Konjunktur Erholung am US-Jobmarkt verliert kurz vor Präsidenten-Wahl an Schwung

US-Firmen schufen im vergangenen Monat weniger Jobs als erwartet. Dafür zeigt die Entwicklung der Arbeitslosenquote Zeichen der wirtschaftlichen Erholung.

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In den USA beträgt die Arbeitslosenquote noch 7,9 Prozent. Quelle: dpa

Einen Monat vor der Präsidentenwahl in den USA verlangsamt sich die Erholung am Arbeitsmarkt überraschend deutlich. Nach der Corona-bedingten Entlassungswelle im Frühjahr schufen die Firmen außerhalb der Landwirtschaft im September 661.000 Stellen, wie die Regierung am Freitag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten jedoch mit 850.000 gerechnet, nachdem es im August noch revidiert 1,49 Millionen waren und im Juli noch mehr als 1,7 Millionen. Die in einer getrennten Umfrage ermittelte Arbeitslosenquote fiel stärker als erwartet auf 7,9 von 8,4 Prozent.

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt kann mit ausschlaggebend sein für den Ausgang der Präsidentenwahl am 3. November, bei der sich Amtsinhaber Donald Trump gegen Joe Biden von den Demokraten durchsetzen muss. In der Krise gingen mehr als 22 Millionen Jobs verloren, von denen bislang etwa die Hälfte zurückgewonnen wurden.

Ein Problem für die wirtschaftliche Erholung, ist jedoch weiterhin die hohe Zahl an Neuinfektionen, sagt Uwe Burkert von der LBBW. Auch Trumps Infektion trage zum Klima der Unsicherheit bei: „Dass nun auch noch Präsident Trump, der die Infektionsrisiken immer klein geredet hatte, selbst Corona-positiv getestet wurde, dürfte die allgemeine Verunsicherung eher wieder erhöhen, was dem Job-Aufbau schadet. Dass kurz vor der US-Wahl nun doch noch so etwas wie ein messbarer 'Amtsinhaberbonus' für Donald Trump entsteht, ist daher ziemlich unwahrscheinlich.“

Die ersten Zeichen der Erholung sein jedoch nur ein Schritt von vielen, so Thomas Gitzel von der VP Bank: „In den vergangenen fünf Monaten wurde gerade einmal die Hälfte der im Zuge der Corona-Pandemie verloren gegangenen Jobs wieder aufgebaut. Für den US-Präsidenten sieht die wirtschaftliche Bilanz gemessen daran verheerend aus. Der schleppende Jobaufbau könnte die Wiederwahl Donald Trumps gefährden. Viele US-Amerikaner sind mit dem Krisenmanagement des Weißen Hauses unzufrieden.“

Die US-Notenbank (Fed) hat jüngst einen Strategieschwenk vollzogen, um wieder Vollbeschäftigung zu erreichen. Dabei hat sie auch die Integration von sozial benachteiligten Amerikanern in den Arbeitsmarkt im Blick. Sie könnte noch dieses Jahr neue Konjunkturhilfen auf den Weg bringen. Die Federal Reserve hatte ihr Ziel Vollbeschäftigung bereits erreicht, bevor in der Krise eine Entlassungswelle einsetzte.

Mehr: Die Ansteckung mit Covid-19 schadet dem amerikanischen Präsidenten kurzfristig politisch. Das muss aber nicht so bleiben.

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