Gelpolitik Türkische Notenbank kappt Leitzins unerwartet deutlich auf 16 Prozent

Die erneut gestiegene Inflation hält die Zentralbank für ein vorübergehendes Phänomen. Nach dem Zinsentscheid fällt die türkische Lira auf ein Rekordtief.

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Nach Bekanntgabe der Zinsentscheidung stiegen Dollar und Euro auf 9,4782 beziehungsweise 11,0064 Lira – so viel wie noch nie. Quelle: Bloomberg

Die türkische Notenbank hat ihren Leitzins überraschend deutlich gesenkt. Die Währungshüter kappten den geldpolitischen Schlüsselsatz am Donnerstag auf 16 von 18 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatte nur mit einem Wert von 17,5 Prozent gerechnet.

Die deutliche Reduzierung beschleunigte die Talfahrt der Landeswährung. Nach Bekanntgabe der Entscheidung stiegen im Gegenzug Dollar und Euro um jeweils fast drei Prozent und sind mit 9,4782 beziehungsweise 11,0064 Lira so teuer wie nie.

Der Spielraum für eine weitere Zinssenkungen bis Jahresende sei begrenzt, erklärte die Notenbank und betonte, dass die Inflationseffekte der jüngsten Zeit eher vorübergehend seien. Die Inflation war im September auf 19,6 Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren.

„Die Zinssenkungspolitik der Zentralbank bei steigender Inflation und einer schwächelnden Währung wird beide Probleme wahrscheinlich noch verschärfen, indem sie die Kapitalflucht weiter antreibt und Investitionen abschreckt“, schrieben die Analysten von Stratfor.

Die Unabhängigkeit der Notenbank war zuletzt eine der Hauptsorgen von Investoren. Staatschef Recep Tayyip Erdogan ist ein erklärter Zinsgegner und hat bereits die letzten drei Notenbank-Gouverneure aufgrund von Differenzen hinsichtlich der Geldpolitik vor die Tür gesetzt. Mitte März hatte er überraschend Notenbankchef Naci Agbal entlassen und durch Sahap Kavcioglu ersetzt – einen erklärten Gegner einer straffen Geldpolitik.

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