Staatliche Förderung Warum es beim Riestern keine fette Beute gibt

Vor zwölf Jahren startete die staatliche Rentenförderung. Zeit für eine Abrechnung: Was haben die Riester-Produkte bisher gebracht, wie werden sie mit den niedrigen Zinsen fertig, welche Verträge sollten Anleger meiden?

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Welche Auswirkung die Inflation auf die Rentenlücke hat
Eine Hand hält Geldscheine und einen Kassenbon über einer Einkaufskiste mit Lebensmitteln Quelle: dpa
Eine Hand nimmt am 22.01.2010 eine Euro-Münze aus einem Geldbeutel Quelle: dpa
Eine Kundin bezahlt an der Kasse in einem Supermarkt in Karlsruhe ihren Einkauf Quelle: dapd
Ein Rentner demonstriert und hält dabei eine Weste in den Händen, auf der "Rente muss zum Leben reichen" zu lesen ist. Quelle: dpa
Hinter dem Griff seines Gehstocks ist ein Rentner vor einem Computer zu sehen Quelle: dpa/dpaweb
Als Miniaturfiguren sind zwei Senioren am Montag (10.09.2012) in Schwerin auf Euro-Münzen zu sehen Quelle: dpa

Wie aus heiterem Himmel stürzte der Dax am Morgen des 17. April um fast 200 Punkte ab. Es war das typische Muster eines durch computergestützte Handelssysteme ausgelösten Crashs. Die Spur führte schnell zu Algotradern, deren Rechner automatisch Verkaufsorders an die Börse jagen. Zu diesem Kreis gehören nicht nur viel gescholtene Hedgefonds, sondern auch Verwalter des Geldes, das brave Riester-Sparer anlegen.

Weil sie Anlegern die Rückzahlung ihrer eingezahlten Gelder garantieren, verkaufen sie Aktien, wenn die Börse stark fällt. Etwa 350 000 ihrer insgesamt 1,4 Millionen Riester-Depots baute die Deutsche-Bank-Fondsgesellschaft DWS in der Nacht zum 17. April automatisch um, weil die Börsenkurse schon vorher gefallen waren.

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Am Morgen kamen dann weiter massenweise Verkaufsorders an die Börse. Die DWS mit ihren vier Milliarden Euro Riester-Geldern wird keinen Crash auslösen. Weil alle Fondsanbieter die Aktienanteile ihrer Riester-Portfolios aber nach ähnlichen Mustern von Computern steuern lassen, verstärken sie Börsenschwankungen.

Garantierter Wertverzehr

Es ist schon paradox: Brave Riester-Sparer verschärfen das Auf und Ab an den Börsen. Dabei liegt den meisten nichts ferner als ein Aktieninvestment. Nur 19 Prozent haben sich für Riestern mit Aktienfonds entschieden. Insgesamt haben heute – zwölf Jahre nachdem Banken und Versicherer mit ihrer Vertriebsoffensive begannen, Riester-Renten unters Volk zu bringen – 15,7 Millionen Deutsche einen Riester-Vertrag unterzeichnet.

50 Milliarden Euro Schaden wegen Falschberatung bei Altersvorsorge

Mittlerweile tun dies aber immer weniger, die einst steile Kurve neuer Vertragsabschlüsse flacht sich ab – nicht zuletzt, weil viele Riester-Produkte nur sehr magere Ergebnisse zu bringen drohen. Die ersten Verträge aus der Riester-Frühzeit werden heute ausgezahlt – Zeit für eine Abrechnung.

Das vorweg: Trotz Börsenschwankungen müssen Anleger hohe Verluste nicht fürchten. Zu Rentenbeginn sollen auf ihren Sparkonten wenigstens alle eingezahlten Beiträge und die Zulagen des Staates liegen. „Die Beitragsgarantie entspricht allerdings nur einer Nullverzinsung“, sagt Wolfram Erling vom Volksbanken-Anbieter Union Investment. Real, nach Abzug der Inflation, büßen Sparer Geld ein. Bei aktuell 1,4 Prozent Inflation hätten 100 Euro trotz Garantie nach zehn Jahren nur noch die Kaufkraft von heute knapp 87 Euro.

Die vergangenen Jahre liefern wertvolle Hinweise darauf, ob die einzelnen Riester-Produkte sich lohnen – oder ob zu hohe Kosten und starre Regeln zur Geldanlage jedweden Ertrag zunichte machen. Wenn Fondsanbieter etwa, um die garantierte Summe zu erhalten, im Crash verkaufen, sind ihre Anleger auch im Aufschwung nicht voll dabei.

