Beim CFD aber setzt der Anleger nur einen Bruchteil der gehandelten Summe ein und überlässt seinem Broker nur eine Sicherheit (Margin), zum Beispiel ein Prozent. Stiege die Allianz-Aktie auf 101, bekäme er die Differenz ausbezahlt, gehebelt. Bei einem Prozent Margin wären es 100 Prozent Gewinn. „Verändert sich der Kurs bei einem Hebel von 100 um ein Prozent, hat der Anleger sein eingesetztes Kapital verdoppelt oder verloren“, sagt Torsten Gellert, Deutschland-Chef vom Online-Broker FXCM.
In Deutschland wetten rund 43.000 Anleger mit den hochspekulativen Produkten. Die Zahl der aktiven Trader stieg binnen eines Jahres um 34 Prozent. So steigt auch die Zahl der Broker rasant: Laut CFD-Verband sind derzeit 28 Anbieter auf dem deutschen Markt tätig. Viele seien „erst in jüngster Zeit“ auf den Markt gekommen.
Ein Pferd
Betreuerin: Normalerweise haben Sie ein Pferd gekauft und schicken das ins Rennen. Bei CFDs kaufen Sie kein Pferd, Sie investieren gar nicht so viel Geld, sondern Sie nehmen nur einen klitzekleinen Teil – in diesem Fall ein Prozent – von dem, was das Pferd sonst kosten würde und setzen Ihr Geld drauf und sagen: „Ich wette, das Pferd wird gewinnen oder verlieren.“ Für Sie rennt das gesamte Pferd.
Der Haken an diesen Wetten: Schon mit Eintritt in die Geschäftsbeziehung unterschreiben Kunden verklausuliert, dass die Bank die Kurse bestimmt, zu der sie diese Produkte handeln. Schon minimale Abweichungen gegenüber den tatsächlich an Börsen gehandelten Kursen spülen der Bank, weil hier mit einem Hebel von meist 100 gehandelt wird, viel Geld in die Kasse.
Offenbar Tricks der Bank
Unabhängig voneinander haben jetzt mehrere Insider ihr Schweigen gebrochen und der WirtschaftsWoche offengelegt, wie FXdirekt Anleger seit Jahren abkassiert haben soll. „Ich habe in meiner Zeit keinen Kunden erlebt, der sich einen Gewinn hat auszahlen lassen können. Ich habe Konten gesehen, auf denen waren innerhalb von einer halben Stunde Tausende Euro weg. Viele rufen an und weinen“, sagt ein Aussteiger. „Wer mit 4000 Euro ein Konto eröffnet, kann nach 48 Stunden platt sein. Bei 15.000 Euro dauert es vielleicht eine Woche. Am Ende sind die meisten platt“, sagt ein anderer. Dass kein Kunde unter dem Strich Gewinne mache, sei „mit Sicherheit auszuschließen“, teilt die Bank dazu mit.
Die Direktbank Cortal Consors kooperiert mit FXdirekt. Die Tochter von BNP Paribas wirbt über ihre Internet-Seite für Konten bei dem Broker. Wer über Consors ein Konto eröffne, habe mit FXdirekt „einen starken Partner“ an seiner Seite, heißt es. Viele Tricks hat die Bank über Jahre offenbar so geschickt verfeinert, dass Aufseher kaum eine Chance haben, das Geschäft ohne die Hilfe von Insidern zu durchschauen. Viele machen sich auch die Mühe gar nicht – allzu komplex sind solche Untersuchungen, und irgendwie sind die Geprellten doch selbst schuld.