Ranking Deutschlands beste Vermögensverwalter

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Das halbe Rheinland zu Füßen

Die besten Geldmanager in der Kategorie "Aggressiv"

Wie das ist, wenn es mal nicht so gut läuft, daran dürfte Bert Flossbach sich kaum noch erinnern. Seiner Firma geht es blendend. Im aktuellen Ranking belegt er den ersten Platz in der Kategorie der aktienlastigen Mandate. Vielleicht liegt es am Überblick. In seinem Büro im 25. Stock liegt Flossbach das halbe Rheinland zu Füßen. Unter ihm die schwer beladenen Lastkähne, die sich den Rhein hinaufmühen; im Mittelgrund die Türme von St. Maria am Kapitol, Groß St. Martin und des Doms, hinten die Braunkohlemeiler. „An einem klaren Tag sieht man bis in die Eifel“, sagt Flossbach, „theoretisch.“ Denn dazu müsste er jetzt aufstehen und den Schreibtisch umkurven, auf dem eine Batterie von acht Monitoren ihm den Blick verbaut.

1998 machte sich der Banker von Goldman Sachs mit seinem Kollegen Kurt von Storch selbstständig, drei Mitarbeiter und „ein paar Millionen Mark“ Kundengelder folgten ihnen. Heute sind es 16 Milliarden Euro und 100 Mitarbeiter. Viele bildet er selbst aus. So wie die chinesische Analystin, die den Report zu Luxusaktien geschrieben hat, der vor ihm liegt. „Noch nicht so ganz perfektes Deutsch, aber inhaltlich top“, lobt der Chef.

Shenwei Li soll helfen, Investments zu finden, mit denen sich vom Aufstieg der Schwellenländer profitieren lässt. Denn trotz der heftigen Korrektur an deren Börsen ist Flossbach überzeugt, dass es richtig ist, dort investiert zu sein. „Das Wachstum der Weltwirtschaft kann ja nur von dort kommen, woher sonst?“ Flossbach kauft auch Anleihen und Gold, doch im Kern ist er ein Aktienmann. Sein Lieblingsbuch im Regal hinter ihm ist der Band mit Warren Buffetts Briefen an dessen Aktionäre. „Einer der intelligentesten Menschen, die auf dem Globus wandeln“, meint Flossbach.

Die Favoriten-Aktien von Bert Flossbach

Wie Buffett ist er überzeugt, dass die Aktie anderen Anlageformen überlegen ist, zumal in einer Phase weltweiter Niedrigzinsen. „Die wird noch Jahre anhalten“, sagt Flossbach, denn: Ließen die Notenbanken höhere Zinsen zu, würden sie verschuldete Staaten umgehend in die Pleite treiben. Das bedeutet: weiter niedrige Zinsen auf Anleihen und Tagesgeld, die nach Steuern nicht einmal die schwache Inflation ausgleichen, also die Kaufkraft der Sparer erodieren. Weil die Alternativen zur Aktie also unattraktiv seien, werde deren Bewertung noch zulegen, meint Flossbach.

Aktien seien, entgegen einer weit verbreiteten Meinung, nicht zu teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der 100 größten US-Unternehmen etwa liegt bei 15, etwa auf dem langjährigen Mittel. „Das muss aber zu den Preisen von Renten und Immobilien ins Verhältnis gesetzt werden“, sagt Flossbach. Berechne man das KGV-Äquivalent eines Mietshauses in München (Anzahl der Jahresnettokaltmieten, die man dafür bezahlen muss) oder das einer Staatsanleihe (Rückgabekurs, also 100 Prozent, geteilt durch jährliche Rendite), käme man auf Werte von 30 bis 50; selbst Aktien allerbester Qualität kosteten nur die Hälfte.

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