Insider packen aus Die zweifelhaften Geschäfte der FXdirekt Bank

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Zu Ungunsten des Kunden

Gleichzeitig geben sie Kursdifferenzen zu. Tabellarisch listen sie Kurse für zehn Werte auf. Zu sehen sind Datum, Uhrzeit sowie die Höchst- und Tiefstkurse an der Börse in der jeweiligen Minute. Diese Kurse vergleichen die Anwälte mit den von FXdirekt gestellten Kursen. Ergebnis: Die Kurse der Bank weichen zwischen 0,8 und 3,2 Prozent von den Börsenkursen ab. Doch die Anwälte berechneten nur Zahlen für den für die Bank günstigsten Fall. Wer nachrechnet, um wie viel die Kurse im ungünstigsten Fall abweichen konnten, kommt auf andere Zahlen: Im Extremfall wichen sie 4,5 bis 6,4 Prozent von vergleichbaren Börsenkursen ab. Folge: Wer bei Kauf und Verkauf jeweils bis zu 6,4 Prozent verliert, kann kaum mehr Gewinn machen. Besonders weil CFD-Kunden oft innerhalb eines Tages kaufen und verkaufen.

Die Anwälte der Bank räumen ein, dass die Bank Kurse auch im Voraus zu Ungunsten der Kunden verschlechtert: „Ist also mit stark steigenden Preisen für das Deckungsgeschäft zu rechnen, dann muss die Beklagte den gestellten Bezugskurs des CFD entsprechend nach oben ziehen, um nicht Gefahr zu laufen, sich nur noch zu ungünstigeren Bedingungen eindecken zu können und dadurch Verluste zu machen.“

Mit diesen Banken sind Sie schlecht beraten
Eine Passantin geht am Mittwoch (14.04.2004) an einer Filiale der Hamburger Sparkasse vorbei. Quelle: dpa/dpaweb
Eingang zu einer Filiale der HypoVereinsbank Quelle: AP
Filliale der Santander Bank Quelle: dpa
Taschenrechner mit dem Logo der Commerzbank Quelle: dpa
Filiale einer Volksbank Quelle: AP
sparda-bank
TARGOBANK Quelle: obs

Zwei Spreads?

Rechtsanwalt Krämer vermutet, dass die Bank mit zwei Spreads arbeitet: dem kleinen und großen. Als Spread bezeichnet man die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. Auf der Handelsplattform ist der Spread aus der Werbung zu sehen, der kleine Spread – aktuell ein Punkt im Dax, auf die von der Bank gestellten Kurse. Versteckt wäre der große Spread, die Preise, die der Kunde tatsächlich bekommt, wenn er handelt. Gemeint ist der Aufschlag, den der Kunde zum Börsenkurs zahlt. Die Bank bestreitet die Existenz von zwei Spreads.

Der Anleger, so Krämer, könne sein Risiko nicht mehr kalkulieren. Geschäfte verkämen zur Lotterie. „Schlimmer noch: Die Bank verändert als Lotterieveranstalter nach Spielbeginn die Regeln einseitig und heimlich zulasten des Kunden, nämlich durch stellen neuer, vom realen Marktgeschehen abweichender Kurse“, sagt Krämer. Es sei sittenwidrig, wenn Anleger ihre realen Chancen nicht erkennen könnten.

Basiswerte verstecken

Anwalt Krämer sagt, die Bank verschleiere Manipulationen, indem sie es Kunden erschwere, den Basiswert zu erkennen, der seiner CFD-Wette zugrunde liegt. „Damit die Kunden nicht merken, dass die Kurse von den realen Börsenkursen abweichen, hat die FXdirekt Bank die Bezeichnung der Indizes so gewählt, dass Kunden sie schlecht mit den echten Indizes an der Börse vergleichen können.“ DAI30 für den Deutschen Aktienindex Dax ist da noch relativ einfach zu erkennen. Schwieriger, so Krämer, werde es, wenn hinter dem „Energie&Versorger Index Mrz. 09“ der „DJ Stoxx 600 Utilities“ stehe.

Die Bank begründet das damit, dass Dax oder Dow Jones geschützte Markenzeichen seien, die Lizenzgebühren nach sich zögen. Um das zu vermeiden, führe sie Ersatzbezeichnungen. Beschwerden seien der Bank bislang nicht untergekommen. Das kann nicht sein: Krämer hat im Rechtsstreit mit der Bank genau diesen Zustand bemängelt. Die Verschleierung habe Methode, sagt er, „damit ist ein System eingerichtet, mit dem der Kunde getäuscht wird“.

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