Insider packen aus Die zweifelhaften Geschäfte der FXdirekt Bank

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Automatisiert

Sparer erhalten Entscheidungshilfe bei der Frage, ob sie ihr Geld für eine kurze oder lange Zeit anlegen sollten und findet die beste Alternative aus Tagesgeld-, Festgeld- oder Sparbriefanlage. Das Tool stellt...

Das wirft die Frage auf: Gegen wen wetten Anleger bei der FXdirekt Bank – etwa gegen die Bank? „Sichert der Broker die Geschäfte der Kunden nicht an der Börse ab, sind die Verluste des Kunden eins zu eins die Gewinne des Brokers“, sagt Gellert.

Die Anwälte der Bank schrieben an das Gericht, dass die Bank Kundengeschäfte an Börsen absichere. Wettet ein Kunde also auf fallende Kurse, tut es auch die Bank. „Die Beklagte schließt bei Abschluss eines CFD mit dem Kunden einen Future-Kontrakt mit einem Dritten in gleicher Handelsrichtung ab“, schreiben sie und bringen das Beispiel Dax: Gehe ein Kunde im Dax short, wette er also auf fallende Kurse, „schließt auch die Beklagte einen Dax-Future-Kontrakt ab, bei dem sie die Short-Position einnimmt“. Dieser Vorgang sei automatisiert, sodass die Bank nicht von Fall zu Fall entscheide, ob sie ein Deckungsgeschäft vornehme. „Sie tut es immer.“

Verliert oder gewinnt der Kunde, tut das auch die Bank mit der Absicherung an der Börse. Sie verdiente so nur am Spread, der Differenz zwischen An- und Verkaufskurs.

Ungewöhnlich ist, dass FXdirekt Kleinanlegern Konditionen bietet, die sonst nur Top-Großkunden bekommen. Die Bank könnte nichts verdienen, wenn sie Einkaufspreise eins zu eins weitergäbe.

Extrem niedrig

Kundin: Wie sind die Konditionen bei Euro/Dollar?

Betreuerin: Nur ein PIP. Um das fassbar zu machen. Sie machen den kleinsten Trade überhaupt. Das würde für Sie bedeuten an Kosten knapp 10 Dollar. (...)

Kundin: Was ist der kleinste Trade? (...)

Betreuerin: Mit dem Hebel bewegen Sie 100.000. Sie hinterlassen 1000 als Sicherheit, das bleibt genauso auf ihrem Konto. Nur das wird zur Seite geschoben.

Derzeit verlangt FXdirekt einen Spread von 0,6 PIP bei Wetten auf einen steigenden oder fallenden Dollar – ein PIP entspricht der vierten Nachkommastelle. Das erscheint extrem niedrig: Würde die Bank sich mit einem gleichgerichteten Gegengeschäft absichern, müsste sie die Währung bei Großbanken einkaufen und dabei ebenfalls Spread bezahlen – und der liegt im Geschäft zwischen Banken bei mindestens 0,5 bis 1 PIP pro 100.000 Euro, wie zwei Großbanken der WirtschaftsWoche bestätigt haben. „Würde FXdirekt einen besseren Kurs als den Einkaufskurs weitergeben, wäre sie die Caritas“, lästert ein Insider. Die Bank verweist darauf, dass im besten Fall immer noch 0,1 PIP bliebe. Die Bank finanziere die Kosten für die Absicherung außerdem „durch eigenes Hedging am Markt“.

Wie sicher das Tagesgeld ist
Innerhalb der Europäischen Union sind die Einlagen mindestens bis 100.000 Euro pro Person gesichert. Im Pleitefall muss die Bank das Geld spätestens nach 20 Tagen zurückzahlen. Innerhalb der einzelnen Länder gibt es neben der Einlagensicherungsanforderungen der EU auch nationale Einlagensicherungen.Einlagensicherungsfonds Bei Banken in Deutschland, die neben der gesetzlichen Entschädigungseinrichtung auch dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) angehören, sind Einlagen in Millionenhöhe abgesichert. Öffentliche Banken und Sparkassen können mithilfe eigener Einrichtungen unbegrenzten Schutz anbieten.Ausländische Einlagensicherung Banken mit Geschäftssitz außerhalb Deutschlands verfügen über jeweilige nationale Sicherungsregeln. Der Mindestschutz beträgt jedoch die von der EU vorgegebenen 100.000 Euro.Kombination aus deutscher und ausländischer Einlagensicherung Bei einer Kombination der Sicherungsregeln greift im Pleitefall zunächst die ausländische Einlagensicherung, bei Summen über 100.000 Euro träte die Einlagensicherung des BdB in Kraft.Ermitteln Sie hier individuell, wo es die besten Zinsen gibt und welche Banken sicher sind.Auf den folgenden Seiten zeigen wir die besten Tagesgeld-Angebote; Anlagesumme: 10.000 Euro, ohne Neukunden-Aktionen; Quelle: FMH-Finanzberatung, Angaben der Banken, Stand: 8. Juli 2012. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Bank11Mindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 100.000 Euro + 30 Prozent des für die Einlagensicherung maßgeblich haftenden Eigenkapitals der Bank Quelle: Screenshot
BarclaysMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherungstyp: Kombination aus britischer und deutscher EinlagensicherungAbgesicherte Summe: 240.000.000 Euro Quelle: Screenshot
abcbankMindestanlage: 2.500 Euro Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: Gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 7.500.000 Euro
Ziraat BankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,00 ProzentEinlagensicherung: Gesetzliche deutsche Einlagensicherung und Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher BankenAbgesicherte Summe: 42.780.000 Euro Quelle: Screenshot
VTB DirektbankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,20 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche österreichische Einlagensicherung Abgesicherte Summe: 100.000 Euro Quelle: Screenshot
AkbankMindestanlage: Keine Effektiver Jahreszins: 2,25 ProzentEinlagensicherung: gesetzliche österreichische EinlagensicherungAbgesicherte Summe: 100.000 Euro Quelle: Screenshot

Hohe Finanzierungskosten

Weitere Falle im System: Wer Positionen nicht am selben Tag schließt, zahlt hohe Finanzierungskosten. Die Position wird um 23:59:59 Uhr automatisch glattgestellt und um 0 Uhr neu eröffnet. Diesen Vorgang nennt man Roll-over. Doch Achtung: Das Geschäft erfolgt zum Roll-over-Kurs. Dieser werde von der Bank „nach billigem Ermessen“ festgelegt, heißt es in den AGB. Übersetzt heißt das: Wer Pech hat, bekommt jeden Tag schlechtere Kurse. Ein Insider: „Hier geht erneut richtig die Post ab. Da wird an allen Schrauben gedreht, so wie sich der Vampir am Opfer vergeht.“

Weiterer Nachteil sind hohe Finanzierungszinsen. Die Finanzierungssätze der FXdirekt belaufen sich für CFDs pro Jahr auf sechs Prozent. Ein Anleger, der auf steigende Kurse setzt, ist wirtschaftlich so zu behandeln, als hätte er sich Geld für den Kauf des Basiswertes geliehen. Bei 1000 Euro Einsatz und Finanzierung von 99.000 würden bei sechs Prozent Zins knapp 6000 Euro im Jahr fällig – oder über 16 Euro pro 1000 Euro Einsatz am Tag. FXdirekt sagt, sie nehme „keine deutlich höheren Zinsen als die Konkurrenz“. Wirklich? „Sechs Prozent Finanzierungszins auf CFDs sind für die Branche ungewöhnlich hoch – normal sind maximal drei Prozent“, sagt Gellert.

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