Zum fünften Geburtstag feiert sich Trade Republic selbst. Inzwischen zählt der Neobroker vier Millionen Kunden und verwaltet Gelder in Höhe von 35 Milliarden Euro. Das gab das Unternehmen am Dienstag bekannt und überraschte seine Nutzer mit einer Produktneuheit: Das Berliner Fintech führt nun eine Bezahlkarte ein.
Mit dem neuen Angebot prescht Trade Republic weiter ins klassische Finanzgeschäft vor. Das Besondere: Mit der Trade-Republic-Karte können Nutzer nicht nur bezahlen, sondern auch Geld verdienen. Mit jedem Einkauf fließt ein kleiner Betrag in einen Sparplan ihrer Wahl. Cashback für Börsenfreaks sozusagen.
Wie funktioniert die Bezahlkarte von Trade Republic? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was kann die Bezahlkarte von Trade Republic?
Mit der Trade-Republic-Karte können Kunden künftig online wie offline bezahlen. Es handelt sich um eine gewöhnliche Debitkarte, die das Fintech in Zusammenarbeit mit Visa anbietet und mit der Kunden an der Supermarktkasse ebenso wie im Internet Zahlungen abwickeln können. Während viele Banken für Karten und Konten mittlerweile monatliche Gebühren verlangen, ist das Angebot von Trade Republic kostenlos.
Außerdem erhalten Nutzer mit jeder Zahlung automatisch ein Prozent des ausgegebenen Betrags in Form einer Prämie direkt in einen selbst gewählten ETF- oder Aktiensparplan – Geldanlage durch Shopping also. Wer beispielsweise einen neuen Laptop für 1000 Euro kauft, erhält eine kleine Geldspritze in Höhe von zehn Euro in seinen Sparplan. In Deutschland gibt es einige Kreditkarten mit Cashback-Angebot, bei denen die Prämie allerdings auf ein Konto überwiesen wird.
Um mit der Trade-Repulic-Karte zahlen zu können, müssen Nutzer Geld von ihrem Referenzkonto (also beispielsweise ihrem Gehaltskonto) an ihre Depotadresse bei dem Neobroker senden. Seit einiger Zeit splittet dieser das Vermögen seiner Kunden in eine Portfolio- und eine Cash-Rubrik. Rückblickend lässt sich dies wohl als Vorbereitung auf das Kartenangebot interpretieren. Zahlungen mit der Debitkarte werden vom Cashbestand abgehoben.
Hinzu kommt: Mit der Bezahlkarte können Kunden überall auf der Welt Bargeld abheben. Bei Beträgen über 100 Euro ist dieser Service kostenlos, für niedrigere Auszahlungen wird eine Gebühr von einem Euro fällig.
Ab wann gibt es die Bezahlkarte von Trade Republic?
Wer sich für die Karte interessiert, muss zunächst – falls noch nicht geschehen – bei Trade Republic ein Konto eröffnen und sich auf eine Warteliste setzen lassen. Bis Kunden diese nutzen können, wird es aber noch etwas dauern. Der Start soll in den kommenden Wochen beginnen.
Was kostet die Bezahlkarte von Trade Republic?
Die Debitkarte wird es in verschiedenen Ausführungen geben, die allesamt die gleichen Dienstleistungen bieten. Die virtuelle Karte ist kostenlos. Für eine klassische Plastikkarte wird eine Gebühr von fünf Euro fällig. Und wer es etwas extravaganter mag, kann sich für 50 Euro eine Metallkarte holen.
Gibt es auch Kritik an der Bezahlkarte von Trade Republic?
Ja. Gut eine Woche nach Bekanntgabe des neuen Produkts hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg angekündigt, rechtliche Schritte dagegen einzuleiten. Aus Sicht der Verbraucherschützer handelt es sich um ein reines Lockangebot. Den „Stuttgarter Nachrichten“ sagte Verbraucherschützer Niels Nauhauser, dass die Formulierung mit dem einen Prozent Cashback „irreführend“ sei, weil das Angebot auf 15 Euro monatlich begrenzt ist. Außerdem moniert die Verbraucherzentrale, dass Trade Republic das Angebot mit einer Frist von zwei Wochen kündigen könne. Trade Republic kündigte an, die Vorwürfe zu überprüfen.
Was bedeutet die Einführung einer Bezahlkarte für das Zinsangebot?
Nichts. Trade Republic verzinst nicht-investiertes Kundenguthaben weiterhin mit vier Prozent. Damit zahlt der Neobroker mehr als viele Wettbewerber.
Warum führt Trade Republic die Bezahlkarte ausgerechnet jetzt ein?
Überraschend ist das nicht: Im Dezember hatte Trade Republic von der BaFin die Vollbanklizenz erhalten, mit der das Fintech nun auch klassische Bankdienstleistungen offerieren darf. Schon im Vorfeld gab es Hinweise, dass Trade Republic an einer Bezahlkarte arbeitet. Interne Videos, die der WirtschaftsWoche zugespielt worden waren, zeigen die Präsentation einer verspiegelten Bezahlkarte mit Firmenlogo. Damals hielt sich Trade Republic zu dem Thema noch bedeckt.
Inwiefern rechnet sich für Trade Republic die Herausgabe einer Bezahlkarte?
Eine kostenlose Bezahlkarte, für die Trade Republic einen kleinen Teil des Zahlbetrags in Sparpläne investiert – da drängt sich die Frage auf, wie das Unternehmen damit Geld verdient. Dazu hält sich Trade Republic allerdings bedeckt. Auf Anfrage heißt es nur, dass die Interchange-Gebühr eine Erlösquelle sei. Die Interchange-Gebühr zahlen Unternehmen an den Herausgeber der Debitkarte, wenn Kunden mit dieser eine Zahlung tätigen.
Außerdem dürfte Trade Republic darauf hoffen, mit der Herausgabe einer solchen Karte weitere Kunden zu akquirieren, die dann mit dem Aktiensparen beginnen.
Was plant Trade Republic noch?
Perspektivisch plant Trade Republic auch ein eigenes Girokonto. Damit könnten Kunden über ihr Konto bei dem Neobroker auch ihr Gehalt empfangen oder klassische Überweisungen tätigen.
Hinweis: Dieser Artikel erschien zuerst am 9. Januar. Wir haben ihn aktualisiert und zeigen ihn erneut.
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