Private Krankenversicherung Was Ihnen der Vertreter nicht sagt

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Wer am meisten Geld verpulvert


Wie viel Geld die privaten Krankenversicherer für die Verwaltung ausgeben, ist höchst unterschiedlich. Das zeigen schon die Quoten, die von der Branche selbst oder von Analysten genannt werden. Allerdings ist das Niveau der Verwaltungskosten, die Berechnungsmethode sowie die mögliche Höhe zwischen Krankenkassen und Versicherern sehr umstritten.

So stellte die Debeka jüngst aufgrund eigener Berechnungen fest: „Die privaten Krankenversicherungen (PKV) in Deutschland arbeiten deutlich kostengünstiger als die gesetzlichen Krankenkassen (GKV).“ Während 2011 der Durchschnitt der Verwaltungskosten je Versichertem in der GKV pro Jahr bei 134 Euro gelegen habe, komme der größte Krankenversicherer bei seien Privatversicherten dagegen auf einen Wert von nur 13,49 Euro je Mitglied.

Das hört sich gut an, sagt aber wenig über den Rest der Branche. Denn: Die Debeka arbeitet besonders sparsam in der Branche, außerdem hat der Versicherer einen angestellten Außendienst – auch das ist ungewöhnlich und eine Ausnahme in der Branche. Schließlich ist die Debeka dafür bekannt, dass ihre Provisionen deutlich unter dem Branchenschnitt der PKV liegen.

Das Problem liegt woanders: in der Intransparenz der Daten. Die Regierung könnte dafür sorgen, dass die Branche vergleichbare und belastbare Daten zu ihren Verwaltungskosten vorlegt. Doch dies ist nicht gewollt, wie die Antwort auf die Weinberg-Anfrage zeigt. Auch hier werden mit einem Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht im VAG weitere Informationen abgeblockt.

Fazit: Es gibt sie also, die Zusatzinformationen. Doch der Zugang dazu soll Kunden, Vermittlern und Analysten entweder verwehrt oder erschwert werden.


Wer Vermittler reich macht

Die Provisionen in der PKV sind seit langem ein heißes Thema, nicht zuletzt seit der Pleite des Finanzvertriebs MEG, dem Unternehmen des Versicherungsverkäufers Mehmet Göker. Der begnadete Antreiber, der heute von der Türkei aus operiert, hat wie kein zweiter Vermittler die Gier der privaten Krankenversicherer nach neuen Kunden ausgenutzt und die Provisionen für Vermittlungen enorm in die Höhe getrieben.

Mit der Pleite der MEG im Jahre 2009 setzte hier ein Nachdenken ein, sowohl in der Branche wie in der Politik. Es führte dazu, dass die Branche bei der Regierung indirekt auf eine Deckelung der Provisionen für Vermittler drängte. Das wurde schließlich auch umgesetzt, wenngleich böse Zungen in der Branche behaupten, dass die neue Obergrenze bei den Provisionen nicht eingehalten wird.

Grundsätzlich dürfen Vermittler nun nicht mehr als neun Monatsbeiträge des Kunden erhalten, wenn sie einen PKV-Vertrag vermitteln. Früher waren es angeblich teilweise doppelt so viel. Doch auch bei neun Monatsbeiträgen geht es noch um viel Geld: Rund 3.000 Euro für einen durchschnittlichen PKV-Vertrag erhält ein Vermittler.

Ein großes Problem in der Branche ist dabei, dass die privaten Krankenversicherer sich gegenseitig die Kunden abwerben – ein gefundenes Fressen für Vermittler, denn jedes Mal ist dann auch wieder eine Provision fällig. Wie aus den wenigen verfügbaren Daten des PKV-Verbandes hervorgeht, entfallen rund die Hälfte der Neuzugänge auf solche Wechsel.

Kein Wunder also, dass manche Vermittler ihre Ex-Kunden nach einem oder zwei Jahren wieder abtelefonieren und Daten von Interessenten heiß gehandelt werden. Denn eine gute Adresse ist für den Vermittler oft schon die Hälfte der Provision.  

Wie viel die einzelnen Anbieter letztlich für Verwaltung und Provisionen ausgeben, ist schwer zu sagen. Die Regierung beruft sich hier wieder auf ihre Verschwiegenheitspflicht. Das überrascht, weil die Versicherer ja regelmäßig Bilanzen veröffentlichen.

Klar ist damit bisher nur, dass die Spanne in diesem Bereich sehr groß ist. Für Kunden wäre es wichtig zu wissen, wer vergleichsweise viel für Verwaltung und Provisionen ausgibt und wer sparsam haushaltet.

Harald Weinberg folgert aus den spärlichen Angaben der Regierung und der Branche: „Wer nicht will, dass erhebliche Teile seines Beitrags in die Verwaltung und an die Vermittler fließen, der sollte sich lieber gesetzlich krankenversichern. Die Bundesregierung will den Versicherten nicht mitteilen, wie hoch die Nebenkosten bei den einzelnen Gesellschaften sind, obwohl es erhebliche Unterschiede gibt.“

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