
Billig tanken macht mir Spaß, beim Einkauf im Supermarkt achte ich auf die Preise. Und wegen dieser gewissen Sparsamkeit ärgert es mich, dass ich meinem Arbeitgeber Geld schenke: In sechs Jahren immerhin 1.224 Euro. Der Betrag wäre zusammengekommen, wenn mein Arbeitgeber seinen Zuschuss zu meinen vermögenswirksamen Leistungen, kurz VL, gezahlt hätte.
Auf diese Finanzspritze haben rund 23 Millionen Angestellte und Auszubildende, aber auch Beamte und Soldaten Anspruch. Tatsächlich nehmen das Geld aber nur etwa 14 Millionen. Die individuelle Höhe und die Anlageklassen, in die VL fließen, sind in Tarifverträgen und Besoldungsgesetzen geregelt. Der Arbeitgeber zahlt einen Beitrag zwischen 6 und 40 Euro monatlich, der Arbeitnehmer muss selbst keinen Eigenanteil aus dem Nettogehalt dazuschießen, er kann es aber. Liegt das zu versteuernde Einkommen des VL-Sparers im Jahr unter 20.000 Euro (Verheiratete 40.000 Euro), belohnt der Staat die Sparanstrengungen mit der Arbeitnehmersparzulage von bis zu 80 Euro jährlich. Deutschland gibt dafür im Jahr rund 78 Millionen Euro aus. Weil viele Arbeitnehmer mehr als 20.000 Euro verdienen und die Sparzulage nicht bekommen, ist der Irrglaube, VL gäbe es für sie nicht oder würden sich nicht lohnen, weit verbreitet. Fakt ist aber: Auch Besserverdiener bekommen VL. Es geht zwar nur um kleine Beträge, aber über Jahre können so Tausende von Euro beispielsweise für die Altersvorsorge oder größere Anschaffungen zusammenkommen.
Ein VL-Vertrag läuft maximal sieben Jahre rückwirkend ab dem 1. Januar des Jahres, in dem die erste Einzahlung erfolgt. Sechs Jahre wird eingezahlt, anschließend ruht der Vertrag ein Jahr und ist dann ab dem 1. Januar des darauffolgenden Jahres frei verfügbar. Wer keine Arbeitnehmer-Sparzulage bekommt, kann sogar jederzeit ans Geld. Die VL können in Bausparverträge, Fonds- und Aktiensparpläne oder in Genussrechte des Unternehmens fließen, in dem man arbeitet.
Viele verschenken das Geld – weil sie erwarten, dass alles automatisch läuft, oder weil sie im Wirrwarr von Riester- und Rürup-Verträgen, Betriebsrente sowie Direktversicherung die VL ganz aus den Augen verloren haben.
Vor- und Nachteile von VL-Investmentfonds
Mit den VL-Zahlungen werden Anteile an einem Fonds gekauft, der in viele Aktien investiert.
Beteiligung an einem Mix börsennotierter Unternehmen und an deren Substanz.
Der Staat fördert jährliche Einzahlungen von 400 Euro mit 80 Euro Arbeitnehmersparzulage, wenn Alleinstehende nicht mehr als 20.000 Euro verdienen.
Der Anleger hat eine große Auswahl an Fonds und kann, wenn er keine staatliche Förderung erhält, die Einzahlung in einen enttäuschenden Fonds jederzeit stoppen.
Ohne Kaufgebühren (Ausgabeaufschlag) gibt es Fonds nur, wenn der Sparer auf Beratung verzichtet. Ein günstiges Online-Depot kostet pro Jahr zwölf Euro.
Das Auf und Ab der Börsenkurse bestimmt die Rendite. Staatliche Förderung gibt es nur für Fonds, die mindestens zu 60 Prozent Aktien enthalten.
Mancher gute Fonds nimmt keine kleinen VL-Zahlungen an.
Dividenden, Zinsen und Kursgewinne kosten Abgeltungsteuer, wenn die 801 Euro Freibetrag überschritten werden.
