Kampf gegen Krebs als Investment Zwischen Panik und Performance

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Teure innovative Therapien

Aber die teuren innovativen Therapien wird niemand bezahlen können.
Es gibt etwa bei bestimmten Hautkrebs- und Lungenkrebsarten durch Immuntherapien gute Heilungschancen. Während nach einer Chemotherapie bei einem Hautkrebs nur 20 Prozent der Patienten nach 15 Monaten noch lebten, sind es 70 Prozent nach einer Behandlung mit Nivolumab vom Hersteller Bristol-Myers. Das US-Unternehmen macht rund sieben Milliarden Dollar Umsatz mit dem Produkt. Es ist fast überall im Einsatz und wird auch in den meisten Ländern überall bezahlt. Aber bei vielen Behandlungsformen steht die langfristige Wirksamkeit noch nicht fest und wer eine innovative Therapie bekommen hat, die mehrere hunderttausend oder eine Million Dollar gekostet hat, der kann nicht nach ein paar Jahren erneut eine solche Therapie erwarten. Oder wenn die Therapie erfolglos war, wird die nächste angefangen, aber das wird schwierig bei den hohen Kosten. Die Konzerne werden so viele Wirkungen unter ein Dach bringen wie möglich, um die gesamte Palette den Krankenkassen oder der privaten Versicherung für eine bestimmte Krebsart nach Bedarf anzubieten, mit einem verhandelten Maximalpreis. Wir sehen eine solche Lösung als eine der Möglichkeiten woran die Medikamentenentwickler und die Versicherungen denken müssen. Auf Dauer wird es auf Kostengrenzen hinauslaufen, das führt dazu, dass Großunternehmen viele kleinere übernehmen werden, um viele Wirkungsmechanismen unter einem Dach zu haben. Zudem ist auch bei innovativen Medikamenten der Patentschutz begrenzt und später gibt es günstigere Generika auch bei der Krebsbehandlung. Das sieht man schon bei Nivolumab, dessen Patentschutz um das Jahr 2027 ablaufen wird.

Sind Bluttests zur Erkennung von Krebs schon erfolgreich?
Teilweise schon, es wird nach Biomarkern im Blut gesucht, man muss dabei das wenige DNA aufspüren, dass der Krebs abgibt. Dass ist viel einfacher, als andere Erkennungsverfahren bei Haut-, Darm- oder Brustkrebs. In einem frühen Stadium sind allerdings nicht viele Marker im Blut erkennbar. Noch kosten die Behandlungen 500 bis 1000 Euro, aber das wird in einigen Jahren günstiger werden können. Guardian Health aus den USA hat zuletzt gute Daten zur Früherkennung von unter anderem Darmkrebs über einen Bluttest veröffentlicht.

Sie können nicht nur Geld managen, sondern auch bei Krebsbefunden einschätzen, ob die Art der Therapie dem Patienten hilft. Wenn Ihnen Familie, Freunde oder Bekannte so etwas vorlegen, haben Sie dann schon mal Schwächen erkannt?
Im allgemeinen sind die Behandlungen okay. Eine Bekannte von mir wurde etwa auch in Griechenland gegen Krebs gut therapiert. Therapien, die ich gesehen habe, waren meist so, wie ich sie mir auch wünschen würde.

Wie bleiben Sie bei den rasanten Entwicklungen als Fondsmanager am Ball?
Wir haben ein sehr erfahrenes Team, mit zwei promovierten Biotechexperten, die alle Entwicklungen genau verfolgen. Bei Candriam verwalten wir seit fast 20 Jahren einen erfolgreichen Biotechnologiefonds. Wir müssen dabei wie ein Arzt denken und nicht nur wie ein Finanzfachmann. Die klinischen Ergebnisse der Therapien sind sehr wichtig. Dazu lesen wir wissenschaftliche Aufsätze zu den Fachgebieten und Therapien und besuchen viele Fachkongresse. Zudem werden wir von einem unabhängigen Beraterkreis aus führenden Krebsforschern unterstützt, damit wir keine Entwicklung verpassen. Wenn wir auch noch Faktoren für einen Kursanstieg der Aktien erkennen können, dann investieren wir. Denn letztlich ist die Auswahl der Aktien entscheidend.

Auf welche Aktien verteilen Sie die Gelder momentan?
Etwa 40 Prozent des Fonds sind größere Unternehmen wie Astra Zeneca, Bristol Meyers oder Roche, der Rest verteilt sich auf mittelgroße und kleinere Unternehmen. Mehr als die Hälfte sind US-Unternehmen. Aber auch deutsche Unternehmen haben wir auf dem Schirm, wie etwa Qiagen, Merck oder Morphosys. Etwa die deutsche Qiagen ist bei „compagnion diagnostics“ im Oncologiebereich voll dabei. Es geht darum, durch den Einsatz von therapiebegleitender Diagnostik unnötige Kosten zu sparen und Zeit zu gewinnen. Zudem investieren wir aber auch in die Hersteller von Geräten zur Analyse und Nutzung von Gentechnik. Etwa Illumina aus den USA ist hier führend.

Verdienen die Unternehmen, in die der Candriam Oncology-Fonds investiert, schon Geld?
Teilweise sind die Umsätze gering, sie machen Verluste, sind aber auch teils schon hoch bewertet. Die Börse sieht die Zukunftschancen, wenn sich Forschungen als erfolgreich erweisen, dann winkt ein Milliardenmarkt. Wir setzen sowohl auf kleine, innovative Unternehmen wie auch auf bewährte und profitable, aber immer noch innovative Großunternehmen.

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