Private Krankenversicherung Was Ihnen der Vertreter nicht sagt

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Wer zu wenig Zinsen erwirtschaftet

Die private Krankenversicherung leidet genauso wie die Lebensversicherung unter den sinkenden Zinsen, allerdings wirkt der Zinsrückgang hier anders. In der PKV zahlen die Versicherten Prämien, von denen ein Teil am Kapitalmarkt angelegt wird. So wird ein Kapitalstock aufgebaut, der im Alter dafür eingesetzt werden soll, das Prämienniveau erträglich zu halten.

Diese Altersrückstellungen wurden bisher jahrzehntelang fast durchweg in der Branche mit dem Zinssatz von 3,5 Prozent verzinst. Auch in den vergangenen Jahren ist es den meisten Unternehmen – zumindest im mehrjährigen Durchschnitt – noch gelungen, diese Rendite zu erwirtschaften. Doch angesichts des Zinsverfalls hat die Branche immer mehr Schwierigkeiten, den zugesagten Rechnungszins zu erwirtschaften.

Schafft ein Unternehmen die Marke jedoch nicht mehr, wirkt im Gegensatz zur Lebensversicherung ein verhängnisvoller Mechanismus: Wenn die Verzinsung der Beiträge herabgesenkt wird, muss die Prämie im Gegenzug steigen. Auf die ohnehin fällige Steigerungsrate aufgrund der Kostensteigerung im Gesundheitswesen käme dieser Effekt noch obendrauf. Deshalb versuchen die Versicherer, solch einen Schritt so lange wie möglich hinaus zu zögern. Oder wenn es doch unvermeidlich geworden ist, dann reden sie nicht darüber.

Interessant ist, wie sich aus der Antwort der Regierung ergibt: 13 der 48 PKV-Unternehmen haben bereits 2011 den geltenden Rechnungszins von 3,5 Prozent nicht erreicht. Sechs davon bieten Vollversicherungen an, sieben nur Zusatzversicherungen.

Statt 3,5 Prozent schlagen nun manche Versicherer bloß noch 3,0 Prozent Zinsen auf die Altersrückstellungen. Dies gilt für die Altkunden.

Für Kunden, die nun neu geworben werden, sieht die Situation noch ein wenig schlechter aus. Manche Unternehmen kalkulieren hier bereits mit Werten von 2,5 Prozent, viele mit 2,75 Prozent – so wie es die Versicherungsmathematiker der Branche empfohlen haben.

Fazit: Beim wichtigen Rechnungszins ist ein buntes Durcheinander entstanden. Mit der Folge: Keiner blickt mehr durch, welcher Versicherer seine Altersrückstellungen mit welchem Satz berechnet. Für Privatpatienten ist es jedoch enorm wichtig, dies zu wissen. Schließlich geht es um die Frage: Wie viel Geld steht denn im Alter für die Dämpfung des Beitragsanstiegs zur Verfügung? Je höher die Rückstellungen verzinst werden, um so mehr Kapital kann sich ansammeln.  

Bisher war die Höhe des Rechnungszinses kein Problem, weil die Branche grundsätzlich mit 3,5 Prozent rechnete. Seit dies nicht mehr der Fall ist, wird der Rechnungszins zum Wettbewerbsfaktor, den Kunden – und vor allem auch Analysten – kennen sollten. Sonst kann kein vernünftiges Urteil über einen Versicherer und dessen Tarife gefällt werden.  

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