Teurer Dollar
Gold wird auf dem Weltmarkt in Dollar gehandelt – so wie die meisten Rohstoffe. Ein steigender Dollar, wie er seit einiger Zeit zu beobachten ist und durch die Politik der US-Notenbank provoziert wird, verteuert Gold jedoch in Euro und vielen anderen Währungen. Das dämpft die Nachfrage der Kleinanleger, vor allem nach physischem Gold.
Fonds-Abflüsse
Zu den Hochzeiten der Finanzkrise steckten Profi-Investoren wie Hedgefondsmanager enorme Summen in Goldinvestments. In diesen Dimensionen wechseln jedoch selten physische Barren den Besitzer, sondern meist „Papier-Gold“, etwa in Form von börsengehandelten Goldfonds (ETF- oder ETC-Papiere), die ihre Investoren-Gelder mit physischem Gold hinterlegen. Seit Jahren ziehen diese Spekulanten ihr Geld jedoch wieder aus den Goldfonds raus, die ihrerseits dann Gold verkaufen müssen. Ihre Verkäufe drücken seit Jahren den Goldpreis – und könnten noch weitergehen. Die Goldbestände der Goldfonds nähern sich aber zusehends ihrem Vorkrisenniveau von 2007.
China
China ist mittlerweile nicht nur zum größten Goldproduzenten aufgestiegen, sondern auch eines der größten Abnehmerländer. Chinesen kaufen gerne Gold, um Vermögen zu bilden, zumal sie am Aktien- und Immobilienmarkt bereits heftige Korrekturen erlegt und hohe Anlagerisiken haben. Sinkt allerdings Chinas Wachstum - wie in diesem Jahr unter sieben Prozent – dürfte künftig weniger Geld für private Goldkäufe zur Verfügung stehen und die Nachfrage entsprechend sinken.
Keine Krisenangst
Allen Crashprophezeiungen zum Trotz ist die Finanzwelt bis heute nicht zusammengebrochen. Mit der Erholung der Weltkonjunktur, der Zinswende in den USA, bislang ausbleibender Inflation und sich als robust erweisenden Aktienmärkten ist die Krisengefahr – oder zumindest die Krisenangst – jedoch zurückgegangenen. Gold spielt daher als „sicherer Hafen“ für Vermögen immer weniger eine Rolle.
Die meisten Prognosen der Investmentbanken bewegen sich daher weiter im Bereich um die 1100 Euro. Mit nur noch 960 Dollar hat die Deka Bank beispielsweise eine der pessimistischsten Zielgrößen bekannt gegeben, die Berenberg Bank und die US-Investmentbank JP Morgan zählen mit einem Preisziel von 1150 Dollar je Unze zu den größten Optimisten.
Wer Gold jedoch als Versicherung für den Fall einer Wirtschafts- und Währungskrise betrachtet, kann den derzeit vergleichsweise niedrigen Goldpreis nutzen, um zu kaufen. Denn dann muss der Anleger das Gold auch behalten, bis die Krise eintritt. Dann dürfte der Goldpreis in jedem Fall schnell steigen. Für eine Spekulation auf Rendite dürfte sich das Edelmetall 2016 jedoch weniger eignen, denn mit deutlichen Schwankungen müssen Gold- Anleger auch im kommenden Jahr rechnen.