Marc Faber "Warum sollte ich es bereuen, historische Fakten zu nennen?"

Nach einem radikalen Kommentar gilt Investor Marc Faber als Rassist. Im Gespräch mit der WirtschaftsWoche kontert der Schweizer Börsenexperte den gegen ihn erhobenen Vorwurf.

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Marc Faber Quelle: dpa Picture-Alliance

Dem berühmten Investor Marc Faber wird unterstellt, er sei ein Rassist. Doch mit welchen Aussagen hat er diesen Shitstorm ausgelöst? In der jüngsten Ausgabe seines „The Gloom, Boom & Doom Report“ kritisiert er Bestrebungen, Denkmäler für Generäle und Politiker zu demontieren, die im amerikanischen Bürgerkrieg für die Südstaaten gekämpft haben. Hier die Passage des Anstoßes:

„Ich möchte nicht in eine ernsthafte Diskussion über das Zerstören von Denkmälern historischer Persönlichkeiten einsteigen, aber ich kann mir nicht verkneifen zu erwähnen, wie die liberalen Heuchler die Taliban verurteilt haben, als sie 2001 am Fuße der Hindukusch im Zentrum Afghanistans die zwei größten stehenden Buddhas der Welt in die Luft sprengten (einer von ihnen war 164 Fuß hoch). Genau dieselben Leute stören sich jetzt an Statuen von Persönlichkeiten, deren einziges Verbrechen darin bestand, das zu verteidigen, was alle Gesellschaften seit mehr als 5000 Jahren getan haben: einen Teil der Bevölkerung als Sklaven zu halten. Gott sei Dank haben weiße Menschen Amerika bevölkert und nicht die Schwarzen. Ansonsten würden die USA wie Simbabwe aussehen, was sie eines Tages möglicherweise auch werden. Immerhin schien für Amerika 200 Jahre wirtschaftlich und politisch die Sonne unter einer weißen Mehrheit. Ich bin kein Rassist, aber die Realität – egal wie politisch inkorrekt das sein mag – muss auch gesagt werden. Und vergessen wir nicht, dass die afrikanischen Stammesoberhäupter mehr als glücklich waren, ihre eigenen Sklaven an weiße, schwarze und arabische Sklavenhändler zu verkaufen.“

WirtschaftsWoche: Herr Faber, die Vorwürfe gegen Sie mögen aus dem Kontext gerissen sein. Aber Sie stellen deutlich eine Überlegenheit von Weißen gegenüber Schwarzen heraus.

Faber: Aus ökonomischer Perspektive, wenn man die Entwicklungen der Gesellschaften betrachtet, ist das ja auch so. Aber die Welt insgesamt ist nach 200 Jahren wirtschaftlicher, politischer und militärischer Überlegenheit des Westens kein besserer Ort. Wir Weißen waren grausam. Nur frage ich mich manchmal, ob die Welt unter der Vorherrschaft anderer ethnischer Gruppen besser wäre.

Zur Person

Bedauern Sie Ihren Kommentar?

Faber: Warum sollte ich es bereuen, historische Fakten zu nennen?

Haben Sie eine Erklärung für die angebliche ökonomische Überlegenheit weißer Gesellschaften?

Faber: Ich empfehle die Lektüre von Max Webers „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“. Weber argumentierte, dass es zu den Grundprinzipien des Protestantismus gehöre, den Kapitalismus anzukurbeln. So gesehen wohnt der Geist des Kapitalismus den protestantischen Werten inne. Entgegen dem Marxschen historischen Materialismus betont Weber die Bedeutung kultureller Einflüsse, die in der Religion eingebettet sind, um die Genese des Kapitalismus zu verstehen. Die protestantische Ethik bildete den frühesten Teil in Webers breiteren Untersuchungen zu Weltreligionen. Er untersuchte die Religionen Chinas und Indiens und das alte Judentum unter besonderer Berücksichtigung ihrer unterschiedlichen ökonomischen Konsequenzen. Ich habe meinen Bericht als Ökonom geschrieben und nicht das Thema behandelt, ob arme Menschen in Afrika glücklicher sind als europäische Kapitalisten. Ich nehme allerdings an, dass Menschen, die genügend zu essen und zu trinken haben, in einem „relativ“ gerechten Rechtssystem leben und Zugang zu Hygiene und Gesundheitsleistungen haben, doch etwas besser gestellt sind.