Viel versprochen, wenig gehalten

Was Sparer gegen schlechte Riester-Verträge tun können
Günstiges Produkt wählenUm eine spätere Enttäuschung mit dem Riester-Produkt zu vermeiden, sollten Sie schon vor dem Vertragsabschluss prüfen, welches Produkt passt und was es kostet. Allen Riester-Produkten gemein ist die Kapitalgarantie. Zu Beginn der Auszahlungsphase müssen also zumindest die eingezahlten Beiträge sowie die gewährten staatlichen Zulagen vorhanden sein. Bei den Kosten und den möglichen Renditen gibt es jedoch große Unterschiede, je nachdem, ob Sie zu einer Versicherung, einem Fonds- oder Banksparplan oder zum Wohn-Riester greifen. Viele Experten betrachten Wohn-Riester als die rentabelste Form der staatlich bezuschussten Altersvorsorge. Quelle: Fotolia
Vertrag beitragsfrei stellenWer nicht mehr in seinen Riester-Vertrag einzahlen möchte, weil er sich als unrentabel erweist oder weil einfach das Geld in der Haushaltskasse fehlt, kann seinen Vertrag zunächst beitragsfrei stellen. Dann fließen weder neue Einzahlungen noch staatliche Zulagen in den Vertrag. Die bis zu diesem Tag einzahlten Beiträge und Zulagen bleiben im Vertrag stehen und werden am Ende der Vertragslaufzeit auch mit den aufgelaufenen Zinsen ausgezahlt – Anleger machen also keine zusätzlichen Verluste. Diese Beitragsfreistellung ist auch für Menschen interessant, die sich selbständig machen. Weil Selbständige nicht zur Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung verpflichtet sind, haben sie keinen Anspruch auf die staatlichen Zulagen. Aber was in den Vorjahren bereits gewährt wurde, geht trotz Beitragsfreistellung auch nicht verloren. Kehrt der Selbständige wieder in ein Angestelltenverhältnis zurück, kann er zudem den ruhenden Vertrag neu aufleben lassen. Quelle: Fotolia
Beiträge reduzierenEine andere mögliche Variante ist es, die Beitragszahlungen zu reduzieren. Das sorgt für Entspannung in der Haushaltskasse, aber die Altersvorsorge wird zumindest weiter angespart. Damit aber auch weiter die staatlichen Zulagen fließen, muss der Riester-Sparer weiterhin mindestens 60 Euro im Jahr – also fünf Euro im Monat – in den Vertrag einzahlen. Sonst gehen die Riester-Zulagen verloren – und damit auch ein wesentlicher Vorteil des Riester-Vertrags. Wer also die fünf Euro nicht mehr aufbringen will oder kann, sollte den Vertrag lieber ganz beitragsfrei stellen oder sogar kündigen – oder eventuell aussetzen (siehe nächstes Bild). Quelle: Fotolia
Beiträge vorübergehend aussetzenWer glaubt, nur vorübergehend nicht das Geld für einen Riester-Vertrag aufbringen zu können, und den Vertrag zu einem späteren Zeitpunkt weiter besparen möchte, muss nicht gleich kündigen. Beim „riestern“ kann sich der Sparer auch eine Auszeit gönnen. Praktisch ist diese Variante vor allem, wenn Elternzeit, Krankheit oder vorübergehende Arbeitslosigkeit das Einkommen schmälern. Bessert sich die Einkommenslage wieder, können die monatlichen Raten wieder aufgenommen werden. Es fehlen dann zum Ende der Laufzeit allerdings die ausgesetzten Einzahlungsmonate, die Ablaufleistung ist entsprechend niedriger. Quelle: Fotolia
Kündigung: Ende mit SchreckenWer ganz aus seinem Riester-Vertrag raus möchte, kann dies grundsätzlich jederzeit tun. Schließlich ist bei allzu schlechter Rendite ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen. Allerdings ist eine üppige Kündigungsfrist zu beachten. Sie ist immer nur zum Quartalsende möglich, wenn mindestens drei Monate vorher gekündigt wurde. Bei der Rückzahlung des angesparten Kapitals ist außerdem mit empfindlichen Einbußen zu rechnen (siehe Bild 9). Was zurückgezahlt wird, dürfte deutlich unter der Summe der eingezahlten Beiträge und staatlichen Zulagen liegen. Dafür hat der Sparer wieder mehr monatlichen Spielraum, um Geld auf anderem Wege an die Seite zu legen sowie weniger Papierkram, weil er die Riester-Zuschüsse nicht mehr beantragen muss. Quelle: Fotolia
Vertrag wechselnEtwas anders stellt sich die Situation dar, wenn mit Wirksamwerden der Kündigung gleich ein anderer Riester-Vertrag angespart wird. Das kann sich unter Renditeaspekten durchaus lohnen. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat ausgerechnet, dass bei einer monatlichen Zahlung von 100 Euro und mit einer Laufzeit von 30 Jahren eine nur um einen Prozentpunkt höhere Rendite am Tag der Auszahlung 13.000 Euro Plus ausmacht. Zwar entstehen mitunter nochmal beträchtliche Kosten. Es werden für den Wechsel üblicherweise von 50 bis 125 Euro fällig, im Einzelfall auch deutlich mehr. Allerdings möchte die Bundesregierung die Wechselgebühren in Zukunft auf 150 Euro begrenzen. Quelle: Fotolia
Rechtzeitig neuen Vertrag suchenWer wechselwillig ist, sollte sich zunächst auf die Suche nach einem geeigneten Produkt machen und den alten Riester-Anbieter erst anschließend über seine Wechselabsichten informieren. Dadurch lässt sich vermeiden, dass die Sparsumme samt staatlicher Zulagen zunächst ausgezahlt wird. Stattdessen sollte das Guthaben aus dem Riester-Vertrag gleich in den neuen Vertrag fließen. Wichtig: Der Riester-Sparer ist selbst dafür verantwortlich, dass der aktualisierte Zulagenantrag mit den Daten des neuen Anbieters den Behörden zugeht. Sonst gehen die monatlichen Grundzulagen und Kinderboni verloren. Bei den Rentenversicherungsprodukten ist noch zu beachten, dass zum Jahresbeginn der staatlich garantierte Zins auf die Ersparnisse von 2,25 auf 1,75 Prozent gesenkt wurde. Mitunter lässt sich je nach Produkt und Gesellschaft auch nur die Anlagestrategie ändern, etwa indem der Anleger in einen anderen Riester-Fondssparplan des gleichen Anbieters wechselt. Dann werden keine oder nur geringe Wechselkosten fällig. Quelle: Fotolia

Hinzu kommen neue Probleme, vor allem dank der rekordniedrigen Zinsen. Rentenversicherer ziehen sich aus dem Markt zurück, weil sie die Beitragsgarantie sowie den Garantiezins der Rentenversicherung kaum noch erwirtschaften können. Aggressiv verkauft werden zurzeit Wohn-Riester und Bausparverträge. Ein Blick auf den eigenen Vertrag lohnt sich in jedem Fall – wer unzufrieden ist, kann ihn austauschen und verändern.

Unterstützt wird er dabei auch vom Gesetzgeber. Ab dem Sommer soll ein Produktinformationsblatt Anlagestrategien und Kosten der Riester-Angebote besser darstellen. Zudem könnten die Kosten eines Anbieterwechsels begrenzt werden. Das Altersvorsorge-Verbesserungsgesetz steckt allerdings noch im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat fest.