Hände weg von Provisionsmodellen, wie sie die Frankfurter Multi-Invest Sachwerte mit der Hamburger Sutorbank anbietet. Kunden müssen zum VL-Vertrag eine „Vermittlungsgebührenvereinbarung“ unterschreiben. Beenden Anleger den VL-Vertrag, müssen sie die Provision weiter zahlen. Da die Verträge bis zu 19 Jahre laufen, kostet das Tausende Euro.
Selber machen
Auf Unterstützung können Anleger kaum zählen. "VL steht heute in der Konkurrenz zu vielen anderen Anlagearten. Die betriebliche Altersvorsorge ist bei Unternehmen beliebter, weil sie ein Instrument zur Mitarbeiterbindung ist", sagt Stefan Fritz, Chef der auf Arbeitnehmerbeteiligung spezialisierten Beratung Mit-Unternehmer.com. Auch Banken bieten VL-Verträge nicht mehr so offensiv an wie noch vor Jahren, weil sie mit Riester-Verträgen über einen längeren Zeitraum Geld verdienen können. Also müssen Anleger das Thema selbst beherzt angehen.
Auch bei einem VL-Check unter WirtschaftsWoche-Kollegen, in einer Zielgruppe, bei der ein gewisses Interesse an Gelddingen vorausgesetzt werden könnte, tun sich Lücken auf. Sei es aus Bequemlichkeit, sei es wegen der relativ geringen Beträge: Einige wissen nicht einmal, ob sie einen Bauspar- oder Fondssparvertrag mit VL-Zuschüssen besparen. Nur wenige haben den Namen des Fonds parat, in den sie einzahlen. Viele kaufen die Fondsanteile zu teuer, weil ihnen monatlich noch ein Ausgabeaufschlag abgezogen wird, den der Bankberater kassiert. Einer hat es "immer verpennt, mal auszusteigen", und bespart seit Jahren einen Aktienfonds, obwohl er weiß, dass sich der im Vergleich zu Konkurrenten schlecht entwickelt hat. Mit ein paar Veränderungen wird mehr aus dem Geld.
Vor- und Nachteile der Altersvorsorge mit VL
Mancher Arbeitgeber bietet Mitarbeitern eine Direktversicherung an und zahlt einen Zuschuss. Wer das in Anspruch nimmt, kann nicht zusätzlich Geld für VL bekommen. Beschäftigte der Metall-, Elektro- und Chemieindustrie können VL nur noch in spezielle Riester-Verträge einzahlen.
Auch gut verdienende Sparer bekommen die Riester-Prämien.
Bis zur Rente kommt der Sparer nicht an sein Geld, niedrige Rendite.
Fondsgebundene Policen, wie sie die Volksfürsorge oder der Volkswohlbund für VL anbieten, sind intransparent, die Beiträge sind zu niedrig, um bei Tod des Versicherten eine Familie abzusichern.
Persönlich weiß ich: Einen VL-Vertrag abzuschließen ist keine Kunst. Zweimal habe ich das schon hinter mir.
Der erste war ein Bausparvertrag. Er sollte mir im Voraus günstige Kreditzinsen für einen späteren Wohnungskauf sichern, so ein beliebtes Verkaufsargument. In der Zeit, in der sie sparen, bekommen Anleger allerdings nur wenig Zinsen – aktuell zwischen 0,5 und 1,0 Prozent. Weil ich damals eine Banklehre machte, musste ich zumindest keine Provision zahlen, die bei dem mit einer Bausparsumme von 30.000 Mark abgeschlossenen Vertrag dem Verkäufer etwa 300 Mark gebracht hätte. In der Ausbildung kassierte ich die staatliche Förderung und übertrug nach Jahren das angesammelte Geld auf mein Sparkonto. Das Bauspardarlehen mit den günstigen Zinsen brauchte ich nicht und ließ den Anspruch darauf verfallen. Mit anderen Verträgen hätte ich damals vermutlich mehr aus den VL-Zahlungen gemacht.