Stelter strategisch

Langfristanleger gewinnen – das weiß doch jeder Depp

Daniel Stelter Quelle: Presse
Daniel Stelter Unternehmensberater, Gründer Beyond the Obvious, Kolumnist Zur Kolumnen-Übersicht: Stelter strategisch

An der Börse führen viele Wege zum Gewinn, bei unterschiedlichen Risiken. Kaufen und liegen lassen gilt als bewährte Anlagestrategie. Zu Recht? Eine Kolumne.

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Was Analysten für das Anlagejahr 2016 erwarten
Deutsche Bank Quelle: REUTERS
Deka BankDie Fondsspezialisten der Sparkassen erwarten, dass der Goldpreis im kommenden Jahr deutlich unter die kritische Marke von 1000 Dollar fallen wird. S&P 500: 2000 Punkte Nikkei: 17000 Punkte Gold: 960 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre: 1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,9 Prozent Quelle: dpa
PostbankIm Gegensatz zur Deka Bank ist die Postbank beim Goldpreis etwas optimistischer. Ein möglicher Impuls kommt von der Schmucknachfrage, da die Konjunktur in Indien zuletzt deutlich besser lief als erwartet. S&P 500: 2250 Punkte Nikkei: 21750 Punkte Gold: 1100 Dollar Öl: 57 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10 Jahre: 1,0 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,75 Prozent Quelle: dpa
Berenberg BankDeutschlands älteste Privatbank ist im Vergleich zur Konkurrenz vergleichsweise optimistisch, was den Euro angeht. S&P 500: 2200 Punkte Gold: 1150 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1,15 Dollar Bundesanleihen 10 Jahre Rendite: 1,1 Prozent US-Treasury Rendite 10 Jahre: 2,8 Prozent Quelle: obs
SantanderS&P 500: 2250 Punkte Gold: 1050 Dollar Öl: 55 Dollar Euro/Dollar: 1 Dollar Bundesanleihen Rendite 10-jährige: 0,9 Prozent US-Treasury Rendite 10-jährige: 2,75 Prozent Quelle: AP
Credit Suisse Quelle: REUTERS
Commerzbank Quelle: dpa

Auf meiner Webpage wie auch bei Wiwo.de freue ich mich über jeden Leserkommentar, egal ob er schmeichelt oder kritisiert. So wie dieser Leser in der vergangenen Woche: "Für mich ist Herr Stelter ein ewiger Pessimist. Jeder seiner Artikel hat einen Hauch von Weltuntergang und Sprüchen wie "Wir sind jetzt auf dem Berg"! Bla bla. Die Tatsache, dass die Märkte volatil bleiben werden und der Langfristanleger immer im Vorteil ist, weiß doch mittlerweile auch schon jeder Depp."

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Ein guter Beitrag zur Diskussion, aus dem ich die zwei wichtigsten Stichworte herausgreife, um sie noch einmal zu vertiefen: Volatilität und Langfristigkeit. Weiß wirklich jeder Anleger, dass es auf die lange Sicht ankommt? Und: wie lange ist lange? Zunächst reine Statistik: Wenn sich dieses Wissen wirklich schon bis zum – ich erlaube mir, den Leser zu zitieren – "letzten Deppen" herumgesprochen haben sollte, dann würden Anleger im Schnitt doch vor Kosten eine Performance erreichen wie der Aktienmarkt. Dem ist aber erwiesenermaßen nicht so. Im vergeblichen Versuch den Markt "zu schlagen", erreichen die Investoren das genaue Gegenteil. Sie verkaufen zu spät, wenn der Markt schon korrigiert hat, und sie kaufen zu spät, wenn die Hausse schon einige Monate auf dem Buckel hat.

In der Folge verpassen sie die besten Tage an der Börse, die meistens um Trendwenden herum passieren und sind bei den wirklich schlechten noch dabei. Es sind diese wenigen Tage, die über Erfolg und Niederlage entscheiden. Dies gilt übrigens auch für Investoren, die in den Index investieren. Auch diese erreichen im Schnitt eine schlechtere Performance als der Index, weil sie zu viel handeln. Insofern als erstes Zwischenfazit: nein, nicht jeder Depp weiß es, denn wenn alle es wüssten, würden nicht alle es anders probieren.

Dass Langfristanleger "immer im Vorteil" sind, stimmt sicherlich – wenn man richtig langfristig denkt. Bei den meisten Investoren ist es jedoch so, dass sie einen beschränkten Zeithorizont haben - müssen! Noch leben wir nicht ewig. Ich weiß nicht, wie alt der Kommentator ist. Nehmen wir an: Anfang 30. Dann beträgt sein Anlagehorizont rund 35 Jahre, und in der Tat ist die Wahrscheinlichkeit hoch, über diesen Zeitraum im Plus zu liegen – zumindest vor Kosten. Investoren, die vor dem Börsenkrach 1929 gekauft haben, mussten "nur" rund 25 Jahre warten, bis sie kaufkraftbereinigt ihren Einsatz wieder heraus hatten. Aber: Nur die wenigsten werden das durchgehalten haben.

Anlegern, die im Jahr 2000 in den DAX eingestiegen sind, erging es nicht viel besser. Zwar hat der DAX letztes Jahr neue Höchststände erreicht. Doch dazu muss man wissen, dass der DAX, auf den wir üblicherweise schauen, ein sogenannter Performance-Index ist, also eine Reinvestition der Dividenden annimmt. Damit ist dies eine Performance, die ein Privatanleger nicht erreichen kann, alleine schon wegen der Besteuerung der Dividenden. Der DAX-Kursindex hingegen liegt nach Inflation immer noch deutlich unter dem Stand von 2000. Das sind nun immerhin schon sechzehn Jahre.

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