Viele Sparer und jetzt auch die Parlamentarier haben gemerkt, dass in der Werbung dick aufgetragen wurde, die Produkte aber nicht halten, was sie versprachen. Wer etwa vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigt, zahlt drauf – und wer nicht mindestens 80 Jahre alt wird, kann mit Riester sehr wohl Geld verlieren. Auch die Kinderzulage wird oft überschätzt. Nach der Geburt eines Kindes fällt der Steuervorteil beispielsweise um die gezahlte Kinderzulage. Einen echten finanziellen Nutzen haben Sparer meist erst ab dem dritten Kind – oder als Geringverdiener.

Was Riesternde wissen müssen

Eingeführt wurde die Riester-Rente, um die Rentenkürzung aus dem Jahr 2001 aufzufangen. Weil wenige aus eigenem Antrieb die Rentenlücke schließen, unterstützt der Staat sie durch Zulagen und Steuervorteile.

Er verlangt von Anlegern einen Eigenbeitrag, dessen Höhe abhängig vom Einkommen ist. Um die volle Grundzulage in Höhe von jährlich 154 Euro zu bekommen, müssen Riester-Sparer vier Prozent ihres rentenversicherungspflichtigen Vorjahres-Einkommens in einen Riester-Vertrag einzahlen – maximal 2100 Euro pro Jahr. Wer weniger einzahlt, dem wird die Zulage anteilig gekürzt. Anspruch haben alle, die in der gesetzlichen Rentenkasse pflichtversichert sind, sowie Hartz-IV-Empfänger und Beamte.

Auch Ehepartner ohne eigenen Anspruch auf Förderung bekommen die 154 Euro Grundzulage, wenn sie jährlich 60 Euro in einen eigenen Vertrag einzahlen. Die Kinderzulage von 185 Euro pro Kind, für ab 2008 geborene Kinder 300 Euro, können sie jedoch nur für einen der beiden Verträge kassieren.

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Frühestens ab dem 60. Lebensjahr kommen Sparer bei älteren Riester-Verträgen an ihr Geld heran, neuere Verträge müssen sie bis 62 besparen. Zu Rentenbeginn dürfen sie sich maximal 30 Prozent der gesparten Summe auszahlen lassen, der andere Teil muss in monatlichen Raten als Rente fließen, die voll versteuert wird.

Erfahrene Anleger, die ihre Altersvorsorge in die eigene Hand nehmen wollen, können freier sparen und bessere Ergebnisse schaffen als die Produkte von der Stange – selbst wenn sie dann, anders als bei der Riester-Rente, auf Erträge Abgeltungsteuer zahlen müssen. Trotz Zulagen und Steuervorteilen bringt Riester-Sparen über die komplette Ein- und Auszahlungsdauer nur bei sehr langer Lebensdauer eine auskömmliche Rendite. Die Rente Marke Eigenbau dürfte vielen aber zu schwierig sein. Riestern, so viel steht heute fest, ist besser, als gar nichts fürs Alter zurückzulegen.

Abschlussgebühren vergleichen lohnt sich

Die Riester-Irrtümer
Finanzamtschild Quelle: dpa
Stift auf einer Steuererklärung Quelle: dpa
Ein Sparstrumpf Quelle: dpa
Mann zeigt das Innere seiner Hosentaschen Quelle: dpa
Eltern spielen mit ihrem Sohn Quelle: dpa
Vater und Sohn sitzen an einem Fluss Quelle: dpa
Besucher beim Kongress Altervorsorge 2011 Quelle: dpa

Die Riester-Industrie wirft ihr Netz immer weiter aus. Bedient werden alle, vom vorsichtigen Sparer über den Immobilienkäufer bis hin zum risikobereiten Aktionär. Die Vor- und Nachteile im Überblick:

Bausparen und Immobilien: Aktuell sind Riester-Bausparverträge und Wohn-Riester-Kredite die Verkaufsschlager. Die Einzahlung in einen Bausparvertrag wird zwar nur mager verzinst, der Sparer kennt aber schon den Zinssatz, zu dem er später ein Immobiliendarlehen abschließen kann.

Wer sowieso einen Bausparvertrag sucht und noch keinen Riester-Vertrag hat, nutzt die staatliche Zulage, um das Bausparguthaben schneller aufzustocken. Steigen die Zinsen im nächsten Jahrzehnt, geht die Zinswette auf. Bleiben die Zinsen allerdings niedrig, ist ein Bauspardarlehen teurer als normale Immobilienfinanzierungen. Die Aachener Bausparkasse erhöht rückwirkend die Sparzinsen auf 2,5 Prozent, wenn der Anleger auf ein Darlehen verzichtet. Das ist ein feiner Zug, aber die Ausnahme.

Es lohnt sich, auch die Abschlussgebühren zu vergleichen: Üblich ist ein Prozent der Bausparsumme, die sich aus Sparguthaben und Darlehen zusammensetzt. Beim Abschluss mit 50 000 Bausparsumme freut sich der Verkäufer über 500 Euro Lohn. Wer eine Immobilie kauft und finanziert, kann dafür ein bereits in einem anderen Riester-Vertrag angespartes Guthaben nutzen und künftig die Riester-Beiträge und staatlichen Zulagen ebenfalls in die Finanzierung stecken. Die Zahlungen, die der Riester-Sparer für die Darlehenstilgung oder den Kaufpreis der Immobilie einsetzt, werden auf einem fiktiven Konto („Wohnförderkonto“) gebucht und mit zwei Prozent verzinst. Zu Rentenbeginn muss der Sparer die dort gebuchten Beträge versteuern.

Sehr alt werden lohnt sich

Banksparpläne: Nach dem Börsencrash im Jahr 2000 waren zum Start der Riester-Rente sichere Produkte gefragt. Die kleine bayrische Sparkasse Günzburg-Krumbach etwa lockte damals bundesweit Sparer an – mit jährlichen Zinsen von mehr als drei Prozent. Was viele jetzt schmerzlich feststellen: Die Zinsen sind nicht über Jahre garantiert, sondern flexibel.

