
Mehr Meter. Mehr Meter in der Länge, mehr in der Breite. Mehr Kabinen, mehr Passagiere. Mehr Schiffe auf den Weltmeeren. Mehr von allem. Nun auch vom Meer. Das ist das Versprechen, dass die private Reederei MSC Cruises den Gästen ihres neuen Flaggschiffs, MSC Seaside, gibt. Es ist das erste von sechs neuen Schiffen, die MSC bis 2020 aufs Wasser schicken will. Und es zeigt die Richtung, in die die Reise gehen soll.
Nur wenige Tage, nachdem die Seaside von der Werft Fincantieri unweit von Triest der Reederei übergeben wurde, beherrscht sie festgezurrt am Pier das Stadtbild – es ist in Wassernähe schlicht das höchst und massivste Haus – und hat auf den ersten Blick überall Balkone. 1315 Kabinen von 2066 haben einen. Platz ist kostbar auf einem Schiff, dessen Bau 800 Millionen Euro gekostet hat.
Ihn für Freiflächen auch in günstigen Kabinenkategorien und Terrassen vor den Restaurants zu nutzen, ist ungewöhnlich in einer mit spitzem Stift rechnenden Branche. Doch das Gefühl, dem Wasser nahe zu sein, ist der entscheidende Punkt der Seaside im Werben um die Passagiere.





Auch wenn es auf dem Kreuzfahrtmarkt derzeit nur ein mehr an Mehr zu geben scheint. Expansionspläne wie die von MSC im Umfang von rund 10 Milliarden Euro sind keine Seltenheit. Die Pläne der großen Kreuzfahrtkonzerne sehen aus wie der überfüllte Wunschzettel eines Kleinkinds. Im März 2015 bestellte die in Panama versteuernde Carnival Corporation neun Kreuzfahrtschiffe, die zwischen 2019 und 2022 bei den Werften Fincantieri, Meyer Turku und der Meyer Werft gebaut werden sollen.
Das Glitzerschiff
Der Kritik zahlreicher Umweltaktivisten und Problemen in den Häfen zum Trotz setzen die Wettbewerber von Aida über Costa bis TUI auf immer größere Kapazitäten. Das neue Flaggschiff MSC Seaside bildet den Auftakt zu einer Verdreifachung der Passagier-Kapazitäten. Kabinenplatz für rund fünf Millionen Passagiere soll bis 2026 geschaffen werden, kurz vor der Vorstellung der Seaside in Triest gab die Reederei einen weiteren Auftrag für ein großes Schiff bekannt.
Von "rasantem Wachstum" spricht der deutsche Vertriebsleiter vor den anwesenden Reisebüro-Mitarbeitern und -inhabern. "Denn ohne Sie geht das nicht", sagt er gut gelaunt in der sogenannten "Haven Lounge", durch die auch schon mal ein Hauch von Schwimmbadduft ziehen kann, während der Gast am Cocktailtisch einen vorbildlich zubereiteten Cappuccino trinkt.
Er schwärmt vom Außenbereich mit gläsernen Brücken von 40 Metern Länge für schwindelfreie Passagiere, aber auch von den Kooperationen mit Unternehmen wie Lego, Samsung oder Technogym, deren Produkte die Gäste umgeben wie die allgegenwärtige Musik.
Die Reederei versucht den Spagat zwischen einem Angebot für den breiten Geschmack mit Burgern, Pommes und Pizza im Selbstbedienungsrestaurant auf der einen, aber auch Sushi unter der Lizenz eines amerikanischen Starkochs und vor allem dem "Yacht Club" auf der anderen Seite. Dahinter verbirgt sich ein im oberen, vorderen Teil des Schiffs abgegrenzter Bereich, der nur den Passagieren zugänglich ist, die einen Aufpreis zahlen für mehr Service, mehr Platz, 24-Stunden-Concierge-Service, 1600 Quadratmeter Sonnendeck – und eben auf Wunsch Abstand zum gewöhnlichen Passagier, der die Woche in der Innenkabine ab knapp 500 Euro pro Person von Miami aus bucht.