Sind für die wirtschaftlichen Probleme Afrikas nicht vor allem die Weißen verantwortlich, die Afrika kolonialisiert und dort Menschen und Bodenschätze ausgebeutet haben?

Faber: Mit wenigen Ausnahmen wurden alle südamerikanischen und asiatischen Staaten kolonialisiert. Dass Afrika wegen der Weißen arm ist, ist völliger Unsinn.

"Moral in der Unternehmenswelt?"

Sie wollen damit aber nicht sagen, dass Schwarze Weißen generell unterlegen sind, was ökonomische Fähigkeiten betrifft?

Faber: Reisen Sie durch Afrika und sagen mir danach, ob die Armut dort noch mit der Ausbeutung durch weiße Kolonialisten zu tun hat oder mit den in diesen Ländern höchst korrupten politischen und sozialen Systemen. Und fragen Sie mal deutsche Unternehmer, warum sie in Asien investieren und nicht in Afrika.

Der öffentliche Aufschrei nach Ihren Äußerungen war gewaltig, Sie sind aus drei Aufsichtsräten geflogen. Hätten Sie es genauso geschrieben, wenn Sie diese Konsequenzen geahnt hätten?

Faber: Wenn das, was ich geschrieben habe, zu diesem Ergebnis führt, dann ziehe ich es vor, nicht in diesen Aufsichtsräten zu sitzen.

Hätte man Ihnen erlauben sollen, die Mandate zu behalten?

Faber: Ich glaube, die Unternehmenswelt wird heute von Compliance-Leuten geführt. So gesehen verstehe ich, dass sie mich feuern. In der Zwischenzeit baten mich übrigens zwei weitere Firmen, zurückzutreten. Damit sind es fünf – an einem Tag.

Empfinden Sie die Aufforderungen zum Rücktritt als Heuchelei?

Faber: Insgesamt sind westliche Gesellschaften sehr heuchlerisch geworden. Irgendwann werden sie an ihrer sogenannten moralischen Überlegenheit untergehen.

Die Unternehmen berufen sich auf bestimmte Werte, etwa Moral und Aufrichtigkeit.

Faber: Moral in der Unternehmenswelt? Ich zitiere Voltaire: „Wenn es um Geld geht, ist jeder von der gleichen Religion“. Ich bin nicht Gott. Ich bin nicht hier, um über andere Leute zu urteilen. Ein Vorstandschef meinte, ich müsse auf Drogen gewesen sein, als ich meinen Report geschrieben habe. Da ich in 70 Jahren nur dreimal Kokain und ungefähr zehnmal Marihuana genommen habe, war das nicht unbedingt ein angemessener Kommentar.

Haben Sie auf privater Ebene aus den Unternehmen etwas anderes gehört als das, was in den öffentlichen Verlautbarungen steht?

Faber: Zahlreiche Vorstandsmitglieder haben ihr Bedauern geäußert, dass ich ihren Aufsichtsrat verlasse und mich privat zu sich nach Hause eingeladen.

Bedauern Sie es, dass Sie von US-Börsenkanälen jetzt nicht mehr als Interviewpartner eingeladen werden?

Faber: Es ist bedauerlich, dass die Medien inzwischen so voreingenommen sind gegenüber Leuten mit einer anderen Sichtweise.

Trifft Sie die öffentliche Reaktion oder sind Sie dagegen immun?

Faber: Es trifft mich sehr. In der Schule und an der Universität musste ich mir viel anhören über Aufklärung, über Rede- und Meinungsfreiheit. Aber heutzutage haben die Medien nichts Besseres zu tun, als mich als Rassisten hinzustellen. Jemanden als Rassisten zu bezeichnen, ist eine Form der Beleidigung. Beleidigung ist die Reaktion der Schwachen auf Charakterstärke.

Haben schon viele Leser Ihren „The Gloom, Boom & Doom Report“ abbestellt?

Faber: Nein. Ich denke, die meisten meiner Leser stimmen mit mir überein und verteidigen die Meinungsfreiheit, selbst wenn unsere Ansichten nicht immer übereinstimmen sollten.

Schmerzen die finanziellen Einbußen aus den verlorenen Aufsichtsratsmandaten?

Faber: Oh, das wird ein großer Verlust. Ich werde wohl wieder Kellnern gehen müssen.

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