Banken passen sie an die Umlaufrendite (Durchschnittszins der umlaufenden Bundesanleihe) oder zwischen Banken benutzte Zinssätze wie den Euribor an. Derzeit liegt die Grundverzinsung des Riester-Banksparplans S-Vorsorge Plus der Günzburger nur bei 1,46 Prozent.

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Über Zinseszinseffekte wächst das Vermögen trotzdem – nicht rasant, aber solide und vor allem kostengünstig, da die Banken keine Verwaltungskosten kassieren. Aktuell bieten die Günzburger für neue Verträge nur 0,81 Prozent Zinsen – und selbst die nur für Einheimische.

Nicht auf hohe Überschüsse bauen

Foto von vier Rentnern Quelle: dpa

Rentenversicherung: Die meisten Bundesbürger riestern mit der Günzburger, weil sie, durch die Beitragsgarantie und den Garantiezins, besonders solide wirkt. Der Garantiezins wird aber nicht auf den Monatsbeitrag, sondern nur auf den um die Kosten des Versicherers verringerten Sparanteil gezahlt. Schon beim Abschluss garantiert der Versicherer dem Sparer eine Monatsrente. Gut wirtschaftende Versicherer zahlen zudem noch freiwillige Überschüsse, die die Rente erhöhen können.

Aktuell garantieren große Versicherer (siehe Tabelle) bei einem Einstiegsalter von 30 Jahren, einem Rentenbeginn im Alter von 67 Jahren und einer jährlichen Riester-Einzahlung von 1200 Euro zwischen 158 und 169 Euro monatlich. Tollkühn werden manche Versicherer, wenn sie die Rente inklusive der – nicht garantierten – Überschüsse ausrechnen.

Die Nürnberger Beamten etwa verspricht 100 Euro mehr Rente pro Monat als ihre Konkurrenten. Darauf sollten Anleger nicht bauen. Bleiben die Zinsen so niedrig, ist es unwahrscheinlich, dass Versicherer hohe Überschüsse erzielen können, die das magere garantierte Ergebnis verbessern.

Riester-Rentenversicherungen von Anbietern mit Top-Rating
Ein Sparer (Single) zahlt monatlich 87,17 Euro in eine Riester-Rentenversicherung ein. Zusätzlich erhält er vom Staat eine Zulage von 154 Euro pro Jahr. Inklusive Zulage fließen insgesamt 1200 Euro pro Jahr in den Riester-Vertrag.
AnbieterTarifgarantierte monatliche  Rente (in Euro)1monatliche Rente inklusive Überschüsse (in Euro)1, 2Finsinger-LV Rating 2012 (3)
Einstiegsalter30 Jahre40 Jahre30 Jahre40 Jahre
Allianz4ARS1U169,77119,14319,89194,34HHHHH
Alte LeipzigerFiskAL (RV50)160,42111,47297,55178,77HHHHH
Nürnberger BeamtenKonventionelle Zulagen Rente (NBR2707)168,67117,00394,75228,33HHHH
StuttgarterRiesterRente classic (T35)158,67110,42339,78196,00HHHH
Volkswohl BundASR158,84110,47297,00180,00HHHH
1 Vertrag startet am 1. Mai 2013; 2 Überschüsse sind nicht garantiert; 3 Bewertung der Lebensversicherer nach ihrer Leistungsfähigkeit (Heft 45/2012), HHHHH = stark überdurchschnittlich bis H = stark unterdurchschnittlich;  4 Rentenbeginn 1.1.2051/1.1.2041; Quelle: Softfair Analyse; Stand: April 2013

Hinzu kommt, dass von den Beiträgen hohe Provisionen abgezogen werden – je nach Anbieter zwischen 7 und 17 Prozent in den ersten Versicherungsjahren. Dieses Minus muss der Versicherer bis zur Rente mindestens wieder aufholen, um die Beitragsgarantie zu erfüllen.

Zu rund 90 Prozent werden die Gelder in Schuldpapieren angelegt, die von der Entwicklung am Anleihemarkt abhängen. Bei 1,3 Prozent Rendite zehnjähriger Bundesanleihen und 1,4 Prozent Inflation rutscht die reale Rendite ins Minus. Auch Unternehmensanleihen guter Bonität bieten wenig. Aktien sowie riskantere und besser verzinste Anleihen aber dürfen Versicherer nur sehr begrenzt kaufen.

