Rentenstudie Mit Immobilien gegen Rentensorgen

Eine große Rentenstudie belegt: Die Angst vor Altersarmut nimmt in der Bevölkerung zu. Gleichzeitig wollen immer weniger privat vorsorgen. Das ist nur scheinbar paradox.

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Bei der Rente verstehen die Deutschen keinen Spaß. Quelle: Getty Images

Die meisten Berufstätigen freuen sich auf die Rente – und viele können es kaum abwarten. Von der Regierung war kürzlich zu erfahren, dass nahezu jeder vierte Neurentner des Jahres 2014 den vorzeitigen Ruhestand wählte, obwohl das mit einer Rentenkürzung verbunden war. Im Durchschnitt gingen die Neurentner knapp zwei Jahre vor dem Erreichen der Regelaltersgrenze in den Ruhestand und nahmen dafür eine siebenprozentige Kürzung der monatlichen Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung in Kauf.

Die meisten Berufstätigen sehen dem Ende des Arbeitslebens optimistisch entgehen, was die Lebensgestaltung angeht – zumindest aus Sicht der heutigen Rentnergeneration. Zu machen, was man will, und mehr Zeit zur Verfügung zu haben - darauf freuen sich sich mehr als die Hälfte der heutigen und künftigen Rentner.

Das Problem dabei: Die Sorge um ein zu geringes Einkommen im Alter wächst. Dass die Angst vor Altersarmut zunimmt, belegt eine bundesweite Studie des Versicherungskonzerns Axa, die der WirtschaftsWoche vorab vorliegt. Mindestens 100 Erwerbstätige sowie mindestens 100 Ruheständler pro Bundesland wurden für den Deutschland-Report 2016 zur Ruhestandsplanung befragt, insgesamt 3324 Personen.

Auf diese Geldanlagen setzen Erwerbstätige
Aktien, Aktienfonds, -zertifikate Quelle: REUTERS
Etwas gefragter ist die Betriebliche Altersvorsorge, auf die immerhin neun Prozent der Deutschen im Alter setzen. Förderprogramme seitens der Bundesregierung sind aktuell im Gespräch, um sie attraktiver zu machen. Quelle: Fotolia
Gold Quelle: obs
Genauso viele Studienteilnehmer (10 Prozent) gaben an, sich im Rentenalter von der abgeschlossenen Lebens- oder Rentenversicherung finanzieren zu wollen. Quelle: dpa
Spareinlagen Quelle: dpa
Vermietete-Immobilien Quelle: dpa
Eigengenutzte-Immobilie Quelle: dpa/dpaweb

Die Studie zeigt, dass sich das Vorsorgeverhalten deutlich verändert hat. So sagen 57 Prozent der Berufstätigen, dass ihnen das Thema Altersvorsorge heute mehr Angst macht als früher. 59 Prozent gaben sogar an, das Altersarmut Thema im Bekanntenkreis ist. Jeder Dritte (32 Prozent) befürchtet, dass er selbst betroffen sein könnte.

Schuld daran sind sicher der demografische Wandel, der den Rentneranteil an der Bevölkerung mit Jahren ansteigen lässt, und nicht zuletzt die schon seit Jahren historisch niedrigen Zinsen – ohne rasche Aussicht auf eine Normalisierung des Zinsniveaus. Die mickrige Verzinsung auf Sparprodukte führt laut Studie dazu, dass die Mehrheit der Deutschen (55 Prozent) keine neuen Vorsorgeverträge mehr abschließen möchte.

Angesichts der großen Angst vor Altersarmut erscheint das zunächst unverständlich. Zudem gaben jeweils mehr als 70 Prozent der Befragten an, das Vertrauen in die Politik beim Thema Altersvorsorge verloren zu haben, rund drei Viertel der Bevölkerung gehen davon aus, dass sich Situation für die nächste Rentnergeneration – also die heute etwa 50-Jährigen – im Vergleich zur heutigen verschlechtern wird.

Angst und Vorfreude beim Ruhestand

Nicht sparen zu wollen, obwohl die Angst vor Altersarmut omnipräsent ist, ist aber nur scheinbar widersprüchlich, denn die Berufstätigen haben dem Report zufolge eine Ausweichstrategie: Immobilien. Das selbstgenutzte Eigenheim präferieren dabei 18 Prozent, auf ein Objekt zur Vermietung setzten 16 Prozent der Befragten. Keine andere Vorsorgeform erreicht so hohe Werte. Bundesweit plant jeder vierte Erwerbstätige mit einer Immobilie, die ihm im Alter Ausgaben für Miete erspart oder sogar Mieteinnahmen generiert. Erst an dritter Stelle stehen demnach Spareinlagen wie Sparbücher, Tages-, Festgeld- oder Girokonten, gefolgt von Lebens- und Rentenversicherungen.

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