Zschabers Börsenblick
Flagge von Südkorea Quelle: imago images

Südkorea – mehr als ein Favoritenschreck

Bei „Südkorea“ kommt einem zuallererst die jüngste Schmach für Fußball-Deutschland in den Sinn. Dabei hat das Land weit mehr zu bieten als elf fleißige Kicker. Anleger sollten das wirtschaftliche Potenzial beachten.

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Südkorea ist hierzulande gerade in aller Munde. Kein Wunder, sind die Asiaten doch letztendlich dafür verantwortlich, dass die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in der vergangenen Woche das WM-Turnier frühzeitig, nach dem Ende der Vorrunde, verlassen musste. Nun mag ein Sieg gegen den Weltmeister, einen der Titel-Favoriten, etwas Besonderes sein. Doch Südkorea sollte nicht auf seine schnellen Fußballer und deren unbestrittene Fähigkeiten im Konterspiel reduziert werden. Auch an der Börse hat der Staat durchaus seine Stärken. 

Und anders als im Fußball kann man Südkorea nicht als Underdog bezeichnen. Seit Jahren weist das Land ein recht robustes Wachstum auf. In den vergangenen sechs Jahren ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) durchschnittlich um rund drei Prozent gewachsen; und das soll sich auch in diesem und dem kommenden Jahr fortsetzen. Das Pro-Kopf-BIP beträgt immerhin rund 28.000 Dollar – das ist mehr, als so mancher westliche Industriestaat aufweisen kann. Darüber hinaus stellt Südkorea nach dem Riesenreich China die führende Außenhandelsnation Asiens dar, mit einem Exportplus von 15,8 Prozent im Jahr 2017. Vor allem der Handel mit dem großen Nachbarn ist beachtlich: Mit 24,8 Prozent ist China das größte Abnehmerland – und mit 20,5 Prozent auch das Hauptlieferland Südkoreas.

Zweitstärkstes Lieferland ist Japan mit 11,5 Prozent, zudem zählen Vietnam und Hongkong zu wichtigen Abnehmerländern (mit 8,6 beziehungsweise 6,4 Prozent) – wenn man so will, ist Südkorea im asiatischen Binnenmarkt ein entscheidender Akteur, der sowohl von der Entwicklung etablierter Industriestaaten als auch aufstrebender Schwellenländer profitiert. Letztere werden auch immer wichtigere Handelspartner für Südkorea, das in die Länder der Region Halbleiter, LCDs und Autos, aber auch Passagier- sowie Frachtschiffe exportiert. Auch aus diesem Grund stellt Südkorea ein Spiegelbild der aktuellen Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern dar. 

Aufholpotenzial an Südkoreas Börse

Überhaupt ist es die breite Aufstellung, die die koreanische Wirtschaft auszeichnet. Diese Vielfalt spiegelt sich auch im KOSPI wider, dem wichtigsten Aktienindex des Landes. Im KOSPI sind Unternehmen wie der Elektronik-Riese Samsung sowie die Automobilhersteller KIA und Hyundai gelistet, also starke internationale Marken. Noch ist das Potenzial des KOSPI nicht ausgereizt, beispielsweise gegenüber dem internationalen MSCI World Index hat er auf Fünf-Jahres-Sicht noch gehöriges Aufholpotenzial. Ein weiteres Schwellenland könnte künftig für Impulse sorgen, um diese Lücke zu schließen: der nördliche Bruder, Nordkorea

Eine politische Entspannung zwischen dem Süden und dem Norden hätte mehrere Vorteile auf verschiedenen Ebenen. Sie würde zum einen Ängste vor einer politischen Eskalation mindern, was sich wiederum positiv auf das Kreditrating Südkoreas auswirken sollte. Zum anderen könnte eine Lockerung oder sogar ein Ende der Sanktionen in manchen Bereichen einen regelrechten Boom auslösen. Nordkorea verfügt nämlich über eine große Menge an Rohstoffen – in den Böden des nördlichen Teils „schlummern“ 40 verschiedene Mineralien, deren Wert von der Korea Resources Corporation auf 2,7 Billionen US-Dollar geschätzt wird.

Angesichts solcher Volumina und der damit verbundenen Aussichten reiben sich Südkoreas Produzenten wahrscheinlich schon jetzt die Hände – auf die großen Vorkommen an seltenen Erden, wie Nordkorea sie aufweist, dürfte man sich etwa beim Handy produzierenden Elektronikgiganten Samsung freuen. Auch das Thema Infrastrukturausbau dürfte dann eines sein, das ganz oben auf den politischen Agenden steht. Dass dies alles keine Träumereien seine müssen, zeigt der Umstand, dass es zu manchen Maßnahmen wie einer möglichen Wiedereröffnung der Industriezone Kaesong bereits konkrete Pläne gibt.

Die Kombination aus einem soliden ökonomischen Fundament und besagter Nordkorea-Fantasie könnte sich durchaus an der Börse Seoul in Form steigender Kurse bemerkbar machen. Es besteht kein Zweifel: Der südkoreanische Aktienmarkt hat einige Perspektiven zu bieten. Ein 2:0 gegen Deutschland sollte daher nicht das Einzige sein, das einem Börsianer zu Südkorea einfällt – ein ETF auf den KOSPI kann erheblich mehr Freude machen.

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