Fondssparpläne liefern wenig Erbauliches

So viel Rente bekommen Sie
DurchschnittsrentenLaut den aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung bezogen Männer Ende 2014 eine Durchschnittsrente von 1013 Euro. Frauen müssen inklusive Hinterbliebenenrente mit durchschnittlich 762 Euro pro Monat auskommen. Quellen: Deutsche Rentenversicherung; dbb, Stand: April 2016 Quelle: dpa
Ost-Berlin mit den höchsten, West-Berlin mit den niedrigsten RentenDie Höhe der Rente schwankt zwischen den Bundesländern. Männer in Ostberlin können sich mit 1147 Euro Euro über die höchste Durchschnittsrente freuen. In Westberlin liegt sie dagegen mit 980 Euro am niedrigsten. Aktuell bekommen männliche Rentner: in Baden-Württemberg durchschnittlich 1107 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 1031 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 980 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1147 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 1078 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 1040 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 1071 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 1084 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 1027 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 1127 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 1115 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 1069 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 1098 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 1061 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 1064 Euro pro Monat Quelle: AP
Frauen mit deutlich weniger RenteFrauen im Ruhestand bekommen gut ein Drittel weniger als Männer. Auch sie bekommen in Ostberlin mit durchschnittlich 1051 Euro die höchsten Bezüge. Am wenigsten bekommen sie mit 696 Euro in Rheinland-Pfalz. Laut Deutscher Rentenversicherungen beziehen Frauen inklusive Hinterbliebenenrente: in Baden-Württemberg durchschnittlich 772 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 736 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 861 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 975 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 771 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 848 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 760 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 950 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 727 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 749 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 699 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 964 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 983 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 744 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 968 Euro pro Monat Quelle: dpa
Beamtenpensionen deutlich höherStaatsdienern geht es im Alter deutlich besser. Sie erhalten in Deutschland aktuell eine Pension von durchschnittlich 2730 Euro brutto. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Zuwachs von knapp 27 Prozent. Zwischen den Bundesländern schwankt die Pensionshöhe allerdings. Während 2015 ein hessischer Staatsdiener im Ruhestand im Durchschnitt 3150 Euro ausgezahlt bekam, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1940 Euro. Im Vergleich zu Bundesbeamten geht es den Landesdienern dennoch gut. Im Durchschnitt kommen sie aktuell auf eine Pension von 2970 Euro. Im Bund sind es nur 2340 Euro. Quelle: dpa
RentenerhöhungIm Vergleich zu den Pensionen stiegen die normalen Renten zwischen 2000 und 2014 deutlich geringer an. Sie wuchsen lediglich um 15,3 Prozent. Quelle: dpa
Reserven der RentenkasseDabei verfügt die deutsche Rentenversicherung über ein sattes Finanzpolster. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage Ende 2014 genau 35 Milliarden Euro. Das sind rund drei Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Rechnerisch reicht das Finanzpolster aus, um fast zwei Monatsausgaben zu bezahlen. Nachfolgend ein Überblick, mit welcher Rente die Deutschen im aktuell im Durchschnitt rechnen können: Quelle: dpa
Abweichungen vom StandardrentnerWer 45 Jahre in den alten Bundesländern gearbeitet hat und dabei den Durchschnittslohn verdiente, bekommt pro Monat 1314 Euro ausgezahlt. Bei 40 Arbeitsjahren verringert sich die monatliche Auszahlung auf 1168 Euro. Wer nur 35 Jahre im Job war, bekommt 1022 Euro. Quelle: Fotolia

Weil die Garantiezinsen Probleme machen, drängen Berater die Kunden immer häufiger in fondsgebundene Rentenversicherungen. Sie sind eine Kombination aus einer Rentenversicherung und einem Fondssparplan. Es gibt keinen Garantiezins, sondern nur die Beitragsgarantie, dafür sind die Renditechancen theoretisch höher – wenn die Wertpapiermärkte sich gut entwickeln.

Der Beitragsanteil, der tatsächlich in Fonds fließt, ist mitunter allerdings verschwindend gering, selbst gute Fonds könnten dadurch keinen großen Renditeschub geben. Bei fondsgebundenen Versicherungen sind die Kosten oft hoch, die Strategien undurchsichtig und die Anbieterinformationen dürftig.

Fondssparpläne: Fondsanbieter haben nicht so strikte Anlagevorschriften wie Versicherer und dadurch die Chance, höhere Renditen zu erzielen. Sie können bis zu 100 Prozent an die Börse schicken, traditionelle Rentenversicherungen dürften maximal einen Aktienanteil von 35 Prozent haben, schöpfen den mit im Schnitt rund fünf Prozent aber längst nicht aus.

Das Börsenabenteuer der Fondsanbieter ist durch die Beitragsgarantie trotzdem komfortabel abgesichert. Auf Teufel komm raus zocken geht daher nicht. Ginge das schief, müssten die Fondshäuser aus ihrem Eigenkapital die Beitragsgarantie bezahlen. Weil die Riester-Regeln so kompliziert sind, sind nur die Branchenriesen DWS, Deka und Union Investment überhaupt mit eigenen Angeboten im Markt aktiv.

Für Riester-Sparer schnüren sie Pakete aus Aktien und Anleihekomponenten. Dahinter steckt die Annahme, dass durch die Kombination das Risiko sinkt. Die Anleihen sollen die Beitragsgarantie gewährleisten, die Aktien Rendite bringen. Bei jungen Anlegern fließen Beiträge meist komplett in Aktienfonds, je näher die Rente rückt, desto höher wird der Rentenfondsanteil. Je nach Konzept beginnen Anbieter sehr früh mit den Einzahlungen in Anleihen, um sich selbst zu schützen. Freie Auswahl hat der Anleger kaum, die Anbieter geben meist zwei Fonds vor, in die das Geld fließt.

Nach welchen Regeln die Anbieter das Vermögen genau steuern, sagen die Anbieter den Anlegern nicht. Immerhin gibt aber die jährliche Depotübersicht einen detaillierten Einblick, wann in einem Vertrag zu welchen Kursen welche Fonds gekauft oder verkauft wurden.

Union flieht aus Aktien

Diese Ergebnisse sind oft wenig erbaulich. 2008 etwa beschwerten sich rund 20 000 Kunden beim Marktführer Union Investment. Der hatte in der Finanzkrise viele Depots älterer Kunden komplett auf Rentenfonds umgestellt. Die monierten, sie seien zu tiefsten Kursen aus dem Aktienmarkt geworfen worden. Zwar fielen die Kurse nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 noch sechs weitere Monate, Union hatte Kunden also auch Verluste erspart.

Als der Dax ab März 2009 wieder stieg, steckte das Geld aber unwiderruflich in einem Anleihenfonds fest, an der Aktienerholung konnten nur frisch eingezahlte Gelder teilhaben. Die Fondssparpläne erwiesen sich somit als keineswegs so flexibel, wie den meisten Anleger von ihren Beratern weisgemacht wurde.

Gute Renditen nicht übertragbar

Foto einer Senioren-Gymnastikgruppe Quelle: dapd

Der Renner unter den Riester-Fonds des Hauses ist der Uniglobal, der weltweit in Aktien anlegt. Er hat Sparern, die auf Riester verzichteten und monatlich eine feste Summe einzahlten, in den vergangenen 5 Jahren im Schnitt jährlich 12,1 Prozent plus gebracht. Das Depot der UniProfiRente/4P eines 31-jährigen Anlegers, das er im Dezember 2007 begonnen hatte, weist zum 31.12.2012 einen Stand von 10 332 Euro aus.

Davon hat er 8188 Euro selbst eingezahlt, der Staat hat 729 Euro dazugeschossen. 1416 Euro beträgt das Plus, das der Uniglobal bis Ende 2012 erzielt hat. Weil der Anleger noch 33 Jahre bis zur Rente hat, steckt sein Geld noch komplett im Uniglobal und ist damit den Schwankungen am Aktienmarkt ausgesetzt.

Auf andere Riester-Verträge lassen sich diese guten Renditen aber nicht ohne Weiteres übertragen. Beiträge fließen vor allem bei älteren Sparern auch in den Rentenfonds UniEuroRenta. Wie die Gelder auf Aktien- und Rentenfonds verteilt werden, steuert der Computer – individuell für jeden Anleger. Jede Nacht werden so von der Union in Frankfurt 1,8 Millionen Depots gecheckt. Umgeschichtet wird in der Regel nur, wenn sich im Vergleich vom Monatsanfangs- und -endkurs große Veränderungen ergeben sollten.

Viel hängt deshalb auch von Gunther Kramert ab. Er ist seit Oktober Fondsmanager des 8,4 Milliarden Euro schweren Uniglobal, zuvor war er jahrelang Co-Manager. Bei Ratingagenturen bekommt der Fonds Bestnoten, nach dem Managerwechsel steht er dort allerdings auch unter verschärfter Beobachtung.

Selbstläufer Riester-Geschäft

Für die Fondsgesellschaft ist das Riester-Geschäft, wenn die Anleger einmal unterschrieben haben, ein Selbstläufer. Monat für Monat steigt der Pegel des Uniglobal um rund 100 Millionen Euro, die Kramert anlegen muss. Weil bei Aktien das beste Timing nicht immer mit den Stichtagen der Riester-Einzahlungen übereinstimmt, nutzt Kramert Futures an Terminbörsen, um trotzdem sofort in Aktienmärkte zu investieren, die er interessant findet.

Derzeit setzt er die Instrumente für den japanischen Nikkei 225, den australischen ASX und den amerikanischen S&P 500 ein. Neben den Futures stecken noch rund 200 verschiedene Aktien im Fonds. Stark vertreten sind Samsung, Microsoft und Google sowie die Pharmawerte Roche und Sanofi. Sie seien langfristig hervorragend positioniert durch starke Marken, ihre Finanzstärke und Profitabilität, sagt Kramert.

Zweiter Fonds in der UniProfiRente ist der UniEuroRenta, der von der Ratingagentur Feri die zweitbeste Note B bekommt. Natalia Wolfstetter, Direktorin vom Fondsbewerter Morningstar, bemängelt allerdings eine Strategieänderung des Fonds, der inzwischen sehr stark auf deutsche Bundesanleihen setzt.

„Wegen der niedrigen Renditen von Bundesanleihen und erstklassigen Unternehmensanleihen sowie den Anlagebeschränkungen, denen der Fonds auch wegen seiner Größe von knapp vier Milliarden Euro unterliegt, ist das Renditepotenzial derzeit begrenzt“, sagt Wolfstetter. Bei der neu angebotenen UniProfiRente Select kann der Anleger für den Aktienanteil auf drei weitere Fonds setzen (siehe Tabelle), die Rentenkomponente bleibt aber stets beim UniEuroRenta.

Hohe Kosten bei DWS

Hier ist die Rentenangst am größten
Platz 10Von den Menschen, die im Ernährungswesen tätig sind, also zum Beispiel Bäcker, Diätassistenten oder Fitnessberater, sorgen sich 41 Prozent besonders stark um ihre finanzielle Zukunft. Quelle: dapd
Platz 9Bei Bank- und Versicherungsfachleuten glauben 42 Prozent, dass ihre gesetzliche Rente später nicht zum Leben reichen wird. Quelle: Fotolia
Platz 843 Prozent der Bürger, die in sozialen Berufen beschäftigt sind, also zum Beispiel Pädagogen oder Sozialarbeiter, fürchten um ihre Versorgung im Alter. Quelle: dpa
Platz 7Von den Beschäftigten in der Metallkonstruktion (z.B. Industriemechaniker) oder Installation (z.B. Heizungsinstallateur) glauben 45 Prozent nicht, dass ihre Rente später ausreichen wird. Quelle: dapd
Platz 6Wer als Hilfsarbeiter, also etwa als Kellner, tätig ist, sorgt sich oft um seine Zukunft; 46 Prozent fürchten um ihre finanzielle Absicherung im Rentenalter. Quelle: AP
Platz 5Ebenfalls 46 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitsdienst, also etwa Kranken- oder Altenpfleger, sorgen sich um ihre gesetzliche Rente. Quelle: dpa
Platz 4Von den Bürgern, die in Hotels, Gaststätten, oder in der Hauswirtschaft arbeiten, glauben 49 Prozent nicht an eine ausreichende gesetzliche Altersvorsorge. Quelle: AP

Viel mehr Auswahl bei den Fonds bietet auch die DWS nicht. Das Managementsystem ähnelt dem von Union Investment. Es hat aber die Bewährungsproben im Krisenjahr 2008 besser überstanden. Zwar hat der Computer auch erst in der Krise die Aktienquote reduziert, aber schon die Erholung ab März 2009 wurde bei vielen Riester-Depots genutzt, um wieder in den Aktienmarkt einzusteigen. Im Unterschied zur UniProfiRente switcht die DWS nämlich in alle Richtungen, von Aktien- in Rentenfonds und zurück. Und das mitunter auch noch täglich und nicht nur einmal im Monat wie bei Union Investment.

Zeitweise kam es dadurch zu unsinnigen Mini-Umschichtungen von ein paar Cent. Die hat das Haus inzwischen abgeschafft und höhere Mindestordergrößen festgelegt. Der Depotauszug listet auf mitunter sechs eng bedruckten Seiten jede Änderung auf. Nicht immer ist das Timing brillant. „In einem fallenden Markt reduziert das System die Aktienquote mitunter so lange, bis es nur noch im Rentenmarkt investiert ist“, erklärt Gordon Rose, Analyst bei Morningstar die Strategie, die auch hinter dem Anlagemodell der DWS steckt.

Tabelle einiger in Riester-Sparplänen eingesetzter Fonds

Der Wiedereinstieg in den Aktienmarkt ist danach oft schwierig. Nicht sonderlich gut funktioniere ein solches System in Seitwärtsmärkten mit häufigen Trendwenden. Schnelles Hin und Her ohne größeren Gewinn wäre die Folge – die Handelskosten belasten die Rendite.

Der DWS Vorsorge Dachfonds, der die Grundlage der PremiumRente ist, schnitt nicht besonders überzeugend ab. Mit drei von fünf Sternen von Morningstar und der Note C bei Feri ist er nur Mittelmaß und trotzdem mit Gesamtkosten von 1,9 Prozent pro Jahr teuer. Die größten Einzelbestandteile des Dachfonds sind vor allem DWS-eigene Fonds wie der DWS Top Dividende oder der Top 50 Welt.

So viel müssen Männer für die Zusatzrente sparen
Wer auf eine Zusatzrente setzt, um seine Altersvorsorge aufzubessern, muss je nach Startzeitpunkt mehr oder weniger monatlich sparen. Dabei gilt: Wer früher mit dem Sparen anfängt, hat als Rentner mehr zum Leben. Die folgenden Beispielrechnungen zeigen, in welchem Alter Sparer was für eine Summe zurücklegen müssen, um auf einen bestimmten Rentenbetrag zu kommen. Zur Erklärung: „Spareinstieg mit 40 Jahren, 300 Euro = 123,43 Euro“ heißt: Wer ab dem 67. Lebensjahr eine monatliche private Zusatzrente von 300 Euro erhalten möchte, muss als 40-Jähriger 123,43 Euro monatlich sparen.Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, März 2011 Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 20 Jahrenmonatliche Zusatzrente von 100 Euro =  15,34 Euro monatlich sparen 300 Euro = 43,98 Euro monatlich 500 Euro = 72,63 Euro monatlich 700 Euro = 101,27 Euro monatlich 1.000 Euro = 144,23 Euro monatlich Quelle: gms
Spareinstieg mit 30 Jahrenmonatliche Zusatzrente von 100 Euro =  24,47 Euro monatlich sparen 300 Euro = 71,35 Euro monatlich 500 Euro = 118,24 Euro monatlich 700 Euro = 165,12 Euro monatlich 1.000 Euro = 235,45 Euro monatlich Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 40 Jahrenmonatliche Zusatzrente von 100 Euro =  41,93 Euro monatlich sparen 300 Euro = 123,74 Euro monatlich 500 Euro = 205,55 Euro monatlich 700 Euro = 287,32 Euro monatlich 1.000 Euro = 410,09 Euro monatlich Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 50 Jahrenfür eine Zusatzrente von 100 Euro =  82,28 Euro monatlich sparen 300 Euro = 244,79 Euro monatlich 500 Euro = 407,31 Euro monatlich 700 Euro = 569,82 Euro monatlich 1.000 Euro = 813,59 Euro monatlich Quelle: Fotolia

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Die neben dem Dachfonds eingesetzten Rentenfonds sind auf Laufzeiten von 15 Jahren und mehr ausgelegt. Sie haben in der Vergangenheit von den sinkenden Zinsen und den Kursgewinnen der beliebten sicheren Staatsanleihen beispielsweise aus Deutschland profitiert. Aber es ist fraglich, ob sie Jahresrenditen von mehr als zehn Prozent wiederholen können.

Fondsgewinne kommen nicht an

So viel müssen Frauen für die Zusatzrente sparen
Wer auf eine Zusatzrente setzt, um seine Altersvorsorge aufzubessern, muss je nach Startzeitpunkt mehr oder weniger monatlich sparen. Dabei gilt: Wer früher mit dem Sparen anfängt, hat als Rentner mehr zum Leben. Die folgenden Beispielrechnungen zeigen, in welchem Alter Sparer was für eine Summe zurücklegen müssen, um auf einen bestimmten Rentenbetrag zu kommen. Zur Erklärung: „Spareinstieg mit 30 Jahren, 300 Euro = 77,16 Euro monatlich sparen“ heißt: Wer als Frau eine monatliche private Zusatzrente von 300 Euro haben möchte, muss als Dreißigjährige 77,16 monatlich sparen.Quelle: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, März 2011 Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 20 JahrenZusatzrente von 100 Euro =  16,44 Euro monatlich sparen 300 Euro = 47,28 Euro monatlich 500 Euro = 78,13 Euro monatlich 700 Euro = 108,97 Euro monatlich 1.000 Euro = 155,23 Euro monatlich Quelle: dpa
Spareinstieg mit 30 JahrenZusatzrente von 100 Euro =  26,40 Euro monatlich sparen 300 Euro = 77,16 Euro monatlich 500 Euro = 127,91 Euro monatlich 700 Euro = 178,67 Euro monatlich 1.000 Euro = 254,80 Euro monatlich Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 40 JahrenZusatzrente von 100 Euro =  45,53 Euro monatlich sparen 300 Euro = 134,54 Euro monatlich 500 Euro = 223,55 Euro monatlich 700 Euro = 312,56 Euro monatlich 1.000 Euro = 446,08 Euro monatlich Quelle: Fotolia
Spareinstieg mit 50 JahrenZusatzrente von 100 Euro =  89,84 Euro monatlich sparen 300 Euro = 267,48 Euro monatlich 500 Euro = 445,12 Euro monatlich 700 Euro = 622,75 Euro monatlich 1.000 Euro = 889,27 Euro monatlich Quelle: Fotolia

So weit die Papierform. In dem von uns untersuchten Riester-Vertrag einer 44-jährigen Anlegerin kam von den Gewinnen der Fonds leider kaum etwas an. Zum Jahresende 2012 steckten hohe 78 Prozent des Riester-Geldes in den Rentenfonds und nur 21 Prozent in dem aktiengefütterten Dachfonds. Dem Vertrag hat die Rentenkomponente mit ihrer eigentlich guten Wertentwicklung nicht viel gebracht.

1000 Euro unter Wasser

Die Garantie liegt nach sieben Jahren bei 8400 Euro, der Vertrag hatte zum 31.12.2012 insgesamt 7437 Euro als Guthaben – steht also rund 1000 Euro unter Wasser. Schuld sind die hohen Kosten. Von den Einzahlungen in Höhe von 1200 Euro jährlich zieht die Deutsche-Bank-Tochter DWS 288 Euro für den Vertrieb ab. Damit ist allerdings im sechsten Jahr des Vertrages Schluss. Die Einzahlungen könnten dann auch wieder stärker in den Aktienmarkt fließen, erklärt die DWS der Anlegerin. Ab dem kommenden Jahr kann sie auf ihrem Depotauszug prüfen, ob es stimmt.

Für unseren dritten Fall, einen 29-jährigen Anleger, der mit einer fondsgebundenen Police der Nürnberger riestert (ZulagenRenteDoppel Invest), läuft es auch nicht besser. Von den seit Januar 2007 eingezahlten 3300 Euro sind 2373 Euro übrig. Der Versicherer verteilt das Geld gleich auf drei Töpfe: 73 Prozent der Einzahlungen stecken im Wertsicherungsfonds GarantDynamic, den Allianz Global Investors managt.

Der hält aber schon mal nicht, was der Name verspricht. Allenfalls ging es bisher dynamisch nach unten. Der Fonds hat in fünf Jahren jährlich im Schnitt drei Prozent verloren. Das System, mit dem er eingezahlte Gelder absichert, ist sehr statisch.

Selbstgewählte sind erfolgreicher

Ärgerlich: Der Fonds dominiert das Portfolio des Anlegers. Für die von ihm selbst gewählten und teils sehr erfolgreichen acht Fonds – unter anderem Henderson Continental European und Templeton Asian Growth – bleibt nicht viel Raum: Nur 273 der eingezahlten 3300 Euro stecken in den vom Anleger gewählten Fonds. Das ist noch weniger als die 352 Euro die in einem kollektiven Topf der Nürnberger Versicherung verwaltet werden, als „sonstiges Vermögen“. Auch das ist sicherlich kein Renditeknüller. Der Anleger sollte über einen Wechsel zu einem anderen Anbieter nachdenken.

Ab Rentenbeginn – etwa mit 65 Jahren – bis zum 85. Lebensjahr des Kunden zahlen Fondsanbieter die Renten aus dem angesparten Vermögen. Spätestens ab dem 85. Lebensjahr müssen aber auch sie das Geld in Rentenversicherungen umschichten. Ein Versicherer muss übernehmen und eine lebenslange Rente zahlen. Fondsgesellschaften lassen sich Großabnehmertarife basteln, die kostengünstig sein sollen, weil die Marketingkosten des Versicherers entfallen.

Bei Union Investment beispielsweise bekäme ein Anleger, der jetzt mit 65 Jahren in Rente geht und 50 000 Euro mitbringt, 176 Euro garantierte Monatsrente. Inklusive der Überschüsse gibt es ab dem Start für drei Jahre sogar 210 Euro. Hinter dem Tarif stehen die Versicherer R+V sowie DEVK.

Flucht aus der Garantie

Vor Januar 2004 abgeschlossene Verträge garantierten noch 3,25 Prozent Zins, danach sank die Garantie stufenweise auf heute 1,75 Prozent. Prekär für Versicherer und gut für Kunden: Die Garantien gelten für die gesamten alten Verträge und auch die monatlichen Neueinzahlungen der Riester-Sparer. Die aber können nicht mehr entsprechend lukrativ angelegt werden.

Weil traditionelle Rentenversicherer wegen der aktuell niedrigen Zinsen ihre liebe Not mit den garantierten Renditen haben, setzen sie alles daran, die Kunden loszuwerden, damit sich die Lage entspannt. So verwundert es kaum, dass etwa bei dem eng mit der Generali-Versicherung verbandelten Finanzstrukturvertrieb DVAG das Lebensversicherungsgeschäft schrumpft, während der Investmentfondsverkauf zulegt.

Eine willkommene Möglichkeit, alte Riester-Verträge loszuwerden, bietet der Wohn- und Bauspar-Riester. Die DVAG-Bausparpartnerin Badenia, eine Tochter des Generali-Konzerns, steigerte ihre Wohn-Riester-Bausparverträge von 2010 bis 2012 um rund 60 Prozent auf 10 267.

Kunden der AachenMünchener, ebenfalls eine Generali-Tochter, berichten in Internet-Foren, wie sie dazu bewegt wurden, Riester-Rentenversicherungen zu kündigen oder die Verträge beitragsfrei zu stellen, um dann neue Riester-Verträge abzuschließen. Im Branchenjargon heißt das „Umdeckung“, der Kunde wird von einem günstigen alten in einen ungünstigen neuen Vertrag gedrückt.

Felix Hufeld, verantwortlich für die Versicherungsaufsicht bei der BaFin, will Vertriebe jetzt „noch schärfer unter die Lupe nehmen“, um zu erkennen, „ob die Vermittler im größeren Stil Umdeckungen veranlassen, die nicht im Interesse der Kunden, sondern allein am Provisionsinteresse der Vermittler orientiert sind“.

Ihren Verkäufern liefern die Vertriebschefs gleich die Textpassagen mit, die sie in die Beratungsprotokolle aufnehmen müssen, um teure Tarifwechsel juristisch unangreifbar zu machen.In einem Schreiben, in dem es um Versicherungstarife der AachenMünchener geht, heißt es etwa: „Der Antragsteller wurde darüber informiert, dass der Abschluss der Riester-Rente Strategie No. 1 die Chance auf höhere nicht garantierte Rentenleistungen bietet, die Aufgabe der bestehenden Riester- Rentenversicherung Nr. 4 RG jedoch niedrigere garantierte Rentenleistungen zur Folge hat